Im Gespräch: Patricia Neumann : Ihr erstes Jahr an der Spitze von Siemens Österreich

Thomas Topf

Patricia Neumann hat ihr Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien mit einem Master in Business Administration abgeschlossen. 1995 dockte sie in bei IBM an, wo sie in verschiedensten Positionen mehr als achtundzwanzig Jahre tätig war, zuletzt auch als Aufsichtsratsvorsitzende von IBM Österreich, eine Funktion, die an ihren Job als Vice President Data, AI & Automation Sales Leader IBM Europe, Middle East and Africa geknüpft ist. Als Präsidentin der Internetoffensive Österreich engagiert sie sich auch in der Interessensvertretung der heimischen IT-Wirtschaft. Mit dem 1. Mai 2023 wurde sie zur Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG Österreich bestellt.

- © Thomas Topf

Wenn Sie ihr erstes Jahr als Chefin von Siemens Österreich Revue passieren lassen. Was ist Ihnen bereits gelungen?

Patricia Neumann: Es ist wahrscheinlich alles viel zu schnell vergangen. Und das ist es auch in der Tat, weil die Aufgabe nicht nur eine sehr schöne ist, sondern auch eine sehr vielfältige. Ich erinnere daran, Siemens Österreich ist ein Länderverbund mit weiteren 25 Ländern. Es gilt die Länder zu besuchen, was mir im Großen und Ganzen in den ersten zwölf Monaten gelungen ist. Leider war kein Besuch nach Israel und in die Ukraine aufgrund der bestehenden Konflikte möglich. Dort wird viel mit virtuellen Townhalls und anderen Kommunikationsmethoden gearbeitet. Das heißt, Menschen kennenzulernen, das Geschäft kennenzulernen, unsere Kunden, unsere Partner, das war sozusagen die Hauptaufgabe in den ersten zwölf Monaten. Und dann beginnen die Dinge sich ein Stück weit zu wiederholen und man kann man auch den nächsten Schritt angehen. Mein Ziel ist es, drei wesentliche Punkte voranzutreiben: Technologie mit Purpose, die Nachhaltigkeit und das Ganze im Verbund in einem Ökosystem.

Wie spiegelt sich diese Strategie auf der technologischen Seite?

Neumann: Ich nehme jetzt ein Beispiel, unser Research-Projekt mit der Seestadt Aspern. Dort sind Produkte entstanden, die es in die Siemens Global Product Roadmap geschafft haben und offiziell für den Rest der Welt verfügbar sind. Ist uns etwas gelungen auf dem Thema Nachhaltigkeit? Ich glaube, es gibt kein Kundengespräch, kein Partnergespräch, kein Gespräch, das ich mit Kolleginnen und Kollegen bei Siemens führe, wo das Thema Nachhaltigkeit in einem breiteren Kontext nicht Thema ist– also nicht nur der CO2-Fußabdruck, sondern auch, wie man als Unternehmen resilient bleiben kann. Ist uns etwas gelungen auf der Seite Ökosystem? Sie kennen den Siemens Xcelerator, unsere digitale Plattform, mit der wir den Technologie-Stack einfach konsumierbar machen. Ich würde sagen, ja, auf allen drei Säulen ist der Fortschritt erkennbar und machbar. Aber für mich fast wichtiger noch ist zu sagen, dass wir mit den Themen auf der richtigen Schiene sind.

Ich glaube, der Anspruch muss sein, wir müssen Wege finden, dass die Energiepreise für energieintensive Industrieunternehmen bezahlbar sind.

Bei Ihrer Antritts-Pressekonferenz haben Sie gleich Forderungen an die Politik gestellt. Sie haben einen sogenannten Energiewende-Koordinator gefordert. Und Sie haben angedeutet, dass Sie gar nicht damit rechnen, dass das die jetzige Regierung die Energiewende schaffen wird. Also trauen Sie das einer grünen Energieministerin gar nicht zu?

