Daten in der Produktion : Irgendwas mit X: Vom Durchblick im Dschungel der Datenprojekte

Fälbl Daten
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Das Thema Datenaustausch führt angesichts der Vielzahl an Initiativen und Projekten bei nicht vorhandenen Ressourcen – welche Data Scientists haben freie Kapazitäten? – oft zur Resignation. Datenprojekte gewinnen jedoch in der europäischen Industriepolitik und bei großen Unternehmen an Bedeutung. Wer sich im Dschungel zurechtfinden möchte, braucht einen Guide. Zu Ihren Diensten.

Europäische Großprojekte: Strategisch bedeutsam und manchmal abstrakt

Mit der europäischen Datenstrategie wurde 2020 ein politischer Fahrplan für die Industrie festgelegt – durch die gemeinsame Nutzung von Daten verspricht man sich große Effizienzsteigerungen, insbesondere im Bereich der Produktion.

Zuckerbrot und Peitsche sind die Werkzeuge für die Umsetzung der Datenstrategie. Einerseits werden Regeln für den Datenaustausch festgeschrieben, z. B. der Data Governance Act oder der Data Act. Andererseits werden Projekte im Kontext der Datenstrategie finanziell unterstützt. Dazu zählt der Aufbau von Datenräumen, den technischen bzw. organisatorischen Vehikeln zum Datenaustausch. Zwei davon – zu Predictive Maintenance und Dynamic Asset Management – betreffen die Produktion. Eine Insider-Information Ihres Guides: In beiden Projekten werden österreichische Partner involviert sein, die Projekte werden noch heuer starten.

Zusätzlich wurde mit dem Data Spaces Support Center eine Institution geschaffen, die dafür sorgen soll, dass diese Datenräume miteinander kompatibel sind. Dort suchen die Initiativen Gaia-X, IDSA, FIWARE und BVDA nach gemeinsamen technologischen und rechtlichen Nennern. So weit, so abstrakt.

Operativ greifbar und relevant für Österreichs Industrie: deutsche Pilotprojekte

Konkreter wird es beim Blick nach Deutschland, Österreichs wichtigster Handelspartner. Gemeinsam mit Frankreich wurde vor einigen Jahren die Gaia-X-Initiative ins Leben gerufen, daran angelehnt wird seither eine Vielzahl an Projekten umgesetzt. Derzeit am relevantesten für Österreichs Industrie: Catena-X und Manufacturing-X.

Im
Catena-X- Projekt entwickelt die deutsche Automobilindustrie die Komponenten zur Umsetzung eines Datenraums. In den letzten Jahren wurde die Software entwickelt, seit kurzem gibt es mit Cofinity-X ein Joint Venture von BMW, VW, Siemens & Co., das diesen Datenraum betreibt. Derzeit läuft die Pilotphase – österreichische Zulieferer sollten die Augen offen halten.

Auf die in Catena-X und Gaia-X entwickelte Software sowie auf bestehende Industrie-Standards, darunter die Asset Administration Shell und OPC UA, setzt auch das neueste deutsche Pilotprojekt. Über Manufacturing-X sollen analog zu Catena-X Datenräume für weitere Industrien entstehen, u. a. für den Maschinenbau und die Prozessindustrie. Die ersten Konsortien sollen noch heuer mit der Arbeit starten. Was bereits gesagt werden kann: An Manufacturing-X werden Firmen mitarbeiten, deren Erzeugnisse in österreichischen Fabriken sehr präsent sind.

Österreichische Aktivitäten und eine Orientierungshilfe

Im Regenwald Costa Ricas engagieren sich anerkannte österreichische Forschungseinrichtungen. Gleiches gilt im Daten-Dschungel: Mit dem EuProGigant-Projekt arbeitet die TU Wien zusammen mit heimischen Industriegrößen wie Haidlmair, Plasser & Theurer, voestalpine und WFL Millturn am Datenaustausch in der Produktion. Gleichzeitig gibt es mit dem Champi4.0ns-Projekt ein weiteres Forschungsprojekt aus der Holz- und Möbelindustrie. Unabhängig von der Forschung beteiligen sich österreichische Firmen individuell an verschiedenen Initiativen.

Im Dschungel gilt: Man kann sich schnell verirren, Wege verändern sich laufend. Das gilt auch im Bereich der Produktionsdaten. In der „Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing“ informieren wir daher regelmäßig öffentlich zugänglich und kostenlos über Neuigkeiten zum Thema – schauen Sie gerne vorbei!