12 % des weltweiten Containerverkehrs gestört : Huthi-Rebellen: Düstere Prognosen für die Weltwirtschaft

Suez Canal Egypt satellite view

Die Durchfahrt durch den Suez-Kanal wird für Frachtschiffe immer gefährlicher: Auch in dieser Woche haben die Huthi-Rebellen wieder mindestens ein Handelsschiff beschossen.

- © Axelspace Corporation, CC BY-SA 4.0

"Erste Lager laufen leer, Produktionsbeeinträchtigungen deutscher Unternehmen werden sichtbar", warnt der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. Durch die Verlagerung der Routen der Handelsschiffe verlängerten sich zwar die Lieferzeiten. Die Auswirkungen auf den Welthandel seien derzeit überschaubar. "Wir beobachten die Lage aber weiter sehr genau und nehmen das Thema sehr ernst", fügt er hinzu. Ähnlich äußert sich der Chef der Bank of England, Andrew Bailey. Die Anschläge hätten "nicht die Auswirkungen gehabt, die ich befürchtet hatte", sagte der Notenbankchef. Die Unsicherheit bleibe aber, Experten prognostizieren erhöhte Inflationsraten sollte es nicht bald zu einer Lösung kommen.

Der Hauptgrund für die bisher relativ milden Auswirkungen dürfte in der nach wie vor lahmenden Weltwirtschaft liegen. Europa und seiner größten Volkswirtschaft Deutschland droht sogar eine Rezession. Das führt dazu, dass zum Beispiel die Transportkapazitäten nicht ausgelastet sind und es noch viel Spielraum gibt. Denn wegen der längeren Transportwege werden für die gleiche Ladung mehr Schiffe benötigt. Auch die Ölpreise sind noch nicht explodiert. Das weltweite Ölangebot sei solide, die Nachfrage habe sich zudem eher verlangsamt, sagt der Chef der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol. "Ich erwarte keine große Veränderung des Ölpreises, weil wir eine große Menge Öl auf dem Markt haben", betont er. Der deutsche Logistikriese DHL sieht zudem freie Luftfrachtkapazitäten, um eine stärkere Verlagerung auf den Luftverkehr bewältigen zu können.

Ikea hält an Preissenkungen fest

Der Seeweg von Asien nach Europa verlängert sich durch die Umgehung des Suezkanals und den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung um etwa zehn Tage. Die Frachtraten auf dieser Route haben sich bereits vervierfacht. Die Versicherungsprämien für Schiffe, die weiterhin das Rote Meer befahren, sind noch stärker gestiegen.

Die Konjunktur- und damit Nachfrageschwäche erschwert es den Unternehmen, die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. "Unsere beste Prognose im Moment ist, dass wir in der Lage sind, die zusätzlichen Kosten zu absorbieren und trotzdem eine Verbesserung der Bruttomarge zu erreichen", sagt etwa der Vorstandsvorsitzende des Einzelhändlers Pepco, Andy Bond. Der Möbelgigant Ikea betont sogar, dass er an den geplanten Preissenkungen festhalten werde und über Lagerbestände verfüge, um mögliche Schocks in der Lieferkette aufzufangen.

Prognosen der Auswirkungen auf die Konjunktur

Je länger die Störung andauert, desto wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie sich auf die Konjunktur auswirkt. Wenn auch nicht schlagartig, sondern allmählich. "Wenn das Rote Meer für mehrere Monate für die Schifffahrt geschlossen bleibt und die Frachtkosten für die Schifffahrt etwa doppelt so hoch bleiben wie Mitte Dezember, könnte dies bis Ende 2024 zu einem Anstieg der jährlichen Inflationsraten um 0,7 Prozentpunkte führen", schätzen die Analysten von Oxford Economics. Dies dürfte jedoch nicht ausreichen, um einen Rückgang der globalen Inflation im Laufe dieses Jahres zu verhindern. Auch dürfte dies die großen Zentralbanken nicht davon abhalten, ab etwa Mitte des Jahres mit Zinssenkungen zu beginnen.