Zu hohe Prognosen : "Solarkrise": Fronius trennt sich von 350 Mitarbeitern

CEO/CFO Elisabeth Engelbrechtsm?ller-Strau?

CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß geht von keinen weiteren Kündigungen aus.

- © Fronius International GmbH

Zunächst hatten Probleme in der Lieferkette und der durch die Energiekrise nach dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöste PV-Boom dazu geführt, dass das Familienunternehmen nicht so viel liefern konnte wie bestellt. Deshalb wurden in den Jahren 2022 und 2023 rund 420 Millionen Euro in den Ausbau der Produktionslinien an den Standorten Sattledt und Krumau investiert und 2.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Doch nun seien die Lager der Großhändler und Installateure voll und der Lagerabbau deutlich langsamer als erwartet, erklärt CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß. Die Prognosen hätten sich nicht bewahrheitet, sinkende Energiekosten und Unsicherheiten bei den Förderungen hätten dazu geführt, dass der Zubau von PV-Anlagen in Österreich um 30 bis 40 Prozent niedriger liege als 2023. In Deutschland habe sich der Markt für Aufdachanlagen sogar halbiert, so Engelbrechtsmüller-Strauß weiter.

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Hinzu komme das Problem, mit dem die gesamte europäische Solarindustrie zu kämpfen habe: „Dumpingpreise von Herstellern aus China, die den europäischen Markt mit Produkten teilweise unter Herstellungskosten überschwemmt haben“. Die europäische Politik habe auf diese Wettbewerbsverzerrungen bisher nicht oder nicht entschieden genug reagiert. „Dieses Versäumnis führt zu einem Wettbewerbsnachteil, der sich nun leider auch bei Fronius auf die Beschäftigung auswirkt“, hieß es von Seiten des Unternehmens.

Keine weiteren Kündigungen geplant

Bereits Ende 2023 hatte Fronius Schichten abgebaut und sich von Leiharbeitern getrennt. Für 1.300 Beschäftigte in der Solarproduktion wurde für 2024 interne Kurzarbeit eingeführt. In den ersten beiden Quartalen 2024 habe sich die Situation weiter verschärft, da eine Erholung des Solarmarktes ausgeblieben sei, hieß es. CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß geht davon aus, dass mit dem Abbau der 350 Mitarbeiter die Personalkosten ausreichend gesenkt wurden und keine weiteren Kündigungen geplant sind.

Das Technologieunternehmen Fronius, das 1945 vom Großvater der heutigen CEO als Ein-Mann-Betrieb gegründet wurde, hat 2023 einen Umsatz von rund 1,6 Mrd. Euro (2022: 1,2 Mrd. Euro) erwirtschaftet und rund 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Das Geschäft ruht auf drei ungleichen Säulen: Der Solarbereich macht rund 60 Prozent aus, die Schweißtechnik 35 Prozent und das Batterieladegeschäft rund 5 Prozent.