Bis 2030 rund 11.000 Arbeitsplätze gestrichen : Tausende Stellen betroffen: Thyssenkrupp plant Stellenabbau in der Stahlsparte
Deutschlands größter Stahlproduzent Thyssenkrupp Steel Europe will in den kommenden Jahren mehrere tausend Stellen abbauen. Die Zahl der Arbeitsplätze soll innerhalb von sechs Jahren von aktuell rund 27.000 auf 16.000 schrumpfen, wie das Unternehmen mitteilte.
Demnach sollen etwa 5.000 Stellen bis Ende 2030 durch "Anpassungen in Produktion und Verwaltung" abgebaut werden. 6.000 weitere Stellen sollen durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder Geschäftsverkäufe ausgelagert werden.
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Mit dem nun vorgestellten Eckpunktepapier, das der Vorstand einem Aufsichtsratsausschuss vorstellte, reagiert das Unternehmen auf die Nachfrageschwäche. Mit dem Vorhaben verbunden ist die Reduzierung der Stahlkapazitäten von derzeit 11,5 Millionen Tonnen pro Jahr auf nur noch 8,7 bis 9,0 Tonnen. Das entspreche der Versandmenge des vergangenen Geschäftsjahres. Die Stahlfirma gehört mehrheitlich dem Industriekonzern Thyssenkrupp.
Standort in Kreuztal wird geschlossen
Der Standort in Kreuztal (NRW) mit derzeit noch 500 Beschäftigten soll geschlossen werden, an den anderen Standorten soll die Zahl der Arbeitsplätze gesenkt werden. Duisburg, wo die Firma rund 13.000 Stellen sind, wird besonders hart getroffen sein.
Betriebsbedingte Kündigungen werden nicht explizit ausgeschlossen. Sie zu vermeiden, sei aber das Ziel, heißt es von der Firma. Die IG Metall bewertete das Vorhaben als "Kahlschlag", der für die Beschäftigten und den Industriestandort NRW "eine Katastrophe" sei.
Stahlindustrie ist unter Druck
Mit seinen Problemen steht Thyssenkrupp Steel Europe nicht alleine da, die ganze Branche ist unter Druck. Zu Deutschlands Stahlindustrie gehören unter anderem noch die Firmen Salzgitter und Arcelor Mittal sowie die Saarhütten, alles in allem waren in der Branche Ende 2023 rund 80.000 Menschen beschäftigt.
Die Branche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Sie soll auf Klimakurs getrimmt werden, was aber Milliarden kostet. Ziel ist es, den bislang sehr CO2-intensiven Stahl klimafreundlicher herzustellen und ihn damit "grün" zu machen. Aktuell kommen die schwierige konjunkturelle Lage und Billigimporte aus Asien hinzu.
"Grüner Stahl" aus Duisburg
Den Bau einer rund drei Milliarden Euro teuren Anlage zur Produktion von "Grünstahl" in Duisburg möchte Thyssenkrupp Steel fortsetzen. Sie soll zunächst mit Erdgas, später dann mit Wasserstoff betrieben werden. Der Bund und das Land NRW zahlen dafür insgesamt zwei Milliarden Euro.
Trotz der kräftigen Finanzspritze des Staates ist das Vorhaben für Thyssenkrupp Steel eine teure Sache. Medienberichten zufolge war intern über einen Ausstieg aus dem Vorhaben nachgedacht worden. Nun betont das Unternehmen, dass man an dem Plan festhalte.
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Gleichzeitig führe man "konstruktive Gespräche" mit den zuständigen Stellen, "um die Wirtschaftlichkeit dieses großen Investitionsprojekts unter den sich schnell verändernden Rahmenbedingungen sicherzustellen".
Änderungen im Vorstand
Die Vorstandsriege von Thyssenkrupp Steel musste sich nach mehreren Abgängen unlängst neu sortieren. Sie hält den Stellenabbau für nötig, um dadurch den Erhalt der verbliebenen Stellen zu gewährleisten.
Man wolle für möglichst viele Beschäftigte langfristige Perspektiven schaffen, sagt Thyssenkrupps Stahlchef Dennis Grimm. Deshalb werde man sich durch gezielte Kapazitätsanpassungen und Kostensenkungen an die veränderten Marktbedingungen anpassen. "Um uns zukunftsfest aufzustellen, ist eine umfassende Optimierung und Verschlankung unseres Produktionsnetzwerkes und unserer Prozesse notwendig."
Ein wesentliches Element zur Kapazitätsreduzierung bleibe die Trennung von den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM), hieß es weiter. Das ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Stahlkonzern Salzgitter und dem französischen Röhrenhersteller Vallourec, an dem Thyssenkrupp Steel die Hälfte der Anteile hält - von den 3.000 HKM-Mitarbeitern werden bilanziell 1.500 Thyssenkrupps Stahlsparte zugerechnet. Sollte der Verkauf nicht möglich sein, sollen Schließungsszenarien besprochen werden.
Parallel zu dem Sparprogramm möchte die Konzernmutter Thyssenkrupp die Verselbstständigung des Stahlbereichs vorantreiben. Derzeit hält das tschechische Energieunternehmen EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky 20 Prozent an Thyssenkrupp Steel, in einem nächsten Schritt soll dieser Anteil auf 50 Prozent steigen.
Thyssenkrupp möchte Segment Marine Systems abspalten
Apropos Vorstand: Beim kriselnden Industriekonzern Thyssenkrupp zieht sich Oliver Burkhard aus dem Vorstand zurück. Er werde sein Mandat zum 31. Jänner 2025 beenden, um sich auf seine Rolle als Chef der Marinetochter TKMS zu konzentrieren, teilte das Unternehmen mit Sitz in Essen am Montag mit. Hintergrund sind die Bestrebungen des Konzerns, das Segment Marine Systems abzuspalten und an die Börse zu bringen.
"Das veränderte sicherheitspolitische Umfeld sorgt für eine verstärkte Nachfrage im Marineschiffbau. Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt und wir erwarten einen weiteren hohen Auftragseingang", sagte Burkhard. Zugleich seien mit dem geplanten Spin-off intensive Vorbereitungsarbeiten verbunden.
Über seine Nachfolge als Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Thyssenkrupp wolle der Aufsichtsrat im Rahmen eines geregelten Prozesses zu gegebener Zeit entscheiden. Interimistisch werde Finanzvorstand Jens Schulte die Verantwortung für das HR-Ressort übernehmen.