Robert Weber : Plattform-Schlacht: Siemens oder ABB?
Wir haben Roboter, ihr nicht. Wir sind die Marktführer bei Industriesoftware, ihr nicht. Wir haben eine weit verbreitet Industriesteuerung, ihr nicht. Wir haben eine Plattform, ihr nicht.
Seit Monaten liefern sich Siemens und ABB einen verstärkten Schlagabtausch um Kunden. Mit der Übernahme von B&R, die auch für manche Siemens-Manager überraschend kam, läutete ABB den Wettbewerb neu ein. Von einem geschlossenen Automatisierungssystem sprachen ABB-Verantwortliche - inklusive Robotik, ein Fingerzeig gen München. Bei Siemens wollte man Kuka nicht. Die Oberösterreicher von B&R bescherten ABB ein stabiles Wachstum in der Automatisierung. B&R habe ein weiteres Jahr erfolgreichen Wachstums geliefert und leistet einen wesentlichen Beitrag zu den Zielen, erklärte jüngst ABB-Finanzchef Timo Ihamuotila.Die Division Industrieautomation verzeichnete 2018 ein Plus bei den Auftragseingängen von 8 Prozent auf 7,6 Mrd. Dollar. Jetzt wird B&R mit der Robotiksparte verschmolzen, heißt es aus dem Konzern.
Und Siemens? Die Deutschen investierten in den letzten Monaten kräftig in Software, sie kauften unterschiedliche Softwareschmieden (bspw. Mentor Graphics), zuletzt Mendix, eine Low-Code-Programmierplattform. Die Idee: Schnelle App-Entwicklung für die Mindsphere-World. Selbstbewusst verkündeten Siemens-Manager auf einer Pressekonferenz: Man seie Marktführer bei Industriesoftware. Die Reaktion von ABB: Eine Partnerschaft mit Dassault Systemes.
Der Wettbewerb ist härter denn je und die Kunden sollen sich entscheiden. Beide Konzerne bieten Ökosysteme für die Automatisierung und Digitalisierung der Fabriken an, doch wollen sich die Kunden für einen Anbieter entscheiden, was wird aus den Mittelständlern? Manche prognostizieren noch mehr Konzentration am Markt, manch kleiner Spezial-Automatisieret könnte für die großen Anbieter ein interessanter Übernahmekandidat sein, wenn das Wetteifern um Technologien und Marktanteile so weitergeht.