Biogenes CO2 wird zu erneuerbarem Erdgas : Effiziente Biogasnutzung: Cairos verbessert die Methanisierungstechnologie

Dipl.-Ing. Dr.mont. Andreas Krammer (links) und Dipl.-Ing. Martin Peham (rechts).

Dipl.-Ing. Dr.mont. Andreas Krammer (links) und Dipl.-Ing. Martin Peham (rechts).

- © Montanuniversitaet Leoben/Harald Tauderer

Die Energiewende erfordert neue Lösungen zur Speicherung erneuerbarer Energie. Das Technologie-Start-up Cairos hat eine Methanisierungstechnologie entwickelt, die biogenes CO2 mit grünem Wasserstoff in erneuerbares synthetisches Erdgas (BioSNG) umwandelt. Dieser Prozess wurde über zehn Jahre an der Montanuniversität Leoben erforscht und zum Patent eingereicht. Aufgrund ihrer hohen Leistungsdichte ermöglichen die kompakten und modular skalierbaren Methanisierungsreaktoren eine wirtschaftliche Produktion von grünem Gas.

„Unsere Vision ist es, fossiles Erdgas durch wirtschaftlich erzeugtes, erneuerbares Gas zu ersetzen“, erklärt Dr. Andreas Krammer, Mitgründer von Cairos und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl. „Unser innovatives Methanisierungsverfahren erlaubt es, Biogasanlagen ohne aufwendige CO2-Abtrennung direkt an das bestehende Gasnetz anzubinden – mit doppelt so hoher Bio-Methan-Ausbeute im Vergleich zu herkömmlichen Membranverfahren.“

Lesetipp: Neues CD-Labor an der Montanuni Leoben forscht zu nachhaltigen Hartstoffschichten

Hoher Bedarf an grünem Gas in Österreich

Durch die Verbindung von Biogasanlagen mit den Verfahren der Elektrolyse und der Methanisierungstechnologie von Cairos können biogene Reststoffe und erneuerbarer Strom in einspeisefähiges BioSNG umgewandelt werden. Univ.-Prof. Markus Lehner, Host und Mentor des Start-ups, betont den hohen zukünftigen Bedarf an grünen Gasen, insbesondere für die energieintensive Industrie in Österreich: „Die Technologie von Cairos erhöht den Anteil von in Österreich produziertem, erneuerbaren Gas erheblich und trägt so dazu bei, die Eigenversorgung in Österreich signifikant zu steigern“.

„Wir müssen alle verfügbaren Ressourcen nutzen – schon jetzt und künftig noch mehr. Daher stellt diese Technologie eine wichtige Säule in der künftigen Energiewirtschaft dar um überschüssigen Strom zu nutzen sowie aus dem verfügbaren CO2 noch wertvolle und vor allem speicherbare Energie zu erzeugen“, erläutert Dipl.-Ing. Bernadette Mauthner, Geschäftsführerin der Biogas Bruck / Leitha GmbH.

Lesetipp: Datenanalyse für eine grüne Industriewende

Biogasbranche vor der Transformation

Cairos verfolgt ein skalierbares Geschäftsmodell, das Engineering-Dienstleistungen, Methanisierungs-Hardware und eine speziell entwickelte Steuerungssoftware umfasst.
„Mit unserer Technologie können wir nicht nur die Effizienz steigern, sondern durch standardisierte und modular erweiterbare Anlagen auch die Produktionskosten senken“, betont Mitgründer Martin Peham. „Unser Ziel ist es, bis 2030 Methanisierungsanlagen im mittleren zweistelligen Megawatt-Bereich auszuliefern, um einen signifikanten Beitrag zur Defossilisierung der Gasinfrastruktur zu leisten.“

Der Markt für BioSNG ist enorm: Allein in Europa steht die Biogasbranche vor einer Transformation. Mit dem Auslaufen von Förderungen für die Verstromung von Biogas sind tausende Anlagenbetreiber gezwungen, in neue Technologien zu investieren. Cairos möchte eine wirtschaftliche Alternative bieten, um Biogas direkt ins Gasnetz einzuspeisen.

Lesetipp: Beton hat laut Studie großes Potenzial als CO2-Speicher

Pilotprojekt an der Biogasanlage Bruck/Leitha

Im Rahmen eines FFG Spin-off Fellowships wird ein Pilotprojekt im 200-Kilowatt-Maßstab an der Biogasanlage Bruck/Leitha durchgeführt werden. Bis 2027 soll die erste voll-kommerzielle Anlage mit einer Leistung von 2 bis 4 Megawatt an einem Pilotstandort in Betrieb gehen. Danach plant Cairos eine massive Skalierung der Produktion, um europaweit Methanisierungsanlagen bereitzustellen.

Zukunftsvision "Grüne Bohrinsel"

Cairos' Vision ist es, durch die Kopplung von Methanisierungsanlagen mit PV- und Windparks dezentrale „grüne Bohrinseln“ zu schaffen. „Unser Ansatz kombiniert die günstigste Stromquelle Europas – PV-Strom – mit unserer hochflexiblen Methanisierungstechnologie. Dadurch entsteht eine verlässliche, erneuerbare Gasversorgung, die Energieunabhängigkeit schafft und die Resilienz gegenüber Krisen erhöht“, betont Krammer.