Nachbericht : Wie Drohnen vom Spielzeug zum Business Case werden
Drohnen haben sich in den letzten Jahren von technischen Spielereien hin zu intelligenten Anwendungen mit kommerzieller Nutzung entwickelt: So werden etwa landwirtschaftliche Flächen überwacht, wodurch Schädlingsbefall frühzeitig erkannt oder Rehkitze vor Mäharbeiten aus dem Feld gerettet werden können. Im Logistikbereich werden durch die nützlichen Fluggeräte Pakete ausgeliefert, am Bau helfen Schwerlastdrohnen. In der Meteorologie werden Temperatur und Luftdruck gemessen. Auch Windräder, Solarkraftwerke oder Fernwärmeleitungen können via Drohne inspiziert werden. Dabei ist die Überwachung mittels Drohnen oft schneller, günstiger und zuverlässiger als herkömmliche Methoden, weshalb die Drohnentechnologie aus vielen wirtschaftlichen Bereichen nicht mehr wegzudenken ist.
Drohnen mit Zweck als Rettungssanitäter
Österreichische Industrieunternehmen sind in deren Entwicklung am Weltmarkt oft ganz vorne mit dabei – so auch der Halbleiterhersteller Infineon, welcher in Industriekooperationen mit Universitäten und Hochschulen besonders an Multicoptern und Drohnen forscht und diese entwickelt. „Durch das EAL konnten bereits 2016 marktreife Multicopter entwickelt werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um kleine Hobby-Drohnen, sondern Drohnen mit Zweck. So haben wir Rettungsdrohnen entwickelt und erfolgreich getestet, die Personen retten, die in Eis eingebrochen sind. Dabei müssen sich Retter nicht mehr in Gefahr begeben“, berichtet Siegfried Krainer von Infineon Technologies Austria. In Zusammenarbeit mit Red Bull wurde außerdem eine Wakeskater-Drohne produziert, die einen Wakeboarder über das Wasser surfen lässt. Mit den Projekten wird das Zusammenspiel zwischen Menschen und Multikoptern geübt, eine Vorstufe des autonomen Personentransportes, des absolut größten Geschäftspotentials der autonomen Luftfahrt.
Drone Racing als anerkannte Sportart
Das sogenannte „Drone Racing“ ist mittlerweile eine anerkannte Sportart, die auch international ausgetragen wird. Zur österreichischen Drone Racing-Elite gehört Pilot Walter Kirsch, der beim Praxisseminar der Technikum Wien Academy den Teilnehmer das praktische Flugverhalten von Multicoptern lehrt und fokussiert auf praxis- und prüfungsrelevante Flugmanöver eingeht. „Wir steuern unsere Racing Drohnen ähnlich wie die Piloten ihre Rennflugzeuge beim Red Bull Air Race – sie müssen stets auf den jeweiligen Kurs abgestimmt werden. Bei einer engen, sehr technischen Bahn, greift man eher zu kleineren Akkus und Propellern mit guter Beschleunigung, um wendig zu sein. Ist Highspeed gefordert, muss ein größerer Akku mit mehr Power sowie Propeller mit mehr Top-Speed her“, erklärt der Racing-Experte.
Rechtliche Rahmenbedingungen und Luftfahrtrecht
Die vielfältigen Anwendungsgebiete von Drohnen verlangen aber auch nach rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese werden sich durch eine neue EU-Verordnung 2020 sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich ändern. „Obwohl Drohnen in Österreich bereits seit 2014 genehmigungspflichtig sind, gilt ab Juli 2020 eine neue EU-Drohnenverordnung für alle Mitgliedsstaaten“, erklärt Michael Orter, Unternehmensberater und Drohnenexperte. Das österreichische System war dabei sogar Vorbild für Europa, denn mit der Einführung der neuen Verordnung entscheidet die Höhe des Risikos über die Auflagen. Künftig werden Drohnen also in drei Kategorien unterteilt: offen, spezifisch und unspezifisch. „Wir rechnen allerdings damit, dass die vorerst größte Anzahl der in Österreich bewilligten Drohnen auch in Zukunft unter die Kategorie „offen“ fällt – dazu zählen Drohnen bis zu 25 Kilogramm, welche im Sichtflug gesteuert werden“, so Orter zu den Veränderungen durch die EU-Verordnung.
Vom Praxisseminar zum Drohnenführerschein
Das Praxisseminar der Technikum Wien Academy besteht aus zwei Themenblöcken – Technik und Anwendung –, die an insgesamt acht Tagen unterrichtet werden. Auf Wunsch können die Themenblöcke auch nur einzeln gebucht werden. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, Erfahrungen mit Experten aus der Industrie, Community Leadern aber auch Sportfliegern auszutauschen. Im Anschluss an das Seminar „UAS Aviation Law“ kann direkt die Prüfung zum „Kleinen Pilotenschein“ der Austro Control absolviert werden. Das Modul ist auch gleichzeitig eine Vorbereitung auf die behördliche „Luftrecht-Prüfung“. „Im Rahmen einer Kooperation nimmt die Austro Control die Prüfung unmittelbar im Anschluss an das Seminar vor Ort ab. Bei erfolgreichem Bestehen erhalten die SeminarteilnehmerInnen ein offizielles Zertifikat, auch kleiner Pilotenschein genannt“, erklärt Roman Beneder, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lektor an der FH Technikum Wien, Projektleiter der Industriekooperation mit Infineon. Dieses Zertifikat ist Voraussetzung für das Steuern von Drohnen einer höheren Kategorie.