Kein Ende des Booms : Rekord: Vier Millionen Roboter in den Fabriken weltweit
Die Zahl der neu installierten Einheiten überschritt im dritten Jahr in Folge die Marke von einer halben Million. Regional betrachtet wurden 70 % aller neuen Roboter in Asien installiert. Auf Europa entfielen 17 % und auf Amerika 10 %. "Die neue World-Robotics-Statistik zeigt in der Fertigung ein Allzeithoch bei der weltweiten Automation mit Industrie-Robotern“, sagt Marina Bill, Präsidentin der International Federation of Robotics. „Die Zahl von 541.302 neu installierten Einheiten aus dem Jahr 2023 ist das zweitbeste jemals gemessene Jahresergebnis. Sie liegt nur 2 % unter dem Rekord von 552.946 installierten Einheiten im Jahr 2022.“
China an der Spitze
China ist mit Abstand der größte Markt weltweit. Insgesamt wurden 2023 276.288 Industrieroboter installiert. Dies entspricht einem Marktanteil von 51 % der weltweiten Nachfrage und ist das zweithöchste jemals erzielte Ergebnis (2022: 290.144 Einheiten). Auf dem Inlandsmarkt stiegen die Verkäufe chinesischer Hersteller seit 2022 deutlich an und erreichten 2023 einen Rekordwert von 47 %. In den letzten zehn Jahren schwankte er um 28 %. Der operative Bestand lag 2023 knapp unter der Marke von 1,8 Millionen Einheiten. Damit ist China das erste und einzige Land weltweit, das über einen derart hohen Bestand an Industrierobotern verfügt. In der zweiten Jahreshälfte 2024 dürfte sich die Nachfrage nach Robotern beschleunigen. Dies wird zu einer Stabilisierung des Marktes bis zum Ende dieses Jahres beitragen. Längerfristig verfügt die chinesische Fertigungsindustrie noch über ein großes Wachstumspotenzial, das bis 2027 bei durchschnittlich 5 bis 10 % pro Jahr liegen könnte.
Lesetipp: So entstand der erste Industrieroboter mit Elektromotor
Japan bleibt nach China der weltweit zweitgrößte Markt für Industrieroboter. Die Roboterinstallationen erreichten im Jahr 2023 46.106 Einheiten, was einem Rückgang von 9% entspricht. Das Ergebnis folgt auf zwei starke Jahre mit einem Spitzenwert von 50.435 Einheiten im Jahr 2022 - das zweitbeste Ergebnis nach 2018 (55.240 Einheiten). Es wird erwartet, dass die Nachfrage im Jahr 2024 stagniert, sich aber im Jahr 2025 und in den Folgejahren auf mittlere bis hohe einstellige Raten erholt.
Der Markt in der Republik Korea entwickelte sich seitwärts: Die Installationen erreichten im Jahr 2023 31.444 Einheiten, was einem Rückgang von 1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gemessen an den jährlichen Installationen ist das Land nach den USA, Japan und China der viertgrößte Robotermarkt der Welt. Indien ist eines der am schnellsten wachsenden Schwellenländer Asiens. Die Zahl der installierten Roboter stieg im Jahr 2023 um 59 % auf 8.510 Einheiten. Das ist ein neuer Höchststand. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie stieg auf 3.551 Einheiten - ein Zuwachs von 139 %. Sowohl die Automobilhersteller als auch die Zulieferer trugen zu dieser Entwicklung bei.
Blick nach Europa
In Europa erreichte die Zahl der neu installierten Roboter im Jahr 2023 mit 92.393 Einheiten einen neuen Höchststand, was einer Steigerung von 9 % entspricht. 80 % der Industrieroboter wurden an Standorten in der Europäischen Union verkauft (73.534 Einheiten, + 2 %). Im Jahr 2023 wurden zahlreiche Projekte abgeschlossen und der Auftragsbestand aus den vollen Orderbüchern abgearbeitet. Zudem profitierte die Nachfrage nach Robotern vom Trend zum Nearshoring. Aufgeschlüsselt nach Branchen wurde das Wachstum 2023 stark von der Automobilindustrie getrieben, die in traditionell starken Produktionsländern wie Spanien (5.053 Einheiten, + 31 %), aber auch in kleineren Märkten wie der Slowakei (2.174 Einheiten, + 48 %) oder Ungarn (1.657 Einheiten, + 31 %) investierte.
