Bestandsmanagement : Das richtige Werkzeug zur richtigen Zeit
Das Bedienpersonal in einer typischen Werkhalle verbringt 20 Prozent seiner Zeit mit der Suche nach Werkzeugen, wobei 15 Prozent der Aufträge verschoben werden müssen oder sich verzögern, weil das Personal die richtigen Werkzeuge nicht findet. Diese Ergebnisse, die auf Kundenbefragungen von Sandvik Coromant beruhen, zeigen, wie viel Zeit Fertigungsunternehmen durch eine schlechte Bestandsverwaltung verlieren. Die Folge: Fehlbestände oder Bestände mit hohem Wert werden angehäuft und große Mengen an Lagerbeständen veralten. Folglich sind Lagerbestände häufig genau dann aufgebraucht, wenn ein bestimmtes Werkzeug am dringendsten benötigt wird. Weitere negative Auswirkungen sind Schwierigkeiten bei der Messung der Werkzeugleistung und höhere Kosten für die Bestandsverwaltung und die Auftragsabwicklung.
Doch in einem Sektor wie der Fertigung, der so sehr auf Schnelligkeit bedacht ist, sollte nicht derart viel Zeit mit der Suche nach Werkzeugen und Ersatzteilen verschwendet werden. Was also machen Fertigungsunternehmen bei ihrer Lagerverwaltung falsch?
Eines der Hauptprobleme liegt darin, dass die Werkzeugverwaltung und die Werkzeugausgabesysteme in vielen Unternehmen nach wie vor isoliert sind. Außerdem verlassen sich viele Unternehmen bei der Überprüfung und Auffüllung ihrer Werkzeugschränke allein auf ihre Mitarbeiter. Sie zögern bei der Digitalisierung ihrer Lagerprozesse, weil sie sich nicht sicher sind, wie sich Industrie-4.0-Lösungen in ihre etablierten Arbeitsprozesse, etwa in Enterprise Resource Planning (ERP), Supervisory Control and Data Acquisition (SCADA) und Manufacturing Execution Systems (MES), einfügen lassen – und auch wie sie die Akzeptanz der Mitarbeiter in der Fertigung erreichen können.
Weitere Infos zum Thema: Plattform führt Werkzeugverwaltung und -beschaffung zusammen
Kürzere Produktionszeiten
In seinem Bericht „Digitale Fabriken 2020: Shaping the future of manufacturing" stellt Pricewaterhouse Coopers (PwC) fest, dass die Digitalisierung nur dann ihre positiven Effekte voll entfalten kann, wenn Unternehmen mit ihren wichtigsten Lieferanten und Kunden in Echtzeit verbunden sind. Das erreichen sie insbesondere durch den Einsatz von Industrie-4.0-Tools wie Sensoren an Fertigungsstraßen, welche die Daten in Echtzeit erfassen und so bessere Analysefähigkeiten und fundierte Entscheidungen ermöglichen. Und wie schon beim Supply Chain Management lässt sich diese Art der optimierten Datenerfassung auch auf die Verwaltung von Lagerbeständen anwenden.
Angesichts der vielfältigen Facetten der Bestandsverwaltung birgt die Digitalisierung hier allerdings einige Herausforderungen. Dazu gehören die Überwachung der Lagerbestände sowie der optimale Zeitpunkt für die Werkzeugbestellung, um sicherzustellen, dass die Produktion nicht stillsteht.
Ein im PwC-Bericht genanntes Beispiel ist das Fujitsu-Werk in Augsburg, das eine automatische Überwachung der Lagerfähigkeit einsetzt, um seine Lagerbestände zu optimieren und Fehlbestände zu vermeiden. Das Werk verfügt über ein Zwischenlager (dem sogenannten „Supermarkt“) und selbstfahrende Elektrofahrzeuge, die in sein Manufacturing Execution System (MES) integriert sind, um eine „just in sequence“-Lieferung der benötigten Komponenten zu gewährleisten. In diesem Fall spart die digitalisierte Bestandsverwaltung dem Unternehmen nicht nur Zeit, sondern beschleunigt auch die Produktion. Ein solchermaßen verbessertes Bestandsmanagement ist aber nicht nur großen multinationalen Unternehmen wie Fujitsu vorbehalten. Mittels spezieller Software können auch kleinere oder mittelgroße Fertigungsunternehmen ihre vielfältigen Bestandsverwaltungsprozesse automatisieren.
Mehrwert für Prozesse
CoroPlus Tool Supply vereint Hard- und Software, denn der Kunde erhält einen speziell angefertigten Automatenschrank mit Schubladensystem, der mit einer leistungsstarken Softwareplattform kombiniert ist, welche wiederum über einen PC oder ein Tablet zugänglich ist. Die Automatisierungssoftware bietet Fertigungsunternehmen somit eine Alternative zum manuellen Handling, mit der die Zeitaufwände deutlich reduziert werden können. Hierzu unterstützt CoroPlus Tool Supply das Bestandsmanagement in allen seinen Facetten: von der Überwachung des Lagerbestands bis hin zur Automatisierung des Werkzeugeinkaufs. Auf diese Weise können sich Mitarbeitende, die den Inhalt eines Werkzeugschranks manuell erfassen, darauf verlassen, dass CoroPlus Tool Supply dank seiner Werkzeugbestellfunktion automatisch nachbestellt und den Lagerbestand auffüllt. Die Software ermöglicht zudem die automatisierte Entnahme und Rückgabe von Werkzeugen und unterstützt die Mitarbeitenden bei der Verwaltung, der Wiederauffüllung und der laufenden Bestandspflege – und das alles in Echtzeit. Mit anderen Worten: CoroPlus Tool Supply fördert eine nahtlose Kooperation von Mensch und Software.
Bessere Entscheidungen treffen
Ein weiterer Vorteil von CoroPlus Tool Supply sind die rollenbasierten Benutzerschnittstellen (RBUI). RBUIs sind der neueste Trend in der Enterprise-Resource-Planning-(ERP)-Software, denn sie ermöglichen einen einfacheren Zugriff auf häufig genutzte Anwendungen – ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz seitens der Beschäftigten. Außerdem bietet die CoroPlus Tool Supply Plattform über das CoroPlus Angebot digitalen Zugang zu Werkzeugdaten. So sind die Anwendenden mit den Produktdatenbanken mehrerer Lieferanten verbunden, was den Import der korrekten Werkzeugdaten einschließlich ISO-Parameter, Stücklisten und Ersatzteile ermöglicht.
Autor: Francis Richt, Global Manager für den Geschäftsbereich Digital Machining bei Sandvik Coromant
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