Neumann:
Wenn ich mit Politikern spreche, höre ich manchmal, dass wir nur noch einen Wimpernschlag von der nächsten Wahl entfernt sind. Aber von der Sache her, von der Bedeutung, die Energie für unsere Kunden und den Wirtschaftsstandort hat, da habe ich den Wunsch, die Stakeholder in ihren Partikularinteressen bei diesem wichtigen Thema zusammen zu bringen. Und ja, ich bleibe dabei, ich würde mir wünschen, wenn eine neue Regierung kommt, dass es vielleicht so etwas wie einen Koordinator oder ein Ministerium gibt, mit Leuten, die ganzheitlich denken, die große gemeinsame Ziele haben, aber vor allem auch das Neue im Blick haben. Und ich glaube, wir müssen ein bisschen Know-how haben, was die Technik, was die Regulierung in diesem Bereich angeht. Es braucht einfach dieses Expertenwissen, um die Energiewende zu schaffen.

Finden derzeit Gespräche mit der Regierung statt? Konnten Sie Ihre Meinung deponieren?


Neumann:
Wir haben über die Plattform Internet Offensive Österreich, wo ich die Präsidentin sein darf, immer wieder Stakeholdergespräche, um zu sagen, in die Richtung glauben wir, ist es sinnvoll, sich auf der öffentlichen Seite aufzustellen.

Sie haben kürzlich gesagt, wenn Energie- und Lohnkosten teuer sind, wird das zum Wettbewerbsproblem. Und tatsächlich spielen immer mehr heimische Industrieunternehmen zumindest mit dem Gedanken abzuwandern oder Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern. Merken Sie das eigentlich auch in Ihrem täglichen Geschäft?

Neumann: Wenn ich mit Kunden spreche, dann sind die Energiekosten enorm wichtig, aber auch das Thema Lohnkosten. Ich habe die EU-Kommissionspräsidentin van der Layen gehört und den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz. Beide sagen, dass zumindest für Deutschland die Energiepreise wieder da sind, wo sie vor der Krise waren. Die Frage ist, ob das ausreicht. Ich glaube, der Anspruch muss sein, wir müssen Wege finden, dass die Energiepreise für energieintensive Industrieunternehmen bezahlbar sind. Ich kann vielleicht als Siemens leichter sagen, wir sind energiearm in dem, was wir für die Produktion brauchen, aber andere Industrien haben nicht so viel Auswahl. Das heißt, ich brauche eine Antwort für Industrien, die viel Energie brauchen. Und das ist eine große Herausforderung, das betrifft nicht nur Österreich, das betrifft ganz Europa. Ja, man kann sich ein Stück weit optimieren, wahrscheinlich mittelfristig durch Verlagerung, aber ich glaube, der Anspruch muss sein, für Österreich als attraktiven Standard zu halten.

Glauben Sie nicht, dass die Stimmung in der österreichischen Industrie zu pessimistisch ist? Wenn man sich die Entwicklung seit 2015 anschaut, seit es den Industrieproduktionsindex gibt, dann schneidet Österreich im EU-Vergleich, aber auch im Vergleich zu Deutschland sehr gut ab. Und trotzdem herrscht in Österreich diese Stimmung. Wie erklären Sie sich das?

Neumann: Grundsätzlich würde ich sagen, dass wir zur Zeit der Corona-Pandemie und kurz danach einen sehr hohen Auftragseingang hatten. Und sehr viele Unternehmen haben gesagt, wir wollen bestellen, wir haben Angst, dass die Lieferketten nicht das halten, was sie versprechen. Jetzt haben wir das Tal ein Stück weit durchschritten, weil wir die ersten Anzeichen sehen, nicht nur die volkswirtschaftlichen Daten oder die statistischen Daten, die Sie zitiert haben, sondern auch das Feedback der Kunden, dass die Investitionen in der zweiten Jahreshälfte kommen werden. Und das spüren wir. Ich tue mich schwer mit Verallgemeinerungen, wie die Stimmung ist. Ich kann für Siemens sprechen, bei uns ist es sehr positiv. Natürlich müssen wir aufpassen, was passiert, und wir sind nur so gut, wie es unseren Kunden geht. Und wenn wir mit den Kunden sprechen, dann ist die Zurückhaltung da, ja, aber die Themen, die an erster Stelle stehen, sind immer Themen wie zum Beispiel Bürokratie, die die Unternehmen erdrückt.

