Praxisforum : Wer Österreichs Virtual Reality-Champions sind
„VR hat die Welt erobert. Es ist „the next big thing“ und wird jedes Geschäftsmodell auf den Kopf stellen“, war Christof Schumacher, Obmann der Sparte Information & Consulting der WKOÖ, beim Eingangsstatement überzeugt. Wie dynamisch sich die gesamte Branche derzeit entwickelt, unterstrich auch Denis Kalkofen vom Institut für Maschinelles Sehen und Darstellen an der TU Graz. Mit www.ar4.io oder www.pictofit.com haben sich dort rund um die universitäre Forschung zwei Spin-off-Unternehmen gebildet. Diese führen einerseits reale und virtuelle Elemente zu einem 3-dimensionalen Gesamtbild zusammen, um Bedienungs- oder Serviceanleitungen einfacher zu machen, oder erlauben es, Mode am digitalen Double der eigenen Person anzuprobieren.
Leistungsschau der FH-Standorte und oö. Forschern
Als Innovationstreiber in Oberösterreich haben sich die Fachhochschulen des Bundeslandes etabliert. Mit dem Center of Excellence for Smart Production hat sich die FH Steyr auf Visualisierungen, Modellierungen und Adaptive Manufacturing für Gewerbe und Industrie spezialisiert. Dort wird an Mixed Reality-Assistenzsystemen für Produktionsprozesse geforscht. Augmented Reality-Entwicklungen für den Produktionsbetrieb werden von der Profactor GmbH vorangetrieben. Auf Mixed Reality-Lösungen für die Metall- und Schweißtechnik hat sich die Software Competence Center Hagenberg GmbH in einem Forschungsprojekt konzentriert.
Spieltrieb, VR-Training & Biofeedback
Ein realistisches Bild von den tatsächlichen Entwicklungszeiträumen zeichnete Herwig Mayr, Professor an der FH Hagenberg in seinem Vortrag: „Bis ein Trend am Markt ankommt, dauert es 25 Jahre. Nach Industrie 4.0 war die Digitalisierung angesagt, jetzt spricht jeder von Artificial Intelligence. Wir hatten schon VR, dann Augmented Reality (AR) jetzt Mixed Reality (MR). Als *R bezeichne ich alles, das noch kommen wird.“ Dass gerade seine FH heftig an dem mitarbeitet, was noch kommen wird, unterstrichen jene Firmen, die ihre Produkte und Dienstleitungen am TIM-Praxisforum präsentierten. Ganz vom Spieltrieb getrieben ist rudy games (www.rudy-games.com). Das Start up-Unternehmen verbindet das klassische Brett- und Kartenspiel mit den Vorteilen digitaler Games. So erkennen Smartphone-Kameras der Mitspieler gewürfelte Werte oder Spielkarten. Virtual und Augmented Reality-Anwendungen verknüpfen das reale Spielgeschehen mit Spielzügen und Schauplätzen auf und in der App. Spielerische Elemente haben freilich auch die Schulungen, die RealSim anbietet. Feuerwehren, die Polizei oder auch die Spezialeinheit Cobra lernen mit deren VR- und AR-Technologie mit Gefahrensituationen umzugehen. Stress- oder gar Bedrohungs-Szenarien können so virtuell in real existierende Umgebungen eingeblendet werden. Mittels Biofeedback wird dabei die Belastbarkeit der Teilnehmer überwacht.
Therapeutische Unterstützung und Businessmodelle
Eine wichtige therapeutische Hilfe für Schlaganfall-Patienten hat www.psii.rehab entwickelt. Dabei nützt eine Virtual Reality-App das Prinzip der Spiegeltherapie. So werden selbst minimale Bewegungen eines gelähmten Armes in der VR-Brille als weitreichend ausgeführte Aktion dargestellt und trainieren so die betroffenen Hirnregionen. Weitgehend ausgereifte Businessmodelle stellten die netural GmbH und Xeometric dar. Mit der Visualisierungsplattform www.roomle.com von netural ist es möglich, die eigenen Wohnräume am Tablet, Smartphone oder PC darzustellen und so mit Möbeln verschiedenster Anbieter auszustatten. Möbel von Partnern wie kika, Leiner oder Team 7 können so virtuell figuriert, als hochqualitative Renderings dargestellt und schließlich bestellt werden. Eine neue Dimension für Baupläne hat Xeometric (www.elitecad.eu) entwickelt – nämlich die dritte. Mittels Datenbrille werden so aus Bauplänen begehbare Räume, die sich in Sekundenschnelle dekorieren und sogar umplanen lassen.
TIM als „Matchmaker“
Im engen Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Wissenschaft definierte FH-Professor Herwig Mayr die Rolle von TIM als die eines „Matchmakers“. Dieser Rolle des Vermittlers wurde TIM bei Praxisforum vollauf gerecht. „Tatsächlich ist es die ureigenste Aufgabe von TIM, unsere Betriebe über neueste Technologien und die besten Entwicklungspartner auf dem Laufenden zu halten und Kontakte zu vermitteln“, erklärt Stefan Schöfl, der Organisator des TIM-Praxisforums in der WKO Oberösterreich. „Wie der intensive Meinungsaustausch während und nach der Veranstaltung gezeigt hat, dürfte uns das ganz gut gelungen sein.“ Das von Land Oberösterreich und WKO Oberösterreich finanzierte Technologie- und Innovations-Management (TIM) initiiert jährlich rund 150 Projektentwicklungen und begleitet zirka 50 F&E-Vorhaben. Da TIM nicht nur den Kontakt zu Forschungs- sondern auch zu Fördereinrichtungen herstellt, konnte auch FFG-Mitarbeiterin Annamaria Andres zu einem Vortrag über die vielschichtigen Programme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft gewonnen werden.