Betriebsflächen gehen aus : Wiener Industrie warnt: "Uns geht der Platz aus!"
In Wien gibt es aktuell 2.127 Hektar gewidmete Betriebsflächen, wovon nur noch 140 Hektar frei sind. „In den vergangenen zehn Jahren sind 138 Hektar verbaut worden“, erklärt Stefan Ehrlich-Adám. „Das bedeutet, dass uns bei diesem Tempo in 10 Jahren der Platz ausgeht.“ Dies hat nicht nur zur Folge, dass die Ansiedlung neuer Unternehmen und damit der Verlust von zusätzlicher Wertschöpfung und Arbeitsplätzen für Wien nicht möglich ist. Bestehende erfolgreiche Unternehmen können ihre Standorte nicht erweitern und müssen Wien verlassen. Auch in diesem Fall gehen Arbeitsplätze und Wertschöpfung verloren. Die Wiener Industrie erwirtschaftet jährlich einen Produktionswert von 63 Mrd. Euro und eine Wertschöpfung von 7,3 Mrd. Euro.
Die Betriebsflächen in Wien sind in den letzten 30 Jahren stark zurückgegangen. Gab es 1992 noch 2.805 Hektar gewidmetes Betriebsbau- und Industriegebiet, so waren es 2012 nur noch 2.239 Hektar, also 20 Prozent weniger. Durch das von der Wirtschaftskammer Wien maßgeblich beeinflusste Fachkonzept Produktive Stadt konnte dieser Trend in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien in den letzten Jahren jedoch weitgehend gestoppt werden.
„Die Stadt Wien stellt heuer den Stadtentwicklungsplan 2035 auf die Beine“, sagt Spartenobmann Ehrlich-Adám. „Die Wirtschaftskammer Wien ist in diesen Prozess eingebunden und wird sich für die ausreichende Verfügbarkeit von Betriebsflächen einsetzen. Wir vertrauen darauf, dass dieses wichtige Thema im neuen Stadtentwicklungsplan angemessene Berücksichtigung findet.“
Analyse der Neuverbauung
Die Nachfrage nach Betriebsflächen ist jedenfalls konstant hoch, wie Rückmeldungen aus den Vienna Business Districts sowie eine jährliche Analyse der Neuverbauung durch die Wirtschaftskammer Wien zeigen. „Es ist daher notwendig, nicht nur bestehende Betriebsflächen zu sichern und vor einer Umwidmung zu schützen, sondern auch neue Betriebsflächen zu erschließen“, erklärt Ehrlich-Adám. „Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Wiener Industrie kaum etwas mit dem veralteten Bild rauchender Fabrikschlote zu tun hat, sondern es sich größtenteils um hochmoderne und vor allem saubere Betriebe handelt, die zum Beispiel in den Bereichen Pharmazeutik, Nahrungsmittel oder Elektronik arbeiten.“
Betriebsflächen bieten laut Ehrlich-Adám nicht nur Raum für zukunftsorientierte neue Unternehmen und Technologien. Ansiedlungen und Erweiterungen haben auch Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen: Auf den Dächern von Hallen oder Parkplätzen können großflächige PV-Anlagen installiert werden, Fassaden und bisher versiegelte Flächen können begrünt werden.