Entsorgungswirtschaft : Wie getrockneter Schlamm die Vorarlberger Loacker zum Energiesparmeister macht

Loacker
© Loacker Recycling

Es war einmal eine Schrottsammlerin in Vorarlberg. Was Katharina Loacker vor 130 Jahren begann ist heute ein global agierendes Familienunternehmen. Als Komplettanbieter in Sachen Entsorgungskompetenz erledigt der 1886 gegründete Betrieb alles von der Sammlung, Sortierung, Behandlung, Verwertung, Kauf und Verkauf bis hin zur Entsorgung von Abfällen auf höchstem technischen und auch ökologischen Standard. Loacker Recycling ist mittlerweile mit seinen 43 Betriebsstätten und rund 850 Mitarbeitern in sieben Ländern aufgestellt. Die Vorarlberger gehören somit zum Spitzenfeld der europäischen Entsorgungswirtschaft.

Mit Vollgas am Umweltkurs

Bereits in den 1990er Jahren postitionierte sich Loacker Recycling mit einem integrierten Managementsystems als Vorreiter in der Entsorgungswirtschaft. Als aktuelle Station auf dem Umweltkurs hat das Unternehmen zu Beginn 2015 die Einführung eines Energiemanagements nach ISO 50001 und das externe Energieaudit nach EN 16247 umgesetzt. Aber auch in der technologischen Entwicklung ging es im Vorjahr beim Öko-Entsorger offensiv weiter. Der Startschuss des Großprojekts: Energieeffiziente Schlammtrocknung. Bisher wurden nämlich in Feldkirch Galvanikschlämme mit drei Niedertemperatur-Trockenschränken (Nennleistung: je 15 kW) getrocknet. Mit der gesamten Anlage bestehend aus drei Trockner wurden 2014 immerhin rund 320 Tonnen Nickelschlamm produziert. Die Restfeuchte betrug dabei rund 15 Prozent. Als Ausgangssubstrat wurde in diesem System Material mit sehr unterschiedlichen Feuchtegehalten verarbeitet. In Summe satte 670 Tonnen Galvanikschlämme.

Zu viel Wasser im Schlamm

Eine sehr nasse Ausgangsbasis also: Nachdem etwa 15 Prozent Feuchte im Endprodukt verbleiben, wurden durchschnittlich 444 kg Wasser je Tonne Galvanikschlamm entzogen. Genau hier lag der große Energiefresser vergraben. „Die alte Anlage für die Trocknung des Galvanikschlamms lief grundsätzlich 24 Stunden täglich durch und wurde nur zu Wartungsarbeiten ausgeschalten“, erklärt Peter Sattler, beauftragter Energieberater von sattler consulting. 2014 war die Anlage mit satten 8.160 Stunden in Betrieb. „Messungen ergaben, dass die Trockenschränke an einem durchschnittlichen Tag einen Stromverbrauch von 1.050 kWh hatten“, so Sattler. Hochgerechnet wurden also für die Trocknung von 670 Tonnen Schlamm im Jahr 357.000 kWh Strom verbraucht. Genau diesen Wert hatte die Firmenleitung im Visier, um ihn herunter zu schrauben: „Mit der innovativen Schlammtrocknung wollen wir energetisch neue Maßstäbe setzen,“ erklärt Karl Loacker, CEO von Loacker Recycling sein Ziel.

Neuer Trockner, neues Gebläse

Um den Energieverbrauch für die Trocknung der Galvanikschlämme zu minimieren, wurde als Ersatzinvestition ein neuer Schlammtrockner angeschafft. Aber mit mehr Biss: Dies war keine Anlage auf Trockenkammer-Basis, sondern eine Bandtrocknungsanlage. Dabei blasen Ventilatoren aus seitwärts angebrachten Trockenluftgeneratoren trockene Luft von unten nach oben durch das Bandmodul. Die feuchte Luft wird in den Trockenluftgenerator abgesaugt und mittels Kältesystem entwässert. Die Feuchtigkeit kondensiert im Trockenluftgenerator und kann als Kondensat weiter verwendet werden. Die abgekühlte Luft wird mit der anfallenden Kondensationsenergie auf maximal 40 Grad Celsius aufgewärmt und in einem geschlossenen Luftkreislauf wieder in das Bandmodul zurückgeblasen. Mit dieser Investition ist gewährleistet, dass die Schlämme nahe dem Entstehungsort getrocknet werden. Ein unnötiger Transport in die Verwertungsanlagen entfällt. Die Schlämme werden dann recycelt, um die enthaltenen Metalle zurück zu gewinnen.

Rekordergebnis: Ein Drittel weniger Energie

Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die Energieeinsparung liegt bei beachtlichen 239.900 kWh je Jahr für die neue, innovative Trocknungsanlage. Für Sattler ist der Erfolg des Projektes Ergebnis einer klaren Strategie: „Wir haben hier eine optimierte Energieperformance geschaffen.“ Indem betriebliche Anforderungen berücksichtigt wurden, gelang es den Vorarlbergern nicht nur ihre Energieverbrauch zu verbessern, auch ihre Produktion gestalten sie nun wesentlich effizienter. In Zahlen heißt das, dass die neue Trocknungsanlage ein Drittel weniger Energie verbraucht. Das bedeutet die Vorarlberger sparen sich rund 22.300 Euro jährlich. Dem steht eine Einmalinvestition der neuen Trockneranlage für die Galvanikschlämme von 194.200 Euro gegenüber. Die Innovation wurde daher auch 2015 von der Umweltinitiative klima:aktiv des Umweltministeriums als Vorzeigebetrieb für seine Energieeffizienz ausgezeichnet.