Ersatzteilmanagement : Wie VW Kassel seine 474.000 Ersatzteile meistert
Die Zahlen sprechen für sich: Rund 474.000 verschiedene Ersatzteile warten in dem rund eine Million Quadratmeter großen Logistikzentrum im Depot Kassel des Volkswagen Konzerns darauf, an die rund 100 Millionen Kunden geliefert zu werden. Und das innerhalb von 24 Stunden. Dass alles reibungslos funktioniert, dafür sorgen rund 1.500 operative Mitarbeiter. „Wir spielen in der Logistik des After Sales des Volkswagen Konzerns eine zentrale Rolle“, bringt es Claus Wriebe, Volkswagen AG Konzern After Sales, Leiter Depot Kassel, auf den Punkt.
Mit Big Data Vorhersagen schaffen
Umso wichtiger, dass die Mitarbeiter alle an einem Strang ziehen – und das trotz eines sich ständig wandelnden Umfelds und neuer Herausforderungen. Demnach gehe es beispielsweise darum, mit technischen Entwicklungen in der Lagerhaltung und Logistik umzugehen, Stichwort eMobilität & Digitalisierung. Immerhin sei man in der Beschaffungslogistik gefordert, längerfristig von Lieferanten große Mengen Komponenten abzurufen. Mit Big Data würden Vorhersagen gestaltet, was man wovon in welchem Zeitraum brauche. Gleichzeitig müsse man sich auf neue Sortimente, wie jene von Teilen für neue Antriebsarten, vorbereiten. „Deren Komponenten stellen einerseits einen viel höheren Warenwert als die herkömmlichen Teile dar, sind aber gleichzeitig auch als Gefahrgut klassifiziert und stellen im Hinblick auf die Handhabung ganz neue Anforderungen an die Qualität logistischen Handlings“, beschreibt Wriebe.
Wertschätzende Mitarbeiterführung in der Logistik
Erfolgreiches Change Management sei der Schlüssel dafür, Mitarbeiter auf dem Weg der Veränderungen mit zu nehmen. Sie müssten erkennen, dass diese Änderungen nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für sie gewinnbringend seien. „Es geht vor allem darum, die Notwendigkeit und die Fähigkeit zur eigenen Veränderung bei den Mitarbeitern zu wecken und zu managen“, ist der Manager überzeugt. Dieser Kulturwandel dürfe allerdings nicht unter Druck mit Androhung von Sanktionen erfolgen. „Die Mitarbeiter müssen die Bedeutung des Changings selber erkennen“, so Wriebe weiter. Funktionieren könne das nur, indem man ihnen die Angst vor dem Neuen nehme. Etwa durch Führungsleitbilder, die tatsächlich auch gelebt werden und den wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern. „Wir haben im Vorjahr an einem Benchmarking teilgenommen und sind gerade dabei, die dadurch gewonnenen Erkenntnisse in den Alltag einfließen zu lassen“, erzählt Wriebe. Besonders das Shopfloor-Management stellt ein gutes Instrument dar, auf dem sich mit Change Management aufsetzen lässt, schließlich beschreibt es eine standardisierte Mitarbeiterführung und beruht auf dem Grundsatz nah bei den Mitarbeitern zu sein und Probleme unkompliziert abzustellen. So habe beispielsweise jede Führungskraft in der operativen Logistik einen standardisierten Kalender mit fixen Meetings mit seinen Mitarbeitern „auf der Fläche“. Schon allein die dadurch erreichte räumliche Nähe ist ein erster Anfang für eine wertschätzende Mitarbeiterführung.
Scanhandschuhen im Probebetrieb
Aber auch neue Technologien, um den Mitarbeitern den Alltag zu erleichtern, gehören für Wriebe zum Change Management. Wie beispielsweise durch eine neue Maschine, die die früher körperlich extrem belastende Verpackung von Teilen für die Seefracht wesentlich erleichtert. Oder den Einsatz von Scanhandschuhen, die derzeit im Probebetrieb getestet werden. „Es geht ja nicht darum, Mitarbeiter einzusparen, sondern sie bei der Arbeit zu unterstützen und die individuelle Arbeitskraft zu schonen“, beschreibt Wriebe.
➡️ ➡️ ➡️ Wir bringen den König des Ersatzteilmanagements nach Linz! Mehr zu seinem erfolgreichen Ersatzteilmanagement erzählt Dr. Claus Wriebe auf Österreichs Ersatzteiltagung am 6. März in Linz.
Über VW Kassel: Das Volkswagenwerk Kassel in Baunatal im Landkreis Kassel ist mit rund 16.500 Mitarbeitern nach dem Stammwerk Wolfsburg die zweitgrößte Produktionsstätte der Volkswagen AG in Deutschland.