Buchingers Kommentar : EHS und die Wirtschaftlichkeit
Es gibt gewisse Elemente bei Arbeitssicherheit, Gesundheit und Umwelt, um die kommt man nicht herum. Arbeitsschutzauflagen gibt es seit Jahrzehnten und auch die Auflagen zum Umweltschutz sind mit den Jahren – völlig zurecht – verschärft worden. Diese werden von den meisten Unternehmen eingehalten. Aber der Gesetzgeber regelt nur ein Mindestmaß und die Verantwortung von Unternehmen geht weit über das Maß der Gesetzgebung hinaus. Die positiven Effekte von EHS-Maßnahmen sind eigentlich offensichtlich, aber sie rechnen sich nur mittelbar und das ist für manche Führungskräfte ein Problem.
Wann rechnet sich Gesundheit?
Die schlechte Nachricht zuerst: Unmittelbar gar nicht. Die gute Nachricht: Mittelfristig und indirekt rechnen sich solche Maßnahmen in großem Umfang. Wenn Menschen ein gesundes Arbeitsumfeld vorfinden, in dem sie unter annehmbaren Bedingungen arbeiten können, bleiben sie gesund und der Krankenstand wird weniger, Tage und Dauer lassen sich messen. Auch die Psyche, die nicht belastet wird, führt zu Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Das sind alles Effekte, die sich in sehr großem Maß auch monetär auswirken, aber eben nicht unmittelbar, sondern erst rückwirkend betrachtet nach einem gewissen Zeitraum.
Was gerne vergessen wird
Ist ein Unternehmen zudem als guter Arbeitgeber bekannt, findet man leichter qualifiziertes Personal. Ein schlechter Ruf spricht sich dagegen herum und kann durch bessere Gehälter längst nicht mehr kompensiert werden. Außerdem sind zufriedene Mitarbeitende eher bereit, sich zu engagieren, wenn es um Verbesserung und Weiterentwicklung geht. Angesichts des oft bereits vorherrschenden Fachkräftemangels wird dieser Aspekt in Zukunft noch wichtiger.
Abstraktionsvermögen gefragt
In der aktuellen Diskussion zur Bekämpfung der Klimakrise werden Zeiträume und monetäre Wechselwirkungen noch größer und abstrakter. Auch im Bereich Umwelt geht es um weit mehr als nur die Erfüllung staatlicher Vorgaben. Unternehmen, die heute nicht beginnen sich ökologisch zu transformieren, werden in circa zehn Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Ökologische Transformationen bedeutet, dass man mittelfristig nicht mehr Energie und Ressourcen verbrauchen darf als im gleichen Zeitraum regeneriert werden können.
Hier reden wir im Gegensatz zu den Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheit über teilweise sehr weitreichende Veränderungen im Produkt- und Dienstleistungsportfolio, sowie der genutzten Energie, Ressourcen und Rohstoffe. Die Auswirkungen zum Wohl des Unternehmens sind noch weniger direkt ersichtlich, aber dennoch erklärbar.
Kurzfristiger Profit versus Verantwortung
Beim Thema EHS zeigt sich, wie ein Unternehmen geführt wird. Während Manager:innen auf gute Kennzahlen schauen und dabei fast nur unmittelbare Effekte in ihre Entscheidungen aufnehmen, übernehmen Unternehmer:innen eine über den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens hinausgehende Verantwortung, was wiederum auch den Erfolg des Unternehmens langfristig sichert.
***** Über den Autor *****
Mario Buchinger ist Ökonomie-Physiker, Musiker und Autor. Der Lean- und Kaizen-Spezialist war zehn Jahre als Angestellter und Führungskraft bei Daimler und Bosch tätig, bevor er 2014 in Österreich das Unternehmen Buchinger|Kuduz gründete. Zu den Kunden zählen neben Industrieunternehmen u.a. auch Banken und öffentliche Behörden.