Toolmanagement : Werkzeugmanagement: Warum es notwendig ist, mit digitalen Daten zu arbeiten

Jean-Paul Seuren und Andreas Seum, TDM Systems Toolmanagement

"Die richtigen Fragen sind; wie hoch sind die Kosten auf Tools, wie viele Fehler passieren in der Produktion, wie oft stehen Maschinen still, wie viele unterschiedliche Werkzeuge gibt es und wieviel muss man wegwerfen, weil die Qualität nicht stimmt?". Jean-Paul Seuren, Geschäftsführer, und Andreas Seum, Verkaufsleiter von TDM Systems, erklären im Interview, wann es für KMUs sinnvoll ist, ihr Toolmanagement zu optimieren.

- © TDM Systems

FACTORY: Was bringt digitales Toolmanagement?

Jean-Paul Seuren: Eine Maschine muss so viel wie möglich produzieren. Denn wenn sie steht, verdient sie kein Geld. Und wenn die Werkzeuge fehlen oder erst gesucht werden müssen, verliert man Zeit. Mit einem Toolmanagement kann man quasi per Knopfdruck fragen: „Wo im Lager liegt der Bohrer XY?“. Dann können Sie sofort hingehen, das Werkzeug holen, richtig zusammenbauen und einstellen und auf die Maschine bringen. Oder wenn von einem bestimmten Fräser-Typ nur noch fünf Stück da sind, für die Produktion aber zehn benötigt werden, kann man damit automatisch fünf neue bestellen.

Sie sagen, Sie bieten 100%ige Werkzeugverwaltung. Was genau ist damit gemeint?


Jean-Paul Seuren: Das heißt, dass man die Daten in der Produktion so aufbereitet, dass sie überall einsichtig sind. Wir können mit der Maschine kommunizieren; wir können mit dem Presetter, mit den CAM-, MES- und ERP-Systemen kommunizieren. Also mit allen Systemen, die an den Shopfloor gekoppelt sind, sei es Hardware oder Software. Und das Wichtigste ist: wir sind agnostisch.

Wollen und brauchen Ihre Kund:innen immer diese 100%?


Andreas Seum: Es gibt auch Kund:innen, die keine MES- oder ERP-Systeme haben. Für sie genügt unsere Standard-Konfiguration, auf der sie später bei Bedarf aufbauen können. Man muss nicht alles auf einmal machen. Egal aus welcher Perspektive die Kund:innen starten, eher von der Werkzeuglogistik oder eher von der CAM-Planungsseite, die TDM-Anwendung kann Schritt für Schritt ausgebaut werden.

Was wäre denn ein Standard-Kunde von Ihnen?


Andreas Seum: Wir sind in vielen Branchen unterwegs. Alle Unternehmen, die zerspanen, also fräsen, drehen, bohren usw. sind potenzielle Anwender von unseren Lösungen. Wir beliefern beispielsweise Firmen in den Bereichen allgemeiner Maschinenbau, Werkzeughersteller, Werkzeug- und Formenbau, Öl- und Gas, Automotive und Aerospace . Natürlich nicht zu vergessen, die vielen Zulieferer und Lohnfertiger.

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Über TDM Systems

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Tübingen ist eine 100%e Tochter der Sandvik Gruppe. Es bietet Software für die Verwaltung von Werkzeugdaten im Bereich der Zerspanung. Das breite Angebot von TDM Systems umfasst zahlreiche Schnittstellen, die zu einer optimierten Planung und Bereitstellung von spanenden Werkzeugen beitragen. Davon machen bereits namhafte Kund:innen wie Grob, Liebherr-Verzahntechnik oder MAN Gebrauch.

Wir haben über 60 zertifizierte Schnittstellenpartner, mit denen wir zusammenarbeiten und zu deren Systeme wir standardisierte Interfaces anbieten. Diese ermöglichen unseren Anwender:innen eine sogenannte seamless connectivity.
Andreas Seum

FACTORY: Können Sie erklären, wie man Ihr System integriert und was es dazu braucht?

Jean-Paul Seuren: Man muss zuerst verstehen, warum es notwendig ist, mit digitalen Daten zu arbeiten. Und warum man mit analogen Daten, also mit Zetteln, die man ausdruckt und von Maschine zu Maschine trägt, nicht weiterkommt. Man muss einen zentralen Datastore haben, wo man die Daten speichert und auf den die Mitarbeiter:innen zugreifen können.

Wie weit sind mittelständische Unternehmen hier im DACH-Raum Ihrer Erfahrung nach schon fortgeschritten in der Digitalisierung?


