Leichtbau : Aluminium: Konferenz betonte Bedeutung für Autoindustrie, Energiebilanz und den Wirtschaftsstandort Europa

FORUM ALUMINIUM

An insgesamt drei Tagen bot das Forum Aluminium zahlreiche branchenübergreifende Vorträge und Best-Practice-Beispiele, Präsentationen zu aktuellen Industrieentwicklungen und Forschungsergebnissen, gefolgt von praxisnahen Werksführungen.

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Die Aluminium-Industrie, die von Unternehmen wie Neuman Aluminium und Prefa angeführt wird, gehört mit zur energieintensivsten Branche. Angestoßen vom Green Deal und dem CO2-Fußabdruck, hat das Thema Energiesparen mittlerweile auch Auswirkungen auf den globalen Wettbewerb. In der Verpackungsindustrie, in der Fahrzeugherstellung und im Maschinenbau ist Aluminium auch deshalb relevant, weil dessen Einsatz durch das geringere Gewicht über die Lebenszeit der Produkte enorm an Energie einsparen kann. Besonders bedeutsam wird der Werkstoff insbesondere durch den Einsatz in der Elektromobilität; er kommt als Bestandteil von Batterien, im Karosseriebau aber auch zunehmend in der Ersatzteilfertigung (3D-Druck) zum Einsatz.

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Automobilhersteller unter Druck

Günther Apfalter, President von Magna Europe and Asia, schätzt, dass chinesische Fahrzeughersteller um etwa 40% günstiger produzieren können als europäische Mitbewerber. Das liege an den weiter günstigen Lohnkosten - neuerdings aber auch an den unterschiedlich hohen Energiepreisen. Magna agiert daher auch selbst am Markt für Aluminium und lagert dies bei sich ein.

Beim Auto gehen die Neukäufe unter anderem deshalb zurück, weil die finanziell stärkste Gruppe der 50-Jährigen unentschlossen ist, in welche Technologie sie setzten sollten. Günther Apfalter zufolge liegt das Durchschnittsalter für den ersten Autokauf inzwischen bei 27 Jahren. Die durchschnittliche Nutzung eines Autos liegt bei 1,5h pro Tag. Vor allem der Markt der Autos mit Elektroantrieb werden laut dem Magna-Präsidenten in den nächsten Jahren von chinesischen Herstellern überrannt werden, dazu zählen Marken wie etwa BYD, SAIC, Great Wall, Greely, NIO, Chery etc.

Günter Apfalter macht kein Geheimnis daraus, dass er persönlich nach wie vor zum Verbrenner stehe, vor allem deshalb, weil das Recycling der Batterie sehr komplex ist. Aufhorchen lässt er auch mit der Aussage, dass etwa nur 10% der im Auto verfügbaren Features tatsächlich genutzt würden. Die größte Herausforderung für Autobauer sei daher die funktionierende Software, die alle Teile zusammenführt.

Rezyklierbarkeit, Energie und die Frage der Nachhaltigkeit

Da sich Aluminium beinahe zu 100% recyceln lässt, habe es auch für die Kreislaufwirtschaft von von großer Bedeutung, wie etwa Leopold Werdich, CEO von Tubex, und Andreas Reissner, Managing Director von PreZero Pyral GmbH, argumentieren. Aufgrund der energieintensiven Herstellung gilt das Material jedoch weitläufig nicht als nachhaltig.

Die Frage nach günstiger Energie entscheidet mitunter darüber, ob Industrien, wie jene der Aluminiumproduktion, weiterhin rentabel am Wirtschaftsstandort Europa fertigen können. Geht es nach Rob van Gils, CEO von Hammerer Aluminium Industries (HAI), sollte es im Sinne der EU sein, Aluminium auf die Liste der relevanten Rohstoffe zu setzen. Für Carina Schlögl, Deputy Managing Director & Senior Researcher der Light Metals Techologies Ranshofen (AIT), unterstreicht dies und ergänzt Titan und Magnesium zu den bedeutendsten Rohstoffen für den Leichtbau und damit die Mobilität der Zukunft. Als Vorzeigeunternehmen der Aluminium-Branche, was den Einsatz erneuerbarer Energien betrifft, präsentiert sich AMAG Austria Metall. Der Hersteller deckt mit seinen rund 5000 unterschiedlichen Produkten die gesamte Wertschöpfungskette ab. Alle Gebäude des Unternehmens ist inzwischen mit unzähligen Photovoltaik-Panälen besetzt. Dass damit jedoch weiterhin lediglich 3-5% der Energie abgedeckt werden, ist eine andere Geschichte. Der Großteil des Engerieverbrauchs mit 1,7 von insgesamt 2,5 Terrawatt ist dem Prozess des Schmelzens zuzuschreiben. Für Gerald Mayer, CEO der AMAG Austria Metall AG, gilt es, die Energie bei ihrer Quelle einzusparen.

