technik reportage : Zerspanungsdienstleister Weerg setzt auf Berthold Hermle
Über alle Klischees hinaus weiß der Insider sehr wohl, dass Italien weitaus mehr ist als „nur“ gutes Essen, gute Weine, schnelle Autos, schicke Mode und Dolce Vita. Denn die technikaffinen Ingenieure und Fachkräfte unter den Italienern sprühen gerade auch im Bau von Holz-, Metall- und Kunststoffmaschinen vor Kreativität und Leistung, was der italienischen Maschinenbau- Industrie weltweit immer wieder zu einem der vorderen Plätze verhilft. Doch die Italiener sind nicht nur mit den eigenen Hightech-Produkten zugange, sie machen sich auch sehr gerne die Leistungsfähigkeit von technologischen Systemen aus dem nahen sowie fernen Ausland zunutze, wie man am Beispiel des noch jungen Unternehmens Weerg aus Marghera, gelegen in unmittelbarer Nähe zu Venedig, sehen kann.
Von der Druckerei in die CNC-Fertigung
Die kurze Historie der Firma Weerg hat ihren Anfang vor gut drei Jahren, als sich Matteo Rigamonti, bis dahin Inhaber und Geschäftsführer eines marktführenden Betriebs für Online-Druckereidienste mit rund 500 Beschäftigten, zum Ausstieg aus diesem Business entschloss und sukzessive seine Anteile verkaufte. Mit sich und der Businesswelt absolut im Reinen, reifte in ihm der Entschluss, in ein zukunftsträchtiges Hightech-Segment zu investieren, und er begab sich auf die Suche nach wachstumsfähigen gewerblichen Tätigkeiten. Step by Step hakten er und einige seiner vertrautesten Mitarbeiter aus früheren Zeiten verschiedene Segmente ab, wie zum Beispiel auch das Hypethema Additive-Manufacturing bzw. 3D-Printing, und beschlossen am Ende, den Einstieg in die CNC-High End-Bearbeitung zu wagen. Zu der Frage, was denn der Name „Weerg“ bedeute und wie der Firmenslogan „Il CNC é diventato facile“ zu deuten sei, führt Matteo Rigamonti aus: „Wir wollten einen klingenden Namen und ließen uns das Kunstwort Weerg einfallen. Der Slogan ist kurz gefasst unsere Mission, den Maschinenbau einfacher, hochwertiger und präziser zu machen.“ Die Italiener haben dabei ein durchaus anspruchsvolles Ziel, nämlich schnell zu einem marktführenden Unternehmen der Branche zu werden. „Unsere Absicht ist es, selbst die anspruchsvollsten Wünsche unserer Kunden durch die Anwendung der High-End Technologie auf die CNC-Bearbeitung erfüllen zu können“, so Rigamonti.
Rein in die Maschinen-Evaluation
So folgte dem Entschluss, konsequent in die CNC-High-End-Technologie einzusteigen, die Suche nach geeignetem Equipment in Gestalt von Maschinen, Werkzeug, Werkstück-Spanntechnik, Programmiersystem und dergleichen mehr. Fast schon folgerichtig gingen Matteo Rigamonti und Paolo Bertelli, Produktionsleiter der CNC-Fertigung von Weerg, auch hier unkonunkonventionell vor und stiegen mit globalen Messe-, Hersteller- und Referenzbesuchen tief in die Maschinen-Evaluation ein. Wie es schließlich zum deutschen Bearbeitungszentren-Lieferanten Maschinenfabrik Berthold Hermle kam, erläutert Rigamonti wie folgt: „Italien und andere Länder leisten in diesem Bereich Hervorragendes, aber im High-End-Segment ist Deutschland führend. Wir wollten uns von Beginn an auf höchstem Niveau etablieren und bekamen über Hermle-Bearbeitungszentren oft Gutes zu hören. Im Mix aus Gesprächen mit Hermle Italia und einer ganzen Reihe von Hermle-Kunden sowie einem Angebot, das unseren Vorstellungen eines interessanten Kosten-Nutzen-Verhältnisses entsprach, formte sich ein klares Entscheidungsbild und wir bestellten Mitte des Jahres 2015 mit dem 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentrum vom Typ C 42 U die erste Maschine.“
Guter Ruf und stabiles Wachstum
Mit diesem in Standardausführung gelieferten Bearbeitungszentrum, das mit einer Hauptspindel mit 18.000 min-1, Werkzeugaufnahme HSK-A 63, dem NC-Schwenk-Rundtisch mit 800 x 630 mm Durchmesser, einem Werkzeugmagazin mit 43 Plätzen, der Steuerung Heidenhain iTNC 530 HSCI, Werkzeugmessund Bruchüberwachungssystem und Messtaster sowie weiterem üblichen Zubehör ausgestattet ist, legten die Newcomer los und sammelten, ausgehend vom hohen Niveau der anspruchsvollen Bearbeitungsaufgaben, eindrückliche Erfahrungen. Die sehr guten und zuverlässigen Fertigungstechnik-Leistungen von Weerg sprachen sich schnell herum und weil die Aufträge aus verschiedensten Industriebereichen ständig zunahmen, orderte das mittlerweile auf sechs Spezialisten angewachsene Start-up im Jahr 2016 zwei weitere 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentren der Baureihe C 42 U. Grundsätzlich identisch ausgerüstet, erhielten die beiden neuen Maschinen jeweils ein Werkzeug-Zusatzmagazin ZM 192 mit weiteren 192 Plätzen. Insgesamt stehen auf diesen beiden BAZs jetzt jeweils 234 Werkzeuge für hochkomplexe 5-Achsen-/5-Seiten-Komplett-/Simultanbearbeitungen zur Verfügung.
