Buchinger-Kommentar : Clouddienste zwischen Hyperscale und Eigenlösung

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Cloud-Anwendungen sind heute Standard, kaum eine Organisation arbeitet ohne. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Daten sind fast immer und überall verfügbar. Mehrere Personen können simultan mit den gleichen Daten arbeiten, wodurch keine Mehrfachversionen entstehen. Die Kosten sind überschaubar und das Preis-Leistungs-Verhältnis bei den großen Hyperscalern stimmt. Warum sollte eine Organisation dann nicht auf diese Leistungen zurückgreifen.

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Privatsphäre und Datensicherheit

Auch wenn die Cloud-Anbieter stets beteuern, die Privatsphäre zu achten, so zahlt man am Ende zumindest in einem gewissen Umfang mit der Preisgabe eigener Daten. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Anbieter im Detail alle Daten auswerten, aber sie erstellen anonymisierte Verhaltensmuster, die zum Beispiel Micro-Targeting möglich machen. Dem gibt es kein Entkommen. Wer diese Clouddienste nutzt, muss deren Bedingungen zustimmen.

Dazu kommt der kritische Faktor der politischen Instabilität. Unter einer demokratisch handelnden Regierung in den USA mag das Risiko überschaubar sein. Aber die USA sind unter Trump bereits einmal an einer Diktatur vorbei geschrammt und die Gefahr besteht wieder. Was autoritäre Strukturen mit Daten anstellen, möchten wir nicht rausfinden. Gehen Sie daher mit Daten immer so um, dass diese auch unter autoritärer Herrschaft sicher sind.

Dazu stellt sich die Frage, wie gut die Daten vor Verlusten gesichert sind. Auch Cloudsysteme können kollabieren. Viele Anwender:innen wissen nicht, dass die Basisversion, die oft gebucht wird, meist keine Backup-Funktion enthält. Im Straßburger Datenzentrum des größten europäischen Cloud-Anbieters OVHcould brannte es im Jahr 2021. Namhafte Unternehmen, wie die Großkanzlei Leroi & Associés, mussten einen Totalverlust ihrer Daten verkraften.

Selber machen als Alternative?

Ja, das ist in der Tat eine Option. Cloudserver lassen sich mit überschaubarem Aufwand selbst aufbauen und betreiben. Auch wir in unserem kleinen Unternehmen hosten unseren Cloudservice selbst, einschließlich eines versionierten Backups, das physisch an einem anderen Ort im Inland liegt. Damit hat man die Daten tatsächlich selbst in der Hand.

Das ist ein gewisser Aufwand und jede Organisation braucht qualifizierte Mitarbeitende, die sich um diese Dienste kümmern. Man muss das Rad nicht neu erfinden. Es gibt fertige Lösungen am Markt einschließlich Soft- und Hardware, um auch das Thema Cybersecurity adäquat abzudecken. Die Frage ist nur, ob man bereit ist, in diesen Mehraufwand zu investieren. Vordergründig scheint es teurer zu sein. Berücksichtigt man aber mögliche und langfristige Folgen, sieht die Rechnung ganz anders aus.