Bei uns im Unternehmen bist du sicher im Sinne von wertfrei, politisch frei.

Siemens Österreich ist als Lead Country auch für die Niederlassungen in Israel und der Ukraine verantwortlich. Können Sie etwas über die Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort erzählen?

Neumann: In Israel wurde die Produktion aufrechterhalten, in der Ukraine gibt es Vertriebs- und Lösungsteams, aber auch dort wurde der Betrieb vollständig aufrechterhalten. Wir versuchen, alles zu tun, um die Leute bei ihrer Arbeit so gut wie möglich zu unterstützen. Das waren am Anfang finanzielle Themen, das sind Themen wie Flexibilität, niemand muss ins Büro kommen, wenn er nicht will. Auch das Thema, dass man vielleicht einzelne Leute nicht einberuft, weil sie wichtig für unser Unternehmen sind. Das heißt, wir nutzen alle Mittel, die uns rechtlich im Rahmen möglich sind und die uns zur Verfügung stehen, um zu unterstützen. Wie es den Menschen wirklich geht, ist schwer zu sagen. Das ist, glaube ich, eine sehr persönliche Angelegenheit, die ich mir jetzt nicht anmaße zu beurteilen. Aber was ich sagen kann, ist, dass das Team, wie es arbeitet, wie es das Geschäft betreibt, ein extrem motiviertes, engagiertes Team ist, und hier wird einem noch einmal bewusst, wie wichtig es ist, als Arbeitnehmer im beruflichen Kontext ein sicheres Zuhause zu haben. Und ich glaube, das ist die Hauptaufgabe, die wir als Siemens erfüllen, zu sagen, bei uns im Unternehmen bist du sicher im Sinne von wertfrei, politisch frei. Und ich glaube, das ist uns als Siemens ganz gut gelungen.

Die Aktivitäten in Russland wurden sehr schnell eingestellt. Siemens in Russland gab es seit 1851. Können Sie sich vorstellen, dass dieses Geschäft jemals wieder aufgenommen wird?

Neumann: Also für mich persönlich ist das im Moment sehr schwer vorstellbar. Da kann ich nur in die Glaskugel schauen. Wir sind sehr zufrieden mit der Entscheidung, die wir vor zwei Jahren getroffen haben. Und ja, es dauert dann immer ein bisschen, bis man den Betrieb herunterfährt. Aber unter den Umständen, die da waren und sind, war es richtig.

Siemens Österreich ist vor kurzem der UN-Initiative Global Compact beigetreten, bei der es unter anderem um Menschenrechte, Korruption und Umweltschutz geht. War das Ihre Initiative, dieser Initiative beizutreten?

Neumann: In Österreich haben wir, wenn ich das so sagen darf, ein bisschen nachgezogen. Also das ist schon ein längerer Prozess international, den wir bei Siemens verfolgen. Aber wichtig an der Stelle ist, wenn ich von Nachhaltigkeit spreche, dann ist das ein Puzzleteil von vielen. Das eine sind nachhaltige Produkte, als Siemens Österreich versuchen wir das Richtige tun und zu hinterfragen, mit welchen Organisationen und Unternehmen Partnerschaften geschlossen werden. Das ist ein Baustein für mich, auch um im großen Ganzen zu bestehen.

Ja, ich bin davon überzeugt, dass KI für die österreichische Industrie eine große Chance ist.

Als Schachspieler weiß ich um die Verdienste von IBM Bereich der KI, wo Sie vor dem Wechsel an die Spitze von Siemens Österreich den Vertrieb für KI-Lösungen in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika geleitet haben. Wie haben Sie eigentlich die rasante Entwicklung der generativen KI mitbekommen?

