Arbeitsplatzgestaltung : Ergonomie in der Logistik: 7 Thesen von Witron-Geschäftsführer Schweiger

WITRON Ergonomie Johannes Schweiger

Der studierte Betriebswirt Johannes Schweiger kam im Januar 2013 zu Witron und wechselte ein Jahr später intern in die Personalabteilung zu Wioss. Ab 2017 verantwortete er als Personalchef bei Witron Service die Mitarbeiterentwicklung weltweit. Seit 2020 gehört er der Geschäftsführung an.

- © Witron

Ein Verteilzentrum ist für Johannes Schweiger ein umfassendes Systemist, in dem Betreiber wirtschaftliche, ökologische und soziale Faktoren in Einklang bringen müssen. Ebenso wichtig ist für ihn ein ausgereiftes Service-, Wartungs- und Betreiberkonzept. Auch die Mensch-Maschine-Schnittstelle spielt für den studierten Betriebswirt eine entscheidende Rolle. In diesem Zusammenhang stellt er sieben Thesen zur Ergonomie in der Logistik auf:

1. Ergonomie ist keine Kür mehr

In der Vergangenheit verbanden viele Unternehmen damit vor allem das Thema, die Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten. Die Zeiten sind vorbei. „Wir agieren auf einem Arbeitnehmermarkt. Wer grundlegende ergonomische Anforderungen nicht erfüllen kann, hat keine Chance mehr, sich am Markt als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren“, meint Schweiger. „Es ist wichtig den Mitarbeitenden dauerhaft ein gesundes, effektives, nachhaltiges und sicheres Arbeitsumfeld zu ermöglichen.“

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2. Kognitive Ergonomie als neue Herausforderung

Die Intralogistik hat in den letzten Jahren manuelle Tätigkeiten erfolgreich automatisiert und dadurch die Ergonomie innerhalb der internen und externen Supply Chain nachhaltig verbessert. Das Aufgabenspektrum hat sich jedoch weiterentwickelt, und es ist nun notwendig, sich neuen Herausforderungen im Bereich Ergonomie zu stellen. Insbesondere die kognitive Ergonomie gewinnt an Bedeutung. Es ist wichtig, die Menge an verfügbaren Informationen benutzerfreundlich und sinnvoll zu gestalten, um einen Informationsüberfluss zu vermeiden. Es müssen zukünftige Benutzeroberflächen und Tools entwickelt werden, die von einer neuen Generation von Mitarbeitern akzeptiert werden.

3. Die User Experience wird immer wichtiger

Gut konzipierte und ergonomische Arbeitsplätze sind ein entscheidendes Verkaufsargument bei Kunden. Durch verbesserte Oberflächen können Prozessstabilität, schnellere Einarbeitung, positive Identifikation mit dem Arbeitsplatz und eine Reduzierung der Arbeitsbelastung erreicht werden. Bei Witron arbeiten die Teams nur mit den besten Werkzeugen, und dies sollte auch für die Software gelten. Das Feedback der mehr als 4.000 Mitarbeiter:innen vor Ort fließt kontinuierlich in den Entwicklungsprozess ein, von dem sowohl die Logistikplaner, Konstrukteure und Entwickler als auch die Kundinnen profitieren.

4. Es wird auch in Zukunft Menschen in Logistikzentren geben

Witron optimiert kontinuierlich die Laufwege und unterstützt dies mit moderner Software. Bei der Planung neuer Logistikzentren werden bereits die zukünftigen Routen für Instandhaltungsteams berücksichtigt, um beispielsweise die Anzahl der Kletteraktivitäten zu reduzieren. Die Zugänglichkeit aller Komponenten in der Anlage ist ein wichtiger Aspekt der Ergonomie. Mittels Konstruktionsoptimierung wird sichergestellt, dass kritische Komponenten wie Motoren optimal positioniert sind. Auch in manuellen Kommissioniersystemen spielt Software eine entscheidende Rolle bei der Optimierung von Wegen. Witron berücksichtigt das Thema Ergonomie in der gesamten Supply Chain, um die Arbeitsbedingungen der internen Logistikmitarbeiter:innen sowie der LKW-Fahrer und der Wareneinräumteams in den Filialen zu verbessern.

5. Arbeitsbedingungen müssen ganzheitlich betrachtet werden

Die Ergonomie in Logistikzentren hat sich in den letzten fünf Jahren stark verbessert. Kund:innen investieren nicht nur in die Minimierung unergonomischer physischer Arbeitsbedingungen, sondern auch in Tageslicht, Klimaanlagen und die Reduzierung der Geräuschkulisse. Besonders im Frische- und Tiefkühlbereich setzt sich die Vollautomatisierung durch, um die Aufenthaltsdauer von Menschen dort auf das Notwendigste zu reduzieren. Auch soziale und kulturelle Faktoren spielen eine zunehmende Rolle bei der Gestaltung ergonomischer Arbeitsplätze und Prozesse.

6. Homeoffice rückt in den Fokus

Das Arbeiten von zuhause mag für viele Mitarbeiter attraktiv sein, aber aus ergonomischer Sicht ist es ein Rückschritt. Mischmodelle, bei denen die Mitarbeiter sowohl im Büro als auch von zuhause aus arbeiten können, sind zielführender. Unternehmen müssen auch die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter im Blick behalten. Besonders im Servicebereich gestaltet sich Home-Office schwierig, und die Arbeit in Wechselschichten ist ergonomisch nicht ideal. Witron beschäftigt sich intensiv mit Möglichkeiten zur Flexibilisierung und Entlastung. Zum Beispiel arbeiten die Onsite-Teams an einer gemeinsamen Schichtplanung, um die Flexibilität für jedes Teammitglied zu erhöhen.

7. KI und AR müssen dem Menschen dienen

Die kognitive Ergonomie die Herausforderung der nächsten Jahre dar. Neue Technologien wie Augmented Reality (AR) oder Künstliche Intelligenz (KI) haben das Potenzial, die Arbeit in Logistikzentren nachhaltig zu verändern. Allerdings mangelt es insbesondere im Bereich der KI noch an Erklärbarkeit von Entscheidungen des Systems. Es ist wichtig, dass diese Technologien für den Menschen entwickelt werden und als Werkzeuge dienen.

(Ebenfalls interessant: Unsere Podcast-Folge zum Thema Smarte Intralogistik)