Kolumne : Gegen den (Wert)Strom – Das eindeutige System

Wie verbessert man einen Prozess mittels Wertstromanalyse? Man läuft den Prozess entgegen der Flussrichtung von den Kunden kommend aufwärts zur Quelle ab. Das lernt man in fast jeder Ausbildung für so genannten „Lean“-Expert:innen. Bei Prozessen, die nicht physisch sichtbar sind, funktioniert das ebenso. Der Grund, weshalb man solche Analysen entgegen des Flusses durchführt, wird spätestens beim ersten Tun offensichtlich. Man sieht bewusster, was ein Prozessschritt braucht und was dieser von seinem vorgelagerten Prozess bekommt. Im Fall von mehrgleisigen Prozessen erkennt man verschiedene Zuflüsse leichter.

Hören Sie auch die Podcastfolge mit Mario Buchinger: FactStorys - Transparenz in der Produktion

Transparenz ist, wenn das System eindeutig ist

Beim Durchführen einer Wertstromanalyse ist man schnell fertig, wenn der Prozess extrem transparent ist. Das verhindert unnötige Fragen. In diesem Fall spricht man von einem eindeutigen System. Ein Prozessfluss ist so klar, dass alle Beteiligten und auch externe Beobachter:innen auf Anhieb erkennen können, was wann wie gebraucht wird. Die im Prozess arbeitenden Personen wissen unmittelbar, was als nächstes wie zu tun ist. Die Folge ist ein Prozessdurchlauf, der stabil und vorhersagbar ist. Klärungen von Unklarheiten und Planungsschritte entfallen, was viel Zeit und damit Kosten spart.

Sollten keine Störungen auftreten, ist das Produkt sogar früher fertig als den Kund:innen gegenüber zugesagt.

Das eindeutige System braucht keine Planung

In einem eindeutigen System ist eine Planung nicht mehr nötig. Gemäß definierter Regeln werden Aufträge zu Beginn in eine Perlenkettenstruktur eingefügt und laufen gemäß aller Standards durch die Prozesskette durch. Selbstverständlich wird dabei auch eine Reserve eingeplant, wenn es im Ablauf zu Störungen kommt. Diese Störungen werden in Zeit übersetzt bei der Gesamtdurchlaufzeit berücksichtigt. So ist eine Durchlaufzeit stabil und vorhersagbar. Sollten keine Störungen auftreten, ist das Produkt sogar früher fertig als den Kund:innen gegenüber zugesagt. Das ist ein Luxusproblem, mit dem man leben kann.

Planung ersetzt Zufall durch Irrtum

Aber was macht die Planung in einem Unternehmen, wenn es solche stabilen Prozessketten gibt? Diese Mitarbeitenden greifen nicht mehr ständig in den Prozess ein und löschen Feuer, was Viele für normal halten. Sie entwickeln das bestehende System kontinuierlich weiter. Ändernde Kundenanforderungen, technologische Möglichkeiten, Ideen von Mitarbeitenden – all das gilt es in den Verbesserungsprozess zu integrieren. Die Planungsabteilung übernimmt in einer solch transparenten und reifen Prozesslandschaft die Aufgabe der kontinuierlichen Verbesserung.

Wenn Sie jetzt meinen, sowas gäbe es nicht: Doch, gibt es, es ist nur nicht sehr weit verbreitet. Menschen haben sich an Probleme und das dazugehörige Feuerlöschen gewöhnt. Aber es hält einen nichts davon ab, den eigenen Prozess auf Basis des eindeutigen Systems zu entwickeln.