Internet of Metals

Mit dem Unternehmen Coil DNA hat Werner Aumayr das Konzept des IoM - Internet of Metals - vorgestellt, das eine Verbindung zwischen dem digitalem Zwilling und dem physischen Produkt herstellen soll und sich die menschliche DNA zum Vorbild nimmt. Von einem über das gesamte Produkt aufgetragenen Code soll man erkennen können, von welcher Rolle dieses stammt und ob sich das Stück am Anfang oder am Ende der selbigen befand. Wichtig für die Zurechenbarkeit ist lediglich, dass 14 Stellen identifiziert werden können. „Damit werden Daten, die während des Produktionsprozesses entstehen, transparent jedem Segment entlang des Band-Lebenszyklus zugeordnet und stehen damit allen Beteiligten der Liefer- und Produktionskette jederzeit bei Bedarf zur Verfügung, um Eigenschaften des Finalproduktes zu verbessern, Qualität lückenlos zu überwachen und die Integration von Erzeuger und Verarbeiter auf neue Ebenen zu heben“, heißt es von Seiten des Unternehmens.

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McKinsey: Europäische Autoindustrie ist gefordert

Andreas Cornet, Senior Partner McKinsey & Company analysiert die gegenwertige Situation und zeigt die Herausforderungen, die Möglichkeiten und Ansätze auf, die wir in Europa adressieren müssten, wenn europäische Firmen weiterhin wettbewerbsfähig bleiben sollen. Aktuell weist die Branche 50 Millionen Beschäftigte auf. Der Sektor ist, Prognosen zufolge, auch weiterhin wachsend. Kritisch sieht Cornet die Bedeutung in den Top 30 Unternehmen der Branchen nach Marktanteil. Hier schwindet die Bedeutung Zusehens vergleicht, man etwa das Standing Deutscher unternehmen zu China. Waren es 2000 noch 18% Total Market Share im Automotive, 14% in Chemikalien und 5% in Metall sind diese bis 2021 auf 15%, 6% und annähernd 0% zurückgegangen. Die Entwicklung der Energiekosten in Europe trifft die Unternehmen laut dem McKinsey-Analysten hierzulande hart. Aktuelle negative Entwicklungen seien auch, dass der Anteil der Arbeitenden Population um 7% abnimmt. Auch gingen zuletzt die Investitionen in die Industrie aus dem Ausland um 68% zurück. Ebenso rückläufig ist das realwirtschaftliche Wachstum das 2022 um 3% zurückging. Positiv erachtet Cornet, dass die Industrie weiterhin sehr gut performt. So sind die Exporte aus dem Industriesektor zuletzt um 18% gestiegen. 83% der Europäischen Exporte und über 30 Millionen Jobs kommen allein 2023 aus dem Industriesektor. Auch die Produktion der hergestellten Produkte stieg um 8% 2021. Er sieht die Autoindustrie gefordert, weiter im Spitzenfeld zu bleiben. Auch deshalb, weil sich die Bedeutung der Komponenten momentan wie folgt zusammensetzt: 37% entfallen auf die Batterie, 8% auf Halbleiter, 10% auf den Antriebsstrang und 45% auf den Rest des Autos. Die Top 10 der größten Batteriehersteller kommen allesamt aus Asien, d.h. vor allem aus China, Süd Korea und Japan (BYD, CATL, LG, Panasonic, Samsung, Toyota, SK innovation, Gotion, Calb, EVE).