In Deutschland stiegen die Installationen im Jahr 2023 um 7% auf 28.355 Einheiten. Das Land ist der größte Markt in Europa und zählt als einzige europäische Volkswirtschaft zu den fünf größten Märkten weltweit. Auf dem zweitgrößten europäischen Markt, Italien, gingen die Installationen um 9 % auf 10.412 Einheiten zurück. Der drittgrößte europäische Markt, Frankreich, verzeichnete einen Rückgang von 13 % auf 6.386 installierte Einheiten. In Großbritannien wurden insgesamt 3.830 Industrieroboter installiert, ein deutliches Plus von 51 % im Jahr 2023. Haupttreiber waren Investitionen der Automobilindustrie, vor allem in der Montage.
Niveau in Amerika konstant hoch
In Amerika überstieg die Nachfrage im dritten Jahr in Folge die Marke von 50.000 Einheiten: Im Jahr 2023 wurden 55.389 Einheiten installiert. Dies liegt nur 1 % unter dem Rekordniveau von 2022. Auf die USA, den größten Markt der Region, entfielen 68 % der 2023 installierten Roboter. Die Zahl ging um 5% auf 37.587 Einheiten zurück. Dies ist das drittbeste Ergebnis seit den Rekordwerten von 2022 und 2018. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie sank um 15 % auf 12.421 Einheiten. Dies entspricht dem Durchschnittsergebnis der letzten zehn Jahre. In der Metallindustrie und im Maschinenbau stiegen die Installationen um 8% auf 4.171 Einheiten. In der US-amerikanischen Elektro-/Elektronikindustrie blieb die Nachfrage mit 3.900 Einheiten stabil (+1%).
Lesetipp: China setzt auf Roboter als Wachstumsstrategie
In Kanada stiegen die Roboterinstallationen um 37 % auf 4.311 Einheiten. Die Nachfrage hängt stark von den Investitionszyklen der Automobilindustrie ab. Der Marktanteil der Automobilindustrie wird 2023 bei 58 % liegen. Auch der Roboterabsatz in Mexiko wird mit einem Marktanteil von 70 % hauptsächlich von der Automobilindustrie getrieben. Im Jahr 2023 gingen die Installationen in dieser Branche um 5 % auf 4.087 Einheiten zurück. Dies folgt dem bekannten zyklischen Nachfragemuster in diesem Kundensegment. Die Gesamtinstallationen erreichten 5.832 Einheiten, was einem Rückgang von 3 % entspricht.
Prognose sieht Wirtschaftsaufschwung
Die OECD erwartet eine Stabilisierung des weltweiten Wachstums. Geopolitische Spannungen werden jedoch nach wie vor als ein großer Risiko- und Unsicherheitsfaktor wahrgenommen. Die jüngsten Krisen schärften das politische Bewusstsein für inländische Produktionskapazitäten in strategischen Branchen. Die Automatisierung ermöglicht es den Herstellern, Produktionskapazitäten in die entwickelten Volkswirtschaften zu verlagern, ohne die Kosteneffizienz zu beeinträchtigen. Der weltweite Wirtschaftsabschwung wird 2024 seinen Tiefpunkt erreicht haben. Es wird erwartet, dass sich die weltweiten Roboterinstallationen bei 541.000 Einheiten einpendeln werden. 2025 dürfte sich das Wachstum beschleunigen und in den Jahren 2026 und 2027 fortsetzen. Keine Anzeichen gibt es dafür, dass der langfristige Wachstumstrend in naher Zukunft enden wird.