XXS-Projekt : Welche Chancen Weingärtner bei Spritzgussschnecken winken
Und wieder hatten die Traunviertler Maschinenbauer das richtige Gespür für den Markt. Noch vor einem Jahr sorgte Weingärtner Maschinenbau für Furore, bauten die Traunviertler das wohl größte Dreh- und Fräszentrum in der Geschichte. Mittlerweile dreht und fräst das 21,5 Meter lange Ungetüm mit einem Drehdurchmesser von 2 Metern für einen amerikanischen Energiekonzern 60 Tonnen-Bauteile. Vom XXL-Projekt ging es nun zum XXS-Projekt. Auf den Weingärtner Solution Days war sie der Hingucker: Die pick-up 400. Eine neue Maschinengeneration für die Komplettbearbeitung von Extrusions- und Spritzgussschnecken. Der Clou: Erstmals können Schnecken mit einem Durchmesser von nur 10 bis 150 Millimetern effizient bearbeitet werden.
Vom Rohling bis zum Fertigteil in nur einer Schicht
Die Maschine für die kleine Schnecke. Nach ihr lechzten schon 2014 viele. In Traunviertel ließ das die Köpfe der Entwicklungsabteilung rauchen: Denn gerade in der Bearbeitung von kleineren Werkstücken wittern die Maschinenbauer ihre nächste große Chance. Und treffen mit der pick-up 400 genau ins Schwarze: Neun Maschinen sind vorbestellt. Der Prototyp bereits verkauft. Zweistellige Verkaufszahlen schon fast eