Erfolg : Vom Start-up zum Weltkonzern

Winckler Fiala Brauner Jankowitsch
© Martina Draper

Beharrlichkeit ist im wirtschaftlichen Leben eine Tugend – dies wird besonders deutlich, wenn man/frau einer guten Idee zum Durchbruch verhelfen will. Der Schritt in die Selbständigkeit wird heute glücklicherweise von verschiedenen Seiten unterstützt. Förderungen der öffentlichen Hand wie aus dem Bereich der Forschungsförderung sind zumeist aber auch dringend notwendig, um voranzukommen.

Auch die heimischen Universitäten entpuppen sich immer wieder als Brutstätte hervorragender Ideen, die es zu unterstützen gilt. Im Rückblick betrachtet zahlen sich derartige Bemühungen durchaus aus: Unternehmen mit Weltruf, wie AVL List aus Graz, waren seinerzeit schon ein Start-up, als der Begriff in der Wirtschaft noch gar nicht verwendet wurde. Heute ist AVL das weltweit größte private und unabhängige Unternehmen für die Entwicklung von Antriebssystemen mit Verbrennungsmotoren und Mess- und Prüftechnik.

Zugegeben: Die Steirer haben einen Status in der Industrie, von dem andere noch nicht einmal träumen. Aber bekanntlich ist der Weg das Ziel, wie auch anlässlich einer Pressekonferenz in Wien zum Thema „100 Gründungsprojekte für Wien – Universitäres Gründerservice IniTS unterstützt JungunternehmerInnen“ kürzlich deutlich wurde.

Aus 832 mach 100.

INiTS realisierte seit dem Jahr 2002 aus 832 so genannten Erstgesprächen 100 Gründungsprojekte in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Life Science und andere Technologien. Die Start-ups aus dem Inkubator haben im Raum Wien bis zum heutigen Tag 522 hochwertige Arbeitsplätze sowie innovative Produkte und Dienstleistungen geschaffen. Das freut natürlich auch die Politiker. „Aus innovativen Ideen kommerziell erfolgreiche Produkte und Anwendungen zu entwickeln, ist für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Wien immens wichtig“, sagte demnach auch Vizebürgermeisterin Renate Brauner bei der Pressekonferenz. „Mit INiTS konnten wir bereits 100 Gründungsprojekte realisieren und damit wertvolles wissenschaftliches Know-how für den Wirtschaftsstandort Wien nachhaltig nutzen.“

Insgesamt wurden für die Gründungsvorhaben über ein Netzwerk von Investoren und Förderern rund 112 Millionen Euro investiert. Geld, das gut angelegt ist, wie Irene Fialka, INiTS-Gründungsberaterin, betonte: „Von diesem großen Geldtopf fließen rund 18 Prozent zurück in universitäre und private Forschungseinrichtungen. So entstehen durch das Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft wiederum neue Innovationsvorhaben. Mit den 100 Gründungsprojekten haben wir einen ersten Impuls in Richtung Innovation und Entrepreneurship gesetzt und haben ein klares Ziel vor Augen: Wir – die INiTS, die TU Wien, die Uni Wien und die Stadt Wien – wollen gemeinsam mit weiteren Partnern die treibenden Kräfte sein, die den Raum Wien zu einem Top-Innovationsstandort in Europa machen.“

Auch Georg Winckler, Rektor der Universität Wien und Paul Jankowitsch, Vizerektor der TU Wien, unterstrichen die nachweislich vorhandenen Vorteile derartiger Kooperationen. „Von einem innovativen, unternehmerischen Umfeld profitieren Wirtschaft und Universität gleichermaßen. Durch die Beteiligung an INiTS leistet die Universität Wien einen Beitrag, dass neue Ideen wirtschaftlich Fuß fassen können. Seit dem Beginn im Jahr 2002 ist die Universität Wien am Unternehmen beteiligt und freut sich einen wichtigen Beitrag zur Schaffung der 522 Arbeitsplätze geleistet zu haben“, so Georg Winckler.

