Tag der Technik : Welche Geschäfte bei ABB überraschen
Für Peter Terwiesch prägen ABB derzeit zwei Dinge: Die Energie-Revolution und die vierte industrielle Revolution sind für den Chef der Industrial Automation Division bei ABB absolut schlagend. Letzteres nennt er "eine Revolution mit Ansage". Ist sich aber noch nicht ganz sicher, wohin es damit gehen soll. Nur die Neuverteilung innerhalb der Wertschöpfungskette sei gewiss. "Näher am Konsumenten", so das Credo von Terwiesch und meint damit die individualisierte Massenfertigung. Und die soll mit einer geheimen Produktpremiere von Bernecker & Rainer auf der SPS IPC Drives nun endlich real werden. Wie weit ABB dabei als Mutterkonzern involviert ist, erklärt Hans Wimmer, CEO von B&R, so: "Es ist das größte Entwicklungsprojekt in der B&R-Geschichte und eine hundertprozentige Entwicklung aus Eggelsberg." Also kein ABB drin, aber irgendwie dann doch.
ABB und Alexa
Dass sich der Schweizer Konzern mittlerweile zu ganz neuen Partnern gesellt, ist vielleicht nicht überraschend, aber deswegen nicht minder spannend: So gab ABB die Zusammenarbeit mit Amazon und Sonos bekannt. Der Konzern verleiht damit seinen Entwicklungen im Bereich Smart Home ordentlich Schub. Denn die offene Plattform ABB-free@home wird nun um die Lösungen Amazon Alexa und Sonos ergänzt. Verbraucher können so bis zu 65 Funktionen, darunter Licht, Jalousien, Sicherheitssysteme und Heizung, ganz einfach anhand einer Bedienerkonsole oder mit ihrem Tablet oder Smartphone steuern – sogar per Fernzugriff. Mit Alexa können nun mithilfe einer App bis zu 65 Funktionen jetzt auch per Stimme gesteuert werden. ABB setzt damit einen lukrativen Schritt, denn Branchenanalysten gehen davon aus, dass dieser Markt bis zum Jahr 2022 auf mehr als 100 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Dass diese Technologie für Sprachassistenz auch für Bereiche wie Instandhaltung und Wartung von Anlagen interessant ist, davon ist Terwiesch überzeugt. Doch im Moment konzentriere man sich doch noch auf eine intelligente Gebäudeautomation.
Neue Services für die Marineindustrie
Dass ABB einen viel näheren Kontakt zu seinen Kunden sucht, ist durch die Monitoring-Lösungen für Niederspannungsmotoren klar. Dass der Konzern aber mittlerweile die Marineindustrie vernetzt, eher nicht. So berichtet Terwiesch von Serviceverträgen mit über 700 Schiffen, wo ABB nicht nur Wartungskosten senkt, die Lebensdauer von Anlagen verlängert oder operative Abläufe effizienter gestaltet. „Collaborative Operations” lautet das Stichwort, unter dem ABB alle ihre digitalen Marine-Services zusammenfasst. "Daten aus allen Bereichen werden gesammelt und in nutzbare Informationen umgesetzt", erklärt Terwiesch. Dazu gehören unter anderem Daten aus den Bereichen Navigation, Wetter, Wellengang, Treibstoff, Antriebssystem aus Umrichter und Azipod.
ABB hilft mit Kurs- und Geschwindigkeitsvorgaben
Dabei sammelt das Automatisierungssystem ABB Ability 800xA große Mengen an Daten aus dem ganzen Schiff und nutzt die daraus gewonnenen Informationen zur Leistungsüberwachung und Optimierung der Stromerzeugungsanlagen. ABB hilft mit Kurs- und Geschwindigkeitsvorgaben mit dem Ziel, Treibstoffverbräuche zu verringern und – bei Passagierschiffen – den Komfort für die Reisenden durch verringerte Schiffsbewegungen zu steigern. Ein anderes System errechnet den Einfluss der Wassertiefe in Küstennähe und im Tidenbereich auf den Strömungswiderstand des Schiffes und damit auf die optimale Geschwindigkeit beim Einlaufen in Häfen. Bis zu 5 % Treibstoff lassen sich durch solche Bewegungsvorhersagen und Leistungs- und Antriebsoptimierung einsparen. (eb)