Interview : Welche Herausforderungen Mapal bei gedruckten Werkzeugen sieht
Factory: Herr Sellmer, werden generativ gefertigte Werkzeuge von den Kunden gut angenommen?
Dirk Sellmer: Generell fertigen wir Werkzeuge nur dann additiv, wenn sie unseren Kunden dadurch einen ganz klaren Mehrwert bieten. Nur wenn der Mehrwert die Mehrkosten aufwiegt, haben die Werkzeuge ihre Berechtigung. Denn im Grunde ist es für unsere Kunden nicht relevant, wie wir unsere Werkzeuge fertigen, es zählen Funktion, Qualität, Präzision und Preis. Um Ihre Frage zu beantworten – wir fertigen seit 2014 mit der additiven Fertigung in Serie. Zahllose Werkzeuge und Spannfutter, die so hergestellt worden sind, sind bei unseren Kunden im Einsatz.
Welche Chancen für Ihr Unternehmen sehen Sie in diesem Bereich?
Sellmer: Mit der additiven Fertigung ergeben sich gänzlich neue Möglichkeiten, die wir dazu nutzen, unsere Werkzeuge und Spannmittel noch besser zu machen. Deshalb kommt sie bei MAPAL gezielt dort zum Einsatz, wo fertigungsbedingte Einschränkungen Innovationen bisher gehemmt haben.
Wo liegen die größten Schwierigkeiten im 3D-Druck von Werkzeugen?
Sellmer: Ein Hemmnis sind derzeit sicherlich noch die Kosten. Pulverpreise und Verfahren sind kostenintensiver als konventionelle Verfahren zur Werkzeugherstellung. Zudem ist die Genauigkeit eingeschränkt. Mapal-Werkzeuge zeichnen sich aber unter anderem durch ihre Genauigkeit im Tausendstelbereich aus. Deshalb haben wir einen enormen Nachbearbeitungsaufwand. Was auch nicht unterschätzt werden darf, ist der Faktor Mensch und dessen Qualifikation. Die Ausbildung von Konstrukteuren ist ganz klar auf die konventionelle Fertigung ausgerichtet. Das Konstruieren von Werkzeugen, die im 3D-Drucker hergestellt werden, erfordert allerdings ein Umdenken und den Aufbau entsprechender Kompetenzen.
Wird die additive Herstellung die konventionelle ersetzen?
Sellmer: Wir sehen die additive Fertigung in keiner Weise als Konkurrenz zur konventionellen Herstellung von Werkzeugen. Die additive Fertigung ergänzt und erweitert vielmehr die konventionelle Fertigung und bietet uns neue Möglichkeiten der Werkzeugauslegung. So ist beispielsweise die hybride Fertigung ein gut funktionierendes Verfahren, um die Vorteile beider Fertigungsmethoden zu verbinden.
Vielen Dank für das Gespräch!