Drohnen für Inspektion und Flugsicherung : Wiener UAV-Kommunikationstechnologie erobert europäischen Markt

Frequentis AG

Die Anwendungsbereiche für Flugdrohnen haben sich dadurch kontinuierlich erweitert. Verstärkt werden Drohnen jetzt für die Videoüberwachung und Datenanalyse bei Notfalleinsätzen oder in Katastrophengebieten eingesetzt. Oftmals agieren sie dabei als aufklärende Vorhut vor dem Personeneinsatz. Ein weiterer Einsatzbereich sind der Gebäudeschutz und Objektüberwachungen.

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Bei der Entwicklung der Kommunikationssysteme für den Flugverkehr mit Drohnen setzt Frequentis vor allem auf Cloudlösungen. Das zentrale Element ist die Uncrewed Traffic Management Suite (UTM / Flugsicherung für Drohnen) für den Austausch von Sprachnachrichten und Daten in einem integrierten Kommunikationssystem. Sie stellt für die Flugsicherung die Erkennung und das sichere und effiziente Management von Drohnen sicher. Zusätzlich ermöglicht diese Technologie den Einsatz von Drohnen für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben.

Strategisch verfolgt das Unternehmen im Drohnengeschäft eine klare Marschroute: Es führt Pilottests zum Drohneneinsatz für Organisationen durch, die Drohnen in ihre Operationen und Prozesse einbinden wollen. Die erfolgreichen Tests bilden dann den Auftakt für kommerzialisierbare Folgeaufträge. Erstmals aktiv wurde Frequentis im Jahr 2018. Jan Ziegler, im Business Development bei Frequentis verantwortlich für das Kundengeschäft mit Flugdrohnen, führte damals im Auftrag des Vorstands Marktanalysen zu Flugdrohnen durch. Zu diesem Zeitpunkt war Frequentis in diesem Markt noch völlig unbekannt. Start-Ups prägten die technologischen Neuentwicklungen bei den Flugdrohnen.

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"Ein Faktor, den Frequentis als Drohnenentwickler mit einkalkulieren muss, ist der feste Kundenkreis der Flugsicherungsgesellschaften. Dass alle diese Kunden eigene Standards für Anwendung und Sicherheit haben, schränkt die Skalierbarkeit ein“, erläutert Ziegler. Die meisten Drohnenprojekte hat Frequentis bislang mit skandinavischen und baltischen Partnern realisiert. Dazu zählt AVINOR aus Norwegen. Das staatliche Unternehmen betreibt 45 Flughäfen und ist damit in Norwegen der größte Eigentümer von Flughäfen.

Zeiteinsparung durch Drohnenüberwachung

In Österreich hat Frequentis 2019 mit der Flugsicherungsbehörde Austro Control einen auf zehn Jahre angelegten Kooperationsvertrag abgeschlossen, um Kommunikationssysteme für das Management von bemanntem und unbemanntem Flugverkehr zu entwickeln. Ein wichtiger Etappenerfolg war das Verkehrsmanagement-System Austro Control Dronespace, das im Herbst 2023 startete. Damit werden Drohnen in den österreichischen Luftraum integriert. Flugpläne werden dabei direkt in eine App eingegeben. Im Anschluss werden Flugfreigaben eingeholt und verteilt.

Mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) erforscht Frequentis im Rahmen einer Innovationskooperation die Einsetzbarkeit drohnengesteuerter Inspektionssysteme für Schienennetze. Dafür wird ein Prototyp der Frequentis unter operativen Bedingungen getestet, welcher ermöglicht, dass automatisiert gesteuerte, aus der Ferne überwachte Drohnen in Echtzeit Bilder über den Zustand dieser Strecken senden. Dadurch könnte man potenziell mehrere Stunden Zeiteinsparungen erreichen sowie Streckensperrungen reduzieren.