Jean-Paul Seuren: Heute wird oft von Industrie 4.0 gesprochen. Viele Firmen stehen aber erst bei Industrie 2.0, oder maximal 3.0. Sie müssen zunächst einmal die Daten digitalisiert zur Verfügung stellen. Und das können wir von TDM Systems übernehmen.

Wie kann man Mittelständlern noch den Einstieg in die Digitalisierung erleichtern?


Jean-Paul Seuren: Auch mit unserem WebCatalog verringern wir die Einstiegs-Hürden, weil wir dort bereits zahlreiche Tools von neun verschiedenen Herstellern, wie z.B., Hahn & Kolb, Ingersoll, Sandvik Coromant, Seco Tools oder Walter integriert haben. Damit kann ein Kunde im Normalfall schon 60 bis 70 % der Werkzeuge abbilden und muss nur noch die übrigen einpflegen.

Ein Stichwort, das oft fällt, ist die nahtlose Integration. Wie schaffen Sie das?


Andreas Seum: Wir haben über 60 zertifizierte Schnittstellenpartner, mit denen wir zusammenarbeiten und zu deren Systeme wir standardisierte Interfaces anbieten. Diese ermöglichen unseren Anwender:innen eine sogenannte seamless connectivity, die Daten fließen also in andere Systeme und unterstützen die Prozesse. Wenn sie irgendwo andocken wollen, müssen sie wissen, wo docke ich mich an, welche Informationen kann ich daraus bekommen und welche Informationen verlangt das System von mir.

Worauf sollten KMUs achten, die ihr Toolmanagement optimieren bzw. digitalisieren wollen?


Andreas Seum: Die richtigen Fragen sind; wie hoch sind die Kosten auf Tools, wie viele Fehler passieren in der Produktion, wie oft stehen Maschinen still, wie viele unterschiedliche Werkzeuge gibt es und wieviel muss man wegwerfen, weil die Qualität nicht stimmt? Wenn einer sagt, er hat dort überall Probleme, dann muss er was machen. Aber nicht nur das, der Fachkräftemangel verlangt nach Lösungen, dass das Produktions-Know-how eines Unternehmens gesichert wird und das ermöglicht die Digitalisierung.

Mit einem Werkzeugverwaltungssystem kann man per Knopfdruck erfragen, wo sich ein benötigtes Werkzeug befindet und damit die Stillstandszeiten reduzieren.

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In Zukunft wird es immer stärker in Richtung Cloud gehen. Dann brauchen Unternehmen keine eigenen Server mehr.
Jean-Paul Seuren

FACTORY: Herr Seuren, Sie haben Ihre Ausbildung in den 1970ern und 80ern gemacht und dann immer im Software-Bereich gearbeitet. Sie haben die ersten Computer in den Unternehmen miterlebt und den Einstieg ins Internet. Was ist Ihrer Ansicht nach aktuell der größte Meilenstein?

Jean-Paul Seuren: In Zukunft wird es immer stärker in Richtung Cloud gehen. Dann brauchen Unternehmen keine eigenen Server mehr. Irgendwann haben sie nur noch eine Tastatur, einen Bildschirm und eine Maus und arbeiten irgendwo in der Cloud an Ihrem eigenen Design. Und alles wird ein bisschen einfacher.

Gibt es da bei den Anwender:innen keine Vorbehalte?


Jean-Paul Seuren: Doch, die gibt es. Es kann auch nicht jedes produzierende Unternehmen seine Daten in die Cloud laden. Wenn ich im Verteidigungs- oder im High-End-Bereich unterwegs bin, geht das natürlich nicht. Die Public Cloud ist vor allem für kleinere Firmen interessant, denn sie kommen damit leichter an Applikationen, brauchen keine extra IT-Infrastruktur und IT-Leute mehr. Und ihre Software bleibt damit immer auf dem neusten Stand.

Können Sie zum Abschluss noch erklären, wie Daten zu qualitativ hochwertigen Daten werden?


Andreas Seum: Zur Veranschaulichung nenne ich Ihnen eine Zahl: 1-9-0-9-2-0-2-3. Wissen Sie, was sie bedeutet?

1-9-0-9-2-0-2-3. Ach so, das ist das heutige Datum!


Andreas Seum: Genau, Sie machen aus einer Zahl eine Information und haben damit Wissen aufgebaut. Wenn Sie dieses Wissen nutzen können, dann haben Sie etwas mit der Zahl erreicht. Genauso ist es auch in der Produktion. Ich muss die Daten transparent machen und sie in Korrelation setzen. Vom Inhalt zum Kontext und zu Wissen und Nutzen kommen – das ist unsere Kernbotschaft.