Additive Fertigung : 3D-Druck als Heilsbringer fürs Ersatzteilmanagement?

Die Lieferkettenkrise der vergangenen Jahre befeuert die Etablierung der additiven Fertigung in der Industrie.

Die Lieferkettenkrise der vergangenen Jahre befeuert die Etablierung der additiven Fertigung in der Industrie.

- © BF

Entwicklungen im Bereich des 3-D-Drucks machen den Aufbau eines digitalen Inventars für den Ersatzteildruck für Hersteller und anlagenintensive Unternehmen zunehmend kommerziell interessant. Unternehmen sind zunehmend mit kurzen Lebenszyklen von Teilen konfrontiert, was eine schnelle Rotation von neuen Teilen auf Lager erfordert. Anlagenintensive Unternehmen müssen manchmal wochenlang auf den Ersatz eines defekten Ersatzteils warten, was sich negativ auf die Betriebszeit ihrer Anlagen auswirkt. Die Alternative - alle Teile auf Lager zu haben und per Express zu liefern - bedeutet enorme Kosten oder Druck auf die Bilanzen.

Hersteller produzieren Ersatzteile oft in großen Mengen, um die Kosten zu senken. Die Verwaltung von Hunderttausenden vorrätiger Ersatzteile führt jedoch zu hohen Lagerkosten. Die Suche nach dem richtigen Ersatzteil und dessen Versand an einen Kunden am anderen Ende der Welt dauert manchmal Wochen, was sich negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirkt. Viele Hersteller entscheiden sich dafür, einige Ersatzteile überhaupt nicht mehr zu liefern und lassen ihre Kunden mit leeren Händen zurück, was sich ebenfalls negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirkt. Die additive Fertigung ermöglicht es, Ersatzteile in kleinen Mengen und sogar Einzelstücke zu sehr geringen Kosten herzustellen. Die Teile können auch vor Ort gedruckt werden, was Transportzeit und -kosten spart.

  • Ersatzteile für LKWs aus dem Drucker

    Im Prototypen- und Designbereich nutzt die Daimler Truck AG die 3D-Drucktechnologie bereits seit Jahrzehnten. Nun setzt das Unternehmen den 3D-Druck auch in der Serie, also im industriellen 3D-Druck, ein. Eine eigene Consulting-Einheit berät auch Kunden aus anderen Branchen und unterstützt sie bei der Digitalisierung der Teilebeschaffung.

    Das Center of Competence 3D-Printing, das 2016 ins Leben gerufen wurde, erstellt von allen Teilen, die für den 3D-Druck in Frage kommen, digitale Zwillinge für die additive Fertigung. Diese Daten speichern die Experten in einem virtuellen Lager auf unbestimmte Zeit. Bei Bedarf sind sie dann in der Lage, die benötigten Bauteile für die Nutzfahrzeuge des Unternehmens auf Knopfdruck zu produzieren. Dieser 3D-Druck kann idealerweise überall auf der Welt erfolgen, wo das Teil benötigt wird, sofern ein geeigneter 3D-Drucker verfügbar ist.

  • 3-D-Druck in der Luftfahrt

    Auch wenn sich die additive Fertigung in vielen Bereichen immer noch wie eine experimentelle Technologie anfühlt, so ist sie doch weit über den Zustand von Desktop-3D-Druckern und Plastikfilament hinaus gereift. Tatsächlich fliegen heute mehr als 70.000 3D-gedruckte Produktionsteile durch die kommerziellen und militärischen Programme von Boeing. Die Technologie entwickelt sich von Forschungs- und Entwicklungsprojekten und kostengünstigen Werkzeugen hin zum Druck großer Mengen hochwertiger Metallkomponenten und großer Werkzeugfamilien, die eine Spannungsanalyse erfordern.

  • Technologie eröffnet neue Geschäftsmodelle

    Die Logistiksparte der Deutschen Bahn DB Schenker setzt auf 3D-Drucker, um die Lieferkettenprobleme ihrer Kunden zu lösen. DB Schenker bietet Ersatzteillieferungen per 3D-Druck an. Die Produkte aus unserem virtuellen Lager sind in kürzester Zeit verfügbar und werden direkt dort hergestellt, wo sie gebraucht werden. Mit dieser Lösung können die Lieferkosten gesenkt, die Lieferzeiten verkürzt und die Umwelt geschont werden. Ziel sei es, unnötige Lagerhaltung zu vermeiden und Lieferketten stabiler und flexibler zu machen.

    DB Schenker hat das virtuelle Lager in Pilotprojekten für Kunden aus dem Maschinenbau, der Automobilindustrie und dem Schienenverkehr getestet und bietet das Service nunmehr weltweit an.