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Die ÖBB wollen mit dem Einsatz von Flugdrohnen Zeit einsparen. - © Tobias Arhelger - stock.adobe.com

Deutschland ist für das Drohnengeschäft von Frequentis ein zentraler Markt. Das Unternehmen profitiert hier von der starken Präsenz seiner Kommunikationssysteme in den Polizei- und Feuerwehrsystemen. In Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Thüringen erhielt Frequentis bei öffentlichen Ausschreibungen den Auftrag, in den Einsatz-Leitstellen digitale Kommunikationsstrukturen aufzubauen und miteinander zu vernetzen. In diese Strukturen lassen sich in Zukunft Technologie und Services in Verbindung mit Drohnen-Anwendungen direkt integrieren.

Das Geschäft mit kommerziell nutzbaren Drohnen sieht Frequentis allerdings noch als Zukunftsmusik. „Weil das dafür notwendige regulatorische Rahmenwerk noch nicht implementiert wurde, wird Deutschland als Markt für kommerzielle Drohnen-Anwendung erst mittel- bis langfristig unser Fokus. Aktuell kann das kommerzielle Fliegen mit Drohnen aufgrund der notwendigen Risikobewertungen für jeden Drohneneinsatz noch nicht skaliert werden“, erläutert Ziegler.

Blickpunkt Baltikum

Im Geschäftsjahr 2023 hat Frequentis eine Reihe von neuen Drohnenprojekten an Land gezogen. Den Anfang machte im Mai 2023 ein Auftrag der litauischen Flugsicherung. Die Lösung beinhaltet zwei cloudbasierte Anwendungen: Den UTM Airspace Manager für Fluglotsen und autorisierte Personen und den UTM Operation Manager für Piloten und Drohnenbetreiber, um alle Flugpläne und Anfragen zu protokollieren, zu managen und zu visualisieren. Technologisch ist die Lösung so ausgereift, dass sich mit ihr auch andere Organisationen wie öffentliche Sicherheitsdienste, Wirtschaftsunternehmen und Behörden integrieren lassen.

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Im September wurde innerhalb von sieben Monaten in Estland das hochmoderne UTM-System EANS in Betrieb genommen. Dieses interaktive Webportal ist eine cloudbasierte Suite mit vielerlei Anwendungen. Sie ermöglicht den sicheren Datenaustausch und den Zugriff auf unbemannte Dienste inklusive der Registrierung von Betreibern. Darüber hinaus lassen sich das Einreichen von Startplänen, Fluggenehmigungen und die Unterstützung von Notfalloperationen damit abwickeln.

Ein weiteres Highlight im Kalenderjahr 2023 war die Verleihung des ATM Excellence Award 2023 im März auf der Airspace World in Genf. Ausgezeichnet wurden Frequentis und sein norwegischer Partner AVINOR für die Implementierung eines grenzüberschreitenden Kommunikationsnetzes zwischen Drohnen-Operatoren und Helikoptern für Notfall-Einsatzflüge.

ATM Excellence Award 2023 für ein grenzüberschreitendes Kommunikationsnetz

Drohnensysteme sind weltweit auf dem Vormarsch

Sie sind klein, schnell und in vielerlei Funktionen einsetzbar. Kommerziell genutzte Drohnen sind in Wirtschaft, Verkehr und Alltag weltweit auf dem Vormarsch. Nach einer Branchenanalyse von Statista Research Department soll der Markt für zivil genutzte Drohnen zwischen 2022 und 2030 weltweit von 30,6 auf jährlich 55,8 Mrd. US-Dollar wachsen. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von rund 10 Prozent. Nordamerika bildete 2023 den in geografischer Hinsicht größten Absatzmarkt. Gleichzeitig ist der asiatisch-pazifische Raum die aktuell am schnellsten wachsende Region. Dort soll sich der Umsatz nach Berechnungen des Branchendienstes Drone Expert im Zeitraum 2020 bis 2025 von 8,6 auf 17,9 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppeln. Mit China, Japan und Südkorea haben sich drei technologische und kommerzielle Schwerpunkte herauskristallisiert. In Deutschland steht der Markt für kommerziell genutzte Drohnen vor seinem ersten Wachstumsschub: Einschließlich Datenanalysen und Software soll er zwischen 2023 und 2028 auf ein Umsatzvolumen von 1,4 Mrd. US-Dollar wachsen.