Paul Jankowitsch sieht noch weiteres Optimierungspotential: „Für den künftigen Erfolg von Unternehmensgründungen ist es essenziell, die Schnittstelle zwischen der TU Wien – die sich Gründungen in ihrer Innovationsstrategie zum Ziel gesetzt hat – und INiTS zu optimieren. Wir gehen davon aus, dass das neue AplusB-Programm diese Anforderung möglich macht."

„Lebendige“ Beispiele.

Im Rahmen der Pressekonferenz präsentierten drei Unternehmen beispielhaft ihre bisherige Tätigkeit – und ihre Erfolge. So entwickelt und betreibt etwa die Fluidtime Data Services GmbH hochqualitative (Echtzeit)-Informationsdienste. Gegründet 2004, wandelt das Unternehmen mit 15 MitarbeiterInnen Daten in ein Informationserlebnis für Mobiltelefone im Web um. Dabei kommen weder Funktionalität noch Entertainment zu kurz und werden in den Feldern Verkehr, Kommunikation und mobiles Marketing angeboten.

FACTORY-LeserInnen bekannt ist Happy Plating. Das mittlerweile 13 MitarbeiterInnen starke Unternehmen wurde ebenfalls 2004 gegründet und vereint Kompetenzen auf den Gebieten Elektrochemie, Materialwissenschaften und Verfahrenstechnik. Beliefert werden Industrieunternehmen weltweit. Dabei werden zwischendurch für Kunden auch Probleme gelöst, die eigentlich als „Mission Impossible“ gelten. Bei einem Exportanteil von etwa 70% hat sich Happy Plating auf den internationalen Wissenstransfer sowie Up-Scaling von Ergebnissen der Forschung und Entwicklung auf die industrielle Produktion spezialisiert.

Das dritte Unternehmen, das im Rahmen der Pressekonferenz vorgestellt wurde, ist eines der jüngsten im Bunde: 2009 gegründet bietet Spectralmind Lösungen rund um eine innovative Musikanalysetechnologie. Neben klangbasierten Empfehlungssystemen für den digitalen Musikvertrieb und Audiosuchlösungen für den Werbe- und Filmproduktionsbereich hat Spectralmind mit „sonarflow“ eine Smartphone-App, das dabei hilft, in der Vielfalt des Musikangebots den Überblick zu bewahren.

Steirabluat tuat Start-ups guat!

An der TU Graz gibt es auch einiges zum Thema Unternehmensgründungen zu sagen. „Zahlreiche AbsolventInnen und wissenschaftliche MitarbeiterInnen haben eines oder mitunter sogar mehrere Unternehmen gegründet und wirken so als Beleg für den Gründergeist an der TU Graz“, unterstreicht ein Kommentar auf der Website der steirischen Universität das Weltbild von der „TU Graz als Quelle unternehmerischer Tätigkeit.“

Viele dieser Unternehmen sind übrigens auch in der Steiermark beheimatet und haben ihren bedeutenden Anteil am Strukturwandel hin zu einem Bundesland mit starker Hightech-Industrie.

Verdeutlicht wird die Vielzahl an erfolgreichen Gründungen durch eine Grafik in der ein möglichst kompletter Überblick über die Spin-offs und Start-ups beziehungsweise auch über Unternehmen mit einem starken Bezug zur TU Graz geboten wird. In der Auflistung sind so bekannte Unternehmen wie die bereits erwähnte AVL List (4.100 MitarbeiterInnen weltweit) aber auch Firmen wie die Anton Paar GmbH (1.000 MitarbeiterInnen) und Salomon Automation vertreten.

