Kritik kommt auch von Kanzler Olaf Scholz : VW: Warnstreiks begleiten auch die vierte Tarifrunde

Volkswagen hat vor der vierten Tarifrunde seinen Sparwillen bekräftigt. Die IG Metall brachte einen Gegenvorschlag ein. Kommt es zu keiner Einigung, drohen erweiterte Warnstreiks.
- © Björn Wylezich - stock.adobe.comDer kriselnde deutsche Autobauer VW hat vor der vierten Tarifrunde seinen Sparwillen bekräftigt. "Wir brauchen weiterhin Kostenentlastungen, die kurzfristig umsetzbar und nachhaltig sind", sagte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Kernmarke Volkswagen, vor dem Auftakt der Tarifgespräche in Hannover. "Denn nur so können wir in einem anspruchsvollen Umfeld weiterhin wettbewerbsfähig bleiben."
Begleitet von neuen Warnstreiks treffen sich am Nachmittag in Wolfsburg Vertreter von VW und IG Metall zu ihrer vierten Tarifrunde. Das von der Gewerkschaft im November vorgelegte Konzept zur Kostenentlastung werde von VW zwar begrüßt, sagte Meiswinkel. "Wir haben aber auch nach intensiver Analyse dieses Gegenvorschlags festgestellt, dass er für eine nachhaltige Lösung noch nicht reicht. Deshalb müssen wir heute weitere Potenziale finden."
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Mögliche Ausweitung des Arbeitskampfs
Die IG Metall hatte angeboten, eine mögliche Lohnerhöhung vorerst nicht auszuzahlen, sondern in einen Zukunftsfonds einzubringen. Dem Konzern stellte sie dabei eine Kostenentlastung von 1,5 Milliarden Euro in Aussicht. Im Gegenzug sollte VW auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten.
VW fordert wegen Absatzschwierigkeiten von den Mitarbeitern eine Lohnkürzung von zehn Prozent. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Die IG Metall will das verhindern und verlangt den Erhalt aller Standorte und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter. Lohnkürzungen lehnt die Gewerkschaft ab. Für den Fall, dass es bei der Tarifrunde heute keine Annäherung gibt, droht sie mit einer Ausweitung des Arbeitskampfs.
Kanzler Scholz kritisiert EU-Strafzahlungen und -zölle
Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Autoproduzenten Volkswagen aufgefordert, auf die Schließung von Produktionsstandorten zu verzichten. "Die Schließung von Standorten wäre nicht der richtige Weg", sagte der SPD-Politiker der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge. "Gerade weil Fehlentscheidungen des Managements zu der schwierigen Situation beigetragen haben, wäre das nicht in Ordnung."
Scholz betonte, es sei weiterhin richtig, den technologischen Umbruch entschlossen voranzutreiben und auf Elektromobilität zu setzen. Er kritisierte laut Vorabbericht die EU-Kommission für geplante Strafzahlungen an Autohersteller wegen verfehlter CO2-Ziele. "Ich halte nichts davon, Herstellern mit milliardenschweren Strafzahlungen zu drohen", sagte er laut Vorabbericht. Das Geld solle besser in die Entwicklung der Elektromobilität fließen, da der Markt langsamer wachse als erwartet.
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Deutschlands Kanzler appellierte an die EU gegen die Einführung von Strafzöllen auf Elektroautos aus China. Das würde sich auch negativ auf Exporte unserer Hersteller auswirken. Scholz forderte eine "gütliche Einigung" zwischen der EU-Kommission und China, die beiden Seiten gerecht werde.
VW will weiteres Werk in China verkaufen
Apropos China: laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" arbeitet Volkswagen am Verkauf seiner Fabrik in Nanjing nordwestlich von Shanghai. Die Trennung von dem Werk sei bereits beschlossen, berichtet das Blatt unter Berufung auf Konzernkreise. Angestrebt werde als wirtschaftlichere Variante ein Verkauf, aber auch eine Schließung sei denkbar. Der Konzern wollte sich laut "Wirtschaftswoche" nicht dazu äußern.
Das Werk wurde demnach 2008 zusammen mit dem chinesischen Partner SAIC errichtet und hat eine Kapazität von 360.000 Autos pro Jahr. Dort werden die Modelle VW Passat und Škoda Kamiq sowie Škoda Superb gebaut. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen in Peking erfuhr, steht eine Trennung von der Produktion in Nanjing aufgrund der geringen Auslastung seit einiger Zeit im Raum. Demnach begrenze auch die relativ zentrale Lage in der Stadt die Möglichkeiten, das Werk anzupassen.
Werk in Urumqi laut VW bereits verkauft
Erst Ende November war bekanntgeworden, dass Volkswagen sich aus seinem umstrittenen Engagement in der Uiguren-Region Xinjiang zurückzieht. Das Werk in Urumqi, das ebenfalls mit SAIC als Partner betrieben wurde, sei verkauft worden, teilte der Konzern mit. Als Grund wurden wirtschaftliche Erwägungen genannt. Der Standort war wegen Menschenrechtsverletzungen an Mitgliedern der Uiguren-Minderheit im Nordwesten Chinas lange in der Kritik.
Volkswagen könnte sich wegen der schlechten Auslastung noch von weiteren seiner 26 chinesischen PKW-Werke trennen, berichtet die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Konzerninsider. Dies könnten etwa Fabriken sein, die Škoda-Modelle bauen, denn der Absatz der Marke sei im freien Fall.