Neumann: Danke, dass Sie Schach erwähnen, weil das auch einer dieser Momente war, wo KI anfassbar wurde, oder zumindest Rechenleistung anfassbar wurde für die Menschen. Ich glaube, auch bei der generativen KI ist das, was mit Chat-GPT passiert ist, plötzlich so anfassbar geworden. Wenn man den Forschern zuhört und nachschaut, dann ist das Thema KI schon seit Jahrzehnten in den Köpfen, deshalb beschäftigt man sich damit. Wenn man uns selbst als Gesellschaft oder als Unternehmen fragt oder anschaut, dann ist es allgegenwärtig. Für manche ist es sichtbar, andere nehmen es gar nicht wahr, dass sie damit in Berührung kommen. Also für mich ist es heute so, dass diese Technologie einfach schon da ist, gerade im privaten Umfeld, und die Aufgabe für die Siemens ist es, im industriellen Kontext KI anwendbar zu machen. Und ich glaube, das ist schon einmal der erste Unterschied, den ich machen würde, zwischen der KI, die auf den Konsumenten trifft und der KI, die hier einen B2B-Kontext setzt. Die KI im Konsumentenbereich, die ist sehr, sehr breit und ich glaube, da ist auch die Gefahr, dass man regulieren muss. Weil der Konsument kann nicht alles wissen und nicht alles verstehen. Im B2B Kontext ist es für mich ein anderer Ansatz. Für die Industrie brauche ich vielleicht gar nicht so ein großes Large-Language-Model, sondern es reicht auch ein kleineres, weil der industriespezifische Kontext eben etwas ist, was in einer eigenen Community passiert. Ich persönlich bin ein großer Supporter, wenn es um KI geht. Warum? Weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir als Menschen es in der Hand haben, KI für die richtigen Dinge einzusetzen, wo sie eine sinnvolle Technologie darstellt. Und die Nutzung muss in unserer Hand liegen, im Sinne von Unterstützung für das, was wir tun, und nicht, dass irgendjemand über uns hinweggeht und für uns entscheidet.

Interessanterweise haben Sie ja der KI großes Potenzial für Österreich zugesprochen. "Wir brauchen vor allem wieder Themen, die uns von anderen unterscheiden", haben Sie gesagt. Dazu fällt mir ein Spruch von Gustav Mahler ein: "Wenn die Welt einmal untergehen sollte, gehen Sie nach Wien, denn dort passiert alles 50 Jahre später."

Neumann: Ja, ich bin davon überzeugt, dass KI für die österreichische Industrie eine große Chance ist. Wenn Sie mich fragen, haben wir den Zug verpasst? Ja, Europa hat wahrscheinlich nicht so schnell wie Amerika oder Asien daran gearbeitet, Daten zu sammeln oder Algorithmen zu entwickeln. Aber haben wir den Zug im industriellen Kontext verpasst? Aus meiner Sicht nicht. Wenn ich sage, die USA sind sehr stark im Konsumentenbereich unterwegs, China vielleicht sehr stark beim Social Scoring, dann ist aus meiner Sicht die Chance für Europa mit KI, das Thema Industrie zu bespielen und hier Anwendungen zu finden, die es woanders vielleicht noch nicht gibt. Und mit diesen Anwendungen auch wieder eine Exporttechnologie zu schaffen. Auf der Hannover Messe gab es ein Treffen auf dem Industrie 4.0-Stand, Siemens ist dort Mitglied, sowohl in Deutschland als auch in Österreich. Und wenn ich mir das anschaue, dann dreht sich alles um dieses Thema – Stichwort Catena-X. Da gibt es Use Cases, wo ich sage, diese Themen müssen wir als Europa besetzen und die richtigen Use Cases finden. Weil KI ist ein bisschen wie ein Betriebssystem, die Anwendung macht den Unterschied.

Wenn Sie Catena-X erwähnen - da geht es um die Dateninfrastruktur und eine ethische Antwort auf China und die USA. Jetzt versucht man mit dem AI-Act etwas Ähnliches in Sachen KI, aber ist die Katze nicht längst aus dem Sack? jede Privatperson hat Zugriff und kann damit machen, was sie will. Kann man so etwas überhaupt regulieren?