Ein sehr interessantes Unternehmen ist auch die 2001 gegründete Alicona Imaging. Die Geschäftsführer Stefan Scherer und Manfred Prantl, beide Absolventen der TU Graz, haben sic mit ihren mittlerweile 45 MitarbeiterInnen auf die Bereiche optische 3D Oberflächenmesstechnik und Messlösungen im Mikro- und Nanometerbereich spezialisiert. Zur Produktpalette gehören optische Messinstrumente zur Qualitätssicherung im Labor und in der Produktion.

„Unsere Produkte und Dienstleistungen werden international zur Qualitätssicherung sowie Forschung und Entwicklung eingesetzt. Ob es sich um Schweißpunktkontrolle, Präzisionsfertigung und Feinwerktechnik, Messaufgaben in der zerspanenden Industrie, Papierherstellung, Medizintechnik oder Elektronik handelt – Alicona Systeme werden überall dort eingesetzt, wo es gilt, Oberflächen genau, flächendeckend und schnell zu messen,“ heißt es von Seiten der Geschäftsführer.

In Linz beginnts.

So auch Paolo Ferrara und Ronald Naderer, Gründer und Geschäftsführer der FerRobotics Compliant Robotic Technology GmbH. Die Roboterforscher der Johannes Kepler Universität Linz, Abteilung Robotik, erhielten wiederholt Anfragen aus der Wirtschaft nach „einfachen, aber intelligenten Geräten“. „Wir dachten an eine neue „Spezies“ von Robotern für den möglichst direkten Kontakt mit dem Menschen. Sie sollten berührungssensitiv und flexibel einsetzbar sein sowie einfach und interaktiv funktionieren. Nun ist das keine Science Fiction mehr“, erläutert Naderer die Idee zur eigenen Company.

2006 aus der Taufe gehoben startete man 2007 mit der Produktion des Leichtbauroboters ROMO 3.0. Inzwischen haben die beiden Entwickler mit ihrem Team mehrere Technologiepreise und den Staatspreis für Innovation „ECONOVIUS“ eingeheimst und werden nicht müde, ihren berührungssensitiven Roboter weiter zu entwickeln und Neuheiten wie den „Aktiven Kontaktflansch“ auf den Markt zu bringen. Erst im Oktober wurden Ferrara und Naderer unter anderem dafür mit dem internationalen „Strategic Manufacturing Award: Innovation Award 2010 und Manufacturer of the Year 2010“ ausgezeichnet. Die Jury besteht aus internationalen Experten im Bereich der Fertigung.

OÖ-Geburtshelfer.

Tech2B agiert in Oberösterreich als Innovations- und Partnerschaftsnetzwerk für forschungsbasierte und technologieorientierte Geschäftsideen und Unternehmensgründungen. Begleitet und unterstützt werden AkademikerInnen aus dem Hightech-Bereich in der Startphase. Die Realisierung der Projekte erfolgt in Kooperation mit oberösterreichischen Forschungseinrichtungen der Johannes Kepler Universität Linz, der Oö. Fachhochschulen und außeruniversitärer Forschungszentren, in Zusammenarbeit mit Forschern, Experten und ambitionierten Unternehmensgründern sowie durch die Unterstützung unserer Gesellschafter, Partner und Investoren.

Bis dato kann tech2b auf über 54 erfolgreiche Gründungsvorhaben, mehr als 38 erfolgreiche Unternehmensgründungen mit mehr als 200 Beschäftigten, mehr als 60 Patente und mehr als 15 Millionen Euro an Kapital, das den beteiligten Unternehmen zugute gekommen ist, verweisen.

Einen erfolgreichen Start hat auch der International Incubator Hagenberg hingelegt. Mit den beiden Unternehmen isiQiri (entwickelt und vertreibt großflächige Sensorsysteme, mit welchen Computerbefehle mit Hilfe eines Laserpointers, Laserstifts oder der Finger einfach und schnell eingegeben werden können) und FL3XX (erstellt unter anderem ein umfassendes System zum autonomen Management von Flugbetrieben) hat man zwei zukunftsträchtige Start-ups ansiedeln können.