Kunststoff : Rezyklate am Vormarsch - jüngste Entwicklungen am Kunststoffsektor
Welche neuen Rezyklate gibt es? Wie sehen Prozesse und Regulatorien aus? Qualität und Energieaufwand liefern sich in den derzeit gängigen Verfahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Im weniger energieaufwändigen, mechanischen Recyclingverfahren werden die Kunststoffe zerkleinert, gewaschen, dekontaminiert und weiterverarbeitet. Die Qualität der Rezyklate ist in diesem Verfahren unterschiedlich und nicht für alle Anwendungen verwendbar. Im chemischen Recycling zerlegt man die Kunststoffabfälle in ihre chemischen Bestandteile und kann diese zu neuen Kunststoffen verarbeiten. Qualitativ gleichen diese Virgin-Kunststoffe, also Neuware, allerdings bleibt abzuwägen, ob der Energieaufwand dem Anwendungsbereich nachkommt. Gerade am Forschungshorizont und noch nicht in der Anwendung sind die Zukunftsträger physikalisches und enzymatisches Recycling.
Neue Materialien
Bei Greiner Packaging setzt man auf die Bio-circularen Kunststoffe PP, PS und PE. Auch PET ist mit einem Anteil von 30 % bio-circular bereits erhältlich. Auch die Verarbeitung von Fairplastic Materialien treibt bei Greiner Packaging das Nachhaltigkeitsbestreben voran, so etwa wird r-PET mit Lebensmittelzulassung und r-PP, sowie r-HDPE für Non-Food-Verpackungen, wie z. B. für Reinigungsmittel oder Haushalts-Chemikalien, verwendet. Auch bei Senosan GmbH sind Biokunststoffe Programm. Man geht den Weg des Massebilanz-Ansatzes, erneuerbare Rohstoffe werden bereits am Beginn der Produktionskette als Ersatz für fossile Grundstoffe verwendet. Weiters arbeitet man bei Senoplast intensiv an der Entwicklung von biobasierten Kunststoffen auf Basis von PLA Compounds.
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Regulatorien bestimmen den Einsatz
Arbeitet man einerseits an neuen Verfahren und Einsatzgebieten, wird die Anwendung andererseits stark durch Regulatorien bestimmt. „Beispielsweise kann in der Lebensmittelverpackung derzeit nur r-PET zum Einsatz kommen“, so Florian Aschermayer, Global Senior Project Manager Circular Economy, Greiner Packaging. Lizenzgebühren für das Duale System abhängig von der Recyclingfähigkeit werden in Betracht gezogen, ebenso wie die Steuern für den Verbrauch von Virgin-Kunststoff und nicht zuletzt die feste Vorschreibung von Mindestanteilen recyclefähigen Materials.
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"Erste Mengen r-PP aus chemischem Recycling zeigen den Weg in die Zukunft, industrielle große Mengen werden aber voraussichtlich erst in einigen Jahren verfügbar sein."
Florian Aschermayer, Global Senior Project Manager Circular Economy, Greiner Packaging
Entwicklung am Horizont
Erste Mengen r-PP aus chemischem Recycling zeigen den Weg für die Zukunft, industrielle große Mengen werden aber voraussichtlich erst in einigen Jahren verfügbar sein, sagt Aschermayer, Greiner Packaging. r-PP aus mechanischem Recycling verfügt zwar derzeit noch über keine positive EFSA-Bewertung und ist somit derzeit noch nicht für den Lebensmittelkontakt geeignet, es könnte aber durch Einsatz einer funktionellen Barriere Anwendung für den Lebensmittelkontakt finden. Im Non-Food Bereich arbeitet kann man schon durchgängig mit Recyklaten, hier bleibt die Herausforderung die Farbgestaltung. Signature-Colours, helle oder weiße Verpackungen sind mit Recyklaten möglich, allerdings kostenintensiv und in geringerer Menge verfügbar.
Der Markt für Rezyklate ist enorm, man erwartet durch neue technische Errungenschaften und ständig neuen Forschungsergebnissen weitere Entwicklungen in den Regulatorien und noch stärker ansteigende Rezyklatanteile bzw. gänzlichen Ersatz für Virgin-Kunststoffen in nahezu allen Bereichen.