Cloud Computing : Wird 2015 das hybride Dorado der Cloud?

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Das große Wetteifern hat begonnen. 2015 wird das Jahr der hybriden Cloud werden, darin sind sich die Big Player der Cloudszene sicher. Einer davon ist Georg Droschl. Der Leiter des Geschäftsbereichs Cloud & Enterprise bei Microsoft sieht goldene Zeiten kommen. „Unternehmen sind sensibilisiert, Cloud ist kein Reizwort mehr“, so Droschl. Unternehmen wüssten endlich um die enormen Vorteile virtueller Cloudumgebungen und die Skeptik gegenüber der Datenhoheit hat sich mit 2014 endlich aufgelockert. Kritiker jammern zwar über mangelnde Alternativen, denn Fertigungsbetriebe stehen unter Druck und ihnen bleibt oft keine andere Wahl. Wer heute eine kombinierte Produktion im In- und Ausland pflegt, „der hat mit Auswirkungen auf die IT zu rechen“, weiß auch Droschl. Auswirkungen die oft nur eine Cloud-Lösung zulassen. Die Service aus der Rechnerwolke gewinnen immer mehr an Beliebtheit und die Anbieter wissen das auch.

Cloud-Giganten wollen ihren Ruf reinwaschen. In den letzten Jahren haben die Cloud-Giganten wie Amazon, Microsoft, Google sehr viel Geld in die Hand genommen, um auch letzten Skeptikern den Wind aus den Flügeln zu nehmen. So wird auch Microsoft in den kommenden sechs Monaten einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, um Partnern den Einstieg in das Public-Cloud-Geschäft mit Office 365 zu erleichtern. Die Public Cloud ist ein Angebot eines frei zugänglichen Providers ist, der seine Dienste offen über das Internet zugänglich macht. Webmailer-Dienste oder die bekannten Google-Docs sind ebenso Beispiele für die öffentliche Wolke als wie die kostenpflichtigen Services einer SAP Business by Design oder Microsoft Azure. Die private Wolke ist das Gegenteil. Aus Gründen von Datenschutz und IT-Sicherheit ziehen es Unternehmen häufig vor, ihre IT-Dienste weiterhin selbst zu betreiben und ausschließlich ihren eigenen Mitarbeitern zugänglich zu machen. Ein Commitment zur Cloud, das eigentlich gar keines ist.

Der neue Star der Szene.

Als neuer Star der Szene entpuppt sich nun eine Mischform aus public und private: die hybride Cloud. Mit dem Versprechen nicht alle Daten in die gefürchtet Public Cloud zu stellen, lockt sie zahlreiche Unternehmen in ihre virtuellen Hallen. „Die hybride Cloud ist die beste Chance neue Möglichkeiten aus der Rechnerwolke und mit der bestehenden Infrastruktur eines Unternehmens zu verbinden“, so Droschl. Überzeugt hat das Fahrradhersteller KTM, der über eine hybride Lösung von Microsoft für seine IT-Infrastruktur verfügt. „KTM war auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Serverinfrastruktur ausfallsicherer zu machen und die Daten und Server für den Desaster-Fall außerhalb des eigenen Serverraums zur Verfügung zu haben“, erklärt Droschl. Durch den Einsatz der Microsoft Virtualisierungstechnologie nutzt KTM die Hyper-V Replica, eine Visualisierungs-Plattform, welche ein Speicherabbild der virtuellen Maschinen via Internet in die Rechenzentren von Microsoftpartner-Infotech transportiert. Alle auf der Virtualisierungs-Plattform betriebenen Maschinen werden im 5-Minuten-Takt über Hyper-V Replica ins Infotech Rechenzentrum repliziert. Damit befinden sich die Daten an einem sicheren, externen Standort.

EMC wirbt mit "dritter Plattform". Den Schlüssel um heute Anwender zu gewinnen, kennt Stefan Trondl. „ Unsere Kunden wollen Flexibilität und Agilität“, nennt der Country Manager von EMC Österreich seine Hauptargumente. Erst kürzlich deklarierte er in einer Pressekonferenz 2015 als das Jahr der hybriden Cloud. „Reseller werden komplexere Strukturen innerhalb des Channels handhaben müssen – sowohl strukturell als auch technologisch“, prognostiziert Trondl. EMC ist dicht auf den Fersen von Microsoft. Denn mit der letztjährigen Bekanntgabe einer einzigartigen Federation von fünf Unternehmen, darunter auch Virtualisierungspezialist VMware, will EMC das Wettrennen um neue Anwender für sich entscheiden. „Wir stellen unseren Kunden eine Plattform zur Verfügung, die es schafft interne wie externe Ressourcen nutzbar zu machen “, so Trondl. Dies macht eine extrem schnelle Implementierung möglich. Das Konzept geht, je nach Ausbaustufe, bis zu einer single Support Experience, bietet aber trotzdem die Möglichkeit, bestehende Investitionen integrieren. Mit der Enterprise Hybrid Cloud Federation stürzt sich der weltgrößte Hersteller von IT-Speichersystemen in das Jahr 2015 und hat dabei hohe Erwartungen. „IT as a Service wird zunehmen. Das Management flexibler, billiger und transparenter werden“, prognostiziert Trondl. Mit der Federation räumt sich EMC große Chancen ein, spricht schon von der „dritten Plattform“. Diese soll weit mehr als nur eine optimierte hybride Cloud darstellen. „Sie ist der Inbegriff des IT as a Service-Gedankens und lässt Nutzern die freie Wahl verschiedenste Services zu beziehen“, so Trondl. Zumindest solange diese VMware zertifizierte Provider sind. Hybrid ist weder Fisch noch Fleisch.

Wolfgang Kuzel sieht den Hype um die Hybride Cloud etwas nüchterner. „Ich glaube nicht, das sich diese Lösung durchsetzen wird“, so der Leiter des Bereichs Utility bei IT-Dienstleister Tieto. Für ihn hat das Wischiwaschi der Hybridisierung zwar im Moment einen großen Aufschwung, wird sich aber nicht halten können. „Langfristig wird sich die Cloud als eine Lösung durchsetzen“, so Kuzel. Er gibt zu bedenken unterschiedliche Strukturen zu nutzen. „Jede Cloud will gepflegt werden, und je mehr man davon hat, desto mehr Aufwand bringt das mit sich“, so Kuzel. Bei Tieto ist man gerade dabei die Anforderungen der Kunden in eine Cloudstrategie einzuarbeiten, den eines hat das Unternehmen richtig erkannt. „In Österreich gibt es einen großen Aufholbedarf beim Einsatz von Cloudlösungen“, so Kuzel. „In diesem Bereich sind uns die skandinavischen Länder weit voraus.“ Das große Ziel des IT-Dienstleister: Das Vertrauen in die Cloud zu stärken. „Denn die Cloud kann die Geschwindigkeit von Innovation erhöhen und die Wirtschaftlichkeit verbessern“, ist man bei Tieto überzeugt. Der technische Wandel ist mit 2014 vollzogen. „Jetzt kommt ein kultureller Wandel“, prognostiziert Microsoft-Mann Georg Droschl. Wer heute die hybride Wolke für sich nutzen möchte, sollte zuerst die Kultur seines Unternehmens genau kennen. „Daten müssen vorab klassifiziert werden“, gibt auch Stefan Trondl von EMC einen gut gemeinten Rat. Denn erst wenn Unternehmen für sich entschieden haben, welche Dokumente und Applikationen sie in die private und was in die öffentliche Wolke geben wollen, macht der neue hybride Star überhaupt Sinn.