"Völlig überraschend" : Rücktritt: CEO Andreas Gerstenmayer verlässt AT&S

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Andreas Gerstenmayer ist seit Februar 2010 Vorstandsvorsitzender des weltweit führenden Leiterplattenherstellers AT&S mit Sitz in Leoben-Hinterberg. Ende September wird er sich aus dem Unternehmen zurückziehen.

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Der AT&S Vorstandsvorsitzende Andreas Gerstenmayer hat sich am Dienstag mit dem Nominierungsausschuss verständigt, zum 30. September 2024 aus dem Vorstand der AT&S AG auszuscheiden. Die Entscheidung von Andreas Gerstenmayer kommentierte der Industrielle Hannes Androsch, dessen Stiftung mit 18 Prozent am Leiterplattenhersteller beteiligt ist. Er sprach von einer "persönlichen Entscheidung" Gerstenmayers.

Am Vorabend war bekannt geworden, dass AT&S seine koreanische Tochter AT&S Korea und damit sein Werk in Ansan für gut 405 Mio. Euro an die italienische Technologiefirma Somacis verkauft. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen, ein Closing wird bis März 2025 erwartet. Seine Ziele muss AT&S wegen des Verkaufs und des wegfallenden Umsatzes anpassen. Bei Vollzug erwartet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 einen Umsatz zwischen 1,6 und 1,7 Mrd. Euro, nachdem zuvor 1,7 bis 1,8 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden waren. Die bereinigte operative Marge (EBITDA-Marge) soll zwischen 24 und 26 Prozent (zuvor: zwischen 25 und 27 Prozent) liegen. Für 2026/27 rechnet AT&S mit einem Umsatz von rund 3 Mrd. Euro, nach zuvor rund 3,1 Mrd. Euro. Die EBITDA-Marge soll sich weiter zwischen 27 und 32 Prozent einpendeln.

Interner Machtkampf

Gerstenmayer steht seit Februar 2010 an der Spitze des Technologiekonzerns. Der Vertrag des 59-Jährigen war zuletzt 2020 vorzeitig um fünf weitere Jahre verlängert worden, die aktuelle Funktionsperiode wäre eigentlich noch bis Mai 2026 gelaufen. "Die Presse" hatte bereits Anfang September von einem internen Machtkampf zwischen Gerstenmayer und Androsch berichtet.

Im Mai 2024 hatte der Leiterplattenhersteller eine geplante Kapitalerhöhung abgeblasen, bei der auch die Staatsholding ÖBAG als Aktionär einsteigen hätte sollen. Als Grund wurde das "nach wie vor volatile Marktumfeld" genannt. Etwa zur selben Zeit hatte AT&S angekündigt, weltweit bis zu 1.000 Stellen abzubauen, bis zu 250 davon in der Steiermark.

Personalabbau und Sparmaßnahmen

AT&S hat im Geschäftsjahr 2013/14 weniger Umsatz erzielt und den Verlust auf 37 Mio. Euro eingedämmt. Im 4. Quartal folgte deutliche Umsatzsteigerung und Ergebnisverbesserung. Der Personalstand soll - an den bestehenden Standorten - um weitere 1.000 Stellen reduziert werden. Für heuer plant AT&S ein Investitionsvolumen von rund 500 Millionen Euro.

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Schon im abgelaufenen Geschäftsjahr hat AT&S die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - inklusive Leiharbeitskräfte - um ein Zehntel auf 13.828 reduziert. Laut Gerstenmayer fand dieser Abbau vor allem in China und weniger in Österreich statt. Nun müsse man aber auch in Hochlohnregionen Anpassungen vornehmen.