Neumann: Die Regulierung im AI-Act ist nach langer Diskussion aus meiner Sicht gut gelungen, in dem Sinne, dass man sich auf die Risiken konzentriert, die entstehen, und nicht die Technologie reguliert. Das Thema KI durchdringt mittlerweile die gesamte Gesellschaft. Die Stichworte Digitaler Zwilling, Industrial Metaverse, die Partnerschaft, die wir jetzt mit Nvidia eingegangen sind, überall sind diese Elemente drin, immer mit dem Anspruch, dem Kunden zu helfen und ihn zu unterstützen. Und warum wollen wir das machen? Um Kosten zu sparen und die Produktivität zu steigern. Gerade die Vision des Industrial Metaverse finde ich hier wegweisend.

Deswegen bin ich eher optimistisch, dass KI die Jobs verändert, aber nicht uns.

Seit 28. Februar gibt es in Österreich zur Beratung der Bundesregierung in Sachen KI einen KI-Beirat, so heißt das ungefähr, mit elf Expertinnen und Experten, vor allem Akademiker, aber auch ein paar Leute aus Startups. Das klingt ein bisschen nach der alten Formel, wenn man nicht weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. Aber was glauben Sie, kann die österreichische Regierung überhaupt begreifen, was da auf sie zukommt?

Neumann: Wichtig ist, dass wir uns als Industrie immer wieder als Partner anbieten, der Politik mit Expertenwissen zur Verfügung zu stehen. Umgekehrt ist es wichtig, dass auch die Politik diese Einladung zur Zusammenarbeit mit Experten annimmt. Ich glaube, das hat uns die Covid-Krise gelehrt. Der Beirat selbst ist jetzt vielfältig zusammengesetzt, was grundsätzlich gut ist. Ich persönlich habe keine konkrete Erfahrung mit dem Beirat, aber die Tatsache, dass die Welt in der Technologie immer komplizierter wird, erfordert mehr Fachexpertise. Das heißt, wir haben Experten, Fachwissen und Kompetenz in diesem Zusammenhang und ich bin ein großer Befürworter, dass dieses Know-how auch genutzt wird. Umgekehrt ist es wichtig, dass die Einladung angenommen wird.

Sie sagten kürzlich, Sie sehen eine stabile Personalentwicklung bei Siemens Österreich für die nächsten Jahre. Sam Altman, der Open-AI-Chef, sagt, dass KI der Jobkiller ist. Bleiben Sie bei der Prognose?

Neumann: Bezogen auf die derzeit rund 9.000 Mitarbeiter in Österreich bleibe ich dabei, ja. Und wir wenden selbst als Unternehmen sehr viel KI an. Vielleicht darf ich in diesem Zusammenhang kurz auf das Thema Ethik eingehen. Sie kennen vielleicht das Siemens-Framework, wir nennen das Degree-Framework. Das sind sechs Dimensionen, das E steht für die ethische Diskussion. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Das Armband, das für Demenzkranke eingesetzt wird. Ist es wichtiger zu wissen, wo die Person ist, und diese Daten den Angehörigen, den Pflegenden zur Verfügung zu stellen, oder greift man zu sehr in die Freiheit der Person ein? Um diese Frage zu beantworten, ist mein Ansatz in der ethischen Frage, so viele Menschen wie möglich einzubeziehen. Um bei dem konkreten Beispiel zu bleiben: die Pflegenden, das Krankenhaus, der Arzt, die Angehörigen, der Patient selbst, alle müssen eingebunden werden, um zu einer Entscheidung zu kommen, was ist jetzt ethisch vertretbar. Und das Gleiche passiert im industriellen Kontext. Ich bin überzeugt, dass sich die Arbeitsplätze durch KI verändern werden und dass sie sich bereits verändern. Im Moment suchen wir neue Mitarbeiter. Deswegen bin ich eher optimistisch, dass KI die Jobs verändert, aber nicht uns. Die Jobs werden in Zukunft einfach anders sein, so würde ich das sehen.