Luftfahrt : Wie China die Macht von Airbus und Boeing brechen will

China hat einen milliardenschweren Triebwerkhersteller mit fast 100.000 Mitarbeitern gegründet. Die Aero Engine Corporation of China (AECC) hat einen Kapitalstock von 50 Mrd. Yuan (6,6 Mrd. Euro) und soll Berichten zufolge mehrere Tochterfirmen von Staatsunternehmen vereinen.
Das geheime Flugzeugprojekt
Staatspräsident Xi Jinping bezeichnete die Firmengründung als "strategischen Schritt", um China zu einer Macht in der Luftverkehrsbranche zu machen und das Militär zu modernisieren, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Schon 2014 unterzeichneten China und Russland einen Vertrag über den Bau eines neuen Langstreckenjets. Sein Name ist noch ein Abtörner. SHFDMS – nennen die beiden staatlichen Flugzeugbauer ihr Projekt. Die russische United Aircraft Corporation und die chinesische Comac bauen einen neuen zweistrahligen Jet, der 280 Passagiere über 12.000 Kilometer transportieren kann. Es soll zwischen 2021 und 2027 erstmals an einen Kunden ausgeliefert werden. Als Verkaufspreis werden 200 bis 260 Millionen Dollar anvisiert. Der Clue: Der Langstreckenflieger soll noch leichter als der Dreamliner von Boeing oder der A350 von Airbus sein. China und Russland wollen damit Airbus und Boeing Konkurrenz machen. Interessant dabei: Ausgerechnet ein kleiner Mittelständler aus Tirol ist dick im Geschäft mit dem Russland/China-Jet. Die Alpex Technologies baut jene Karbonteile, die den Jet so leicht machen sollen.
Gespräche über ein neues Langstreckenflugzeug wurden von China und Russland schon seit 2014 geführt. Im Juni unterzeichneten die beiden Länder die Absichtserklärung zum Projektstart. Der Jet wird in China hergestellt. Die Produktion wird in der Freihandelszone im Stadtteil Pudong von Shanghai angesiedelt. So sei man näher an den wichtigsten Absatzmärkten, hieß eine Erklärung.
Schluss mit Triebwerken aus dem Westen
China baut bisher keine eigenen Flugzeugtriebwerke. Das einheimische Passagierflugzeug C919 verwendet Technik von CFM International, einem Gemeinschaftsunternehmen von General Electric aus den USA und Safran aus Frankreich. Die besten chinesischen Militärflieger wiederum haben laut Xinhua russische Triebwerke. Die chinesische Führung setzt derzeit verstärkt auf Hochtechnologie, um die Wirtschaft des Landes neu auszurichten und ausländischen Konzernen Konkurrenz zu machen. Ministerpräsident Li Keqiang wurde von Xinhua mit den Worten zitiert, AECC soll ein weltweit führendes Unternehmen auf dem Gebiet des Triebwerkbaus werden.
Branchenkenner sind allerdings der Ansicht, dass es Jahre dauern könnte, bis AECC tatsächlich Triebwerke für große Passagierflugzeuge herstellen kann. Berichten zufolge wird die neue Firma 96.000 Mitarbeiter haben; der Hauptsitz soll in Peking sein. (APA/Afp/red)