Erfolgsgarant in der 5-Achsen-Bearbeitung
Warum sich die Italiener für Hermle entschieden, weiß Produktionsleiter Bertelli: „Die positiven Eindrücke aus der intensiven Evaluationsphase und vor allem auch die Zusagen von Hermle fanden wir bis ins Detail voll bestätigt.“ Die Hermle-Bearbeitungszentren sind laut dem Start-up eine Klasse für sich, sowohl in Bezug auf das 5-Achsen-Bearbeitungs- und damit das Maschinen-Konzept als auch hinsichtlich der konstruktiv-technischen Ausführung, der hohen Genauigkeit, der Zuverlässigkeit und nicht zuletzt des Services, der eine umfassende Unterstützung bietet. „Die 5-Achsen-Hochleistungs-Bearbeitungszentren der Baugröße C 42 U sind für uns bezüglich nutzbarem Arbeitsbereich und Genauigkeit bei der Komplettbearbeitung weniger Millimeter kleiner bis größerer Werkstücke das Maß der Dinge“, so Bertelli. Dies trifft vor allem auch auf deren Anwendungsflexibilität, für die nach Bedarf prioritätsgesteuerte Bearbeitung von Einzelteilen bis zu kleinen Serien von max. 250 Stück, absolut zu. Kombiniert mit einem Werkstückmagazin- und Beschickungssystem, das sich auf Laufschienen einfach vor die Maschinen schieben bzw. positionieren lässt, betreiben wir die Bearbeitungszentren schon jetzt rund um die Uhr, in der Hauptschicht bedient und im erweiterten Schichtbetrieb in Mehrmaschinen-Bedienung. „Unser Angebot weckte ein solches Interesse, dass wir uns vor kurzem zum Kauf eines weiteren 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentrums C 42 U entschlossen haben“, so Bertelli. In einem Zeitraum von nur etwas über einem Jahr arbeiten also bereits vier teilautomatisierte Hermle-Maschinen im offensichtlich prosperierenden Start-up. Weerg hat sich schnell zu einem wichtigen Lieferanten vor allem für die italienischen Hightech-Industrien Maschinenbau, Elektronik, Automotive, Luft- und Raumfahrt entwickelt.
Die Anwendung auf einen Blick: C42U
Was: 5-Achsen-CNC-Hochleistungs- Bearbeitungszentrum
Dimension: Verfahrweg: 800 x 800 x 550 mm, Körper: Ø 800/ H 560mm, Störkreis: Ø 990 mm, Maulweite: max. 700 mm
Drehzahl: 1.5000/1.8000/ 2.5000/4.2000 1/min
Eilgänge: linear X-Y-Z: 45 (60) – 45 (60) – 40 (60) m/min
Schwenkrundtisch: Ø 800 x 630 mm
Tischzuladung max.: 1400 kg
Interessanter Fakt: Das Pick-up-Magazin der C 42 U ist in das Maschinenbett integriert. 42 M 640 und Siemens S 840 D
Grüner Daumen: Hermle fertigt viele Bauteile in Leichtbauweise und in Mineralgusstechnologie. Energierückspeisung, hochwertige Servoantriebe sind Standard.
Besonders weil: Die C 42 U lässt sich komplett ohne Demontage transportieren und fundamentfrei aufstellen.
Zum Auftraggeber: Weerg
Weerg aus Marghera bei Venedig ist ein junger High-End-CNC-Dienstleister, der sich auf besonders anspruchvolle Werkstücke spezialisiert hat. Zum zweiten Standbein gehört der Auftrags-3D-Druck mit hochpräzisen Ergebnissen.
Zum Auftragnehmer: Berthold Hermle
Die Maschinenfabrik Berthold Hermle AG ist ein deutsches börsennotiertes Unternehmen mit Stammsitz in Gosheim im Landkreis Tuttlingen. „Besser fräsen“ – der Slogan der Hermle AG – repräsentiert leistungsstarke, hochinnovative Bearbeitungszentren, die national wie international eine Spitzenstellung einnehmen. Er steht auch für ein weitreichendes Vertriebs- und Servicenetz sowie für weltweite Präsenz mit mehr als 22.000 erfolgreich installierten Maschinen.