Norbert Heßbrüggen ist tot : EMAG: Ehemaliger CEO Norbert Heßbrüggen ist verstorben
Norbert Heßbrüggen übernahm Ende der 1960er Jahre die Leitung des damals noch kleinen süddeutschen Maschinenbauers EMAG. Unter ihm als CEO entwickelte sich das Unternehmen in eine weltweit agierende Gruppe mit zahlreichen Tochtergesellschaften. Auch die Idee eines multifunktionalen vertikalen Drehzentrums stammt aus Heßbrüggens Feder.
Unter seiner Verantwortung eine bis heute gültige Unternehmensstruktur: Es gibt bei EMAG zentrale Produktionsstätten sowie einzelne Technologieunternehmen, die bestimmte Metallbearbeitungsverfahren weiterentwickeln – ein unternehmerisches Konzept, das zu den flexiblen Anforderungen des heutigen Marktes passt und mit seiner effizienten Wertschöpfungskette möglichst jede Verschwendung vermeidet.
Norbert Heßbrüggens Lebenswerk
Der 1935 in Münster geborene und studierte Maschinenbau-Ingenieur beginnt bereits im Jahr 1967 bei der damaligen EMAG-Mutter SÜKO. Zunächst ist er hier Werksleiter in einem indischen Werk. 1969 übernimmt er die frei gewordene Stelle als technischer Leiter bei EMAG und richtet das Unternehmen neu aus: Leistungsfähige, automatisierte Maschinen sind ein vorrangiges Ziel. Als sich bei SÜKO im Jahr 1975 ein Verkauf von EMAG abzeichnet, reagiert Norbert Heßbrüggen und übernimmt das Unternehmen im Rahmen eines Management-Buy-outs. „Diesen Begriff kannte man seinerzeit noch gar nicht. Das Ganze war also eher neu und somit eine Herausforderung, die ich aber gerne angenommen habe, weil sie meiner inneren Einstellung entspricht. Mut gehört zu den wichtigsten Unternehmertugenden“, erzählt er einmal während eines Interviews.
Ende der 1980er-/Anfang der 1990er-Jahre kommt es dann zu einem entscheidenden Schritt: Inmitten eines weltweiten Konjunktur-Rückgangs hat der visionäre Geschäftsführer die Idee einer multifunktionalen Pick-up-Maschine, deren vertikale Arbeitsspindel in den Hauptachsen verfahrbar ist. Die Bewegung liegt somit im Werkstück, das Werkzeug ist hingegen fest installiert. „Wir möchten mit dieser Technik alle sinnvollen Bearbeitungen an runden Teilen beherrschen“, erklärt Norbert Heßbrüggen seinerzeit. Und tatsächlich eignet sich das Prinzip bis heute beispielsweise für mehr als 60 Prozent aller runden und weniger runden Teile im Auto.
Von da an geht es bei EMAG unter Norbert Heßbrüggen fast ununterbrochen bergauf: Die dazugehörige VSC-Baureihe kurbelt das Wachstum bereits in den 1990er-Jahren stark an. In den nachfolgenden Jahren übernimmt EMAG zudem diverse Unternehmen und baut so sein Anwendungs-Know-how kontinuierlich aus. Als die Gruppe vor sechs Jahren ihr 150-jähriges Jubiläum feiert, sind weltweit bereits mehr als 12.500 Pick-up-Drehmaschinen, 4.300 Schleifmaschinen und 2.350 Verzahnungsmaschinen bei Kunden im Einsatz. Das Jubiläum begleitet der ehemalige CEO mit großem Stolz und Freude.
Ein menschliches, vertrauensvolles Arbeitsumfeld
Norbert Heßbrüggen habe immer wieder betont, wie wichtig die Mitarbeitenden für den Erfolg von EMAG sind, heißt es in der Aussendung der Unternehmensgruppe abschließend. Er ermutige die Menschen, an ihrem Arbeitsplatz der „Unternehmer vor Ort“ zu sein, so sein Credo. Überhaupt müsse ein gutes Unternehmen ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld bieten. Jede und jeder solle die Chance haben, sich zu entfalten und seine Kreativität einzubringen. „Als Mensch freue ich mich über das, was andere schaffen und bleibe immer über die Entwicklungen bei EMAG auf dem Laufenden.“ – Diese Aussage gilt bis zuletzt: Norbert Heßbrüggen hat sein Lebenswerk regelmäßig am Standort in Salach besucht. Das ganze Unternehmen trauert in diesen Tagen über den Tod seines Visionärs.