Thorsten Rixmann von der Obrist Group : "Autoindustrie sollte sich von Elon Musk lösen"

Thorsten Rixmann, Chief Marketing Officer der Obrist Group

Thorsten Rixmann, Chief Marketing Officer der Obrist Group

- © Obrist Group/ Harald Küng

Ein Viertel niedrigere Produktionskosten pro Elektrofahrzeug bei gleichzeitiger Auflösung der Reichweiten­angst – das verspricht das Range-Extender-Konzept „HyperHybrid“ der deutsch-österreichischen Obrist Group. Der „Trick“: Das Fahrzeug wird zwar von einem Elektromotor angetrieben, doch dieser wird nicht von großen Batterieblöcken, sondern von einem kleinen Verbrennungsmotor mit Stromgenerator gespeist. Damit soll der Wagen auf eine Reichweite von über 1.000 Kilometer kommen, ohne zwischendurch geladen oder betankt werden zu müssen.

„Mit dem HyperHybrid-Konzept können die europäischen und speziell die deutschen Hersteller endlich einen eigenen Weg gehen, um sich gegen den Wettbewerb aus China und den USA zu wehren“, sagt Thorsten Rixmann, Chief Marketing Officer der Obrist Group.

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Er erläutert: „Die deutsche Auto­industrie hat sich von der Politik befeuert bislang an dem von Elon Musk propagierten batterie-elektrischen Konzept orientiert. Seit der Markt hierfür im letzten Jahr auch aufgrund politischer Wankelmütigkeit nach unten ging, sind wieder herkömmliche Ver­brenner angesagt. Doch es gibt noch einen dritten Weg, der die Vorteile beider Technologien vereint und die jeweiligen Nachteile vermeidet: das E-Auto, das seinen Strom mit einem Miniverbrenner selbst erzeugt.“ 

Vorbereitung auf zukünftige "Methanolwirtschaft"

Der Minimotor, der den Strom für den Elektromotor generiert, wird von der Obrist Group als „Zero Vibration Generator“ (ZVG) bezeichnet, weil er vibrationsfrei läuft. 

Der Marketingchef nennt folgende Vorteile: Ein sanftes und gleichzeitig kraftvolles Fahrerlebnis mit dem Elektromotor, keine Ladezeiten für die Batterie, das Tanken an jeder Tankstelle, ein niedriger Spritverbrauch von nur 1,5 Litern Benzin bzw. 3,3 Litern Methanol pro 100 Kilometern und ein um 85 Prozent reduzierter „CO2-Rucksack“ im Vergleich zu reinen E-Autos, da auf große Batterieblöcke verzichtet wird. Der CO2-Fußabdruck insgesamt werde beim Fahren mit Benzin um 35 Prozent gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen gesenkt. Wird „grünes Methanol“ getankt, fahre das Fahrzeug CO2-neutral oder CO2-negativ – also klima-positiv.

Die Obrist Group hat ein Verfahren zur Herstellung von atmosphärischem Methanol (aMethanol) entwickelt, das der Atmosphäre bei der Produktion mehr CO2 entziehen soll als später bei der Verbrennung freigesetzt wird. Thorsten Rixmann erläutert: „HyperHybrid-Autos fahren mit Benzin, wie es heute an jeder Tankstelle zu haben ist. Aber gleichzeitig sind sie auch schon vorbereitet auf eine künftige Methanolwirtschaft.“ Er spricht von einer „idealen Kombination aus Sicht der Kunden, der Hersteller und der Nachhaltigkeit.“

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Deutsche Autoindustrie sollte "eigenen Weg" einschlagen

Der Clou ist für Rixmann eine kompakte Pufferbatterie. Mit ihr könne der Wagen rein elektrisch mehr als 80 Kilometer fahren, ohne dass der ZVG überhaupt zur Stromerzeugung anspringen muss. „Das reicht für 90 Prozent aller Fahrten zur Arbeit oder zum Ein­kaufen“, so Rixmann. Er appelliert: „Die deutsche Autoindustrie sollte sich endlich vom batterie-elektrischen Konzept eines Elon Musk lösen und einen eigenen Weg gehen. Die Kunden, die Zulieferer und die Beschäftigen in der hiesigen Automobil­branche werden es danken.“

Wichtig für die Hersteller: Ihre Investitionen in die E-Mobilität bleiben geschützt, weil der Range Extender der Obrist Group in viele der bereits entwickelten E‑Autoplattformen eingebaut werden kann. „Statt die Verbraucher vor die Wahl E-Auto oder Verbrenner zu stellen, verbinden Range Extender das Beste aus beiden Welten“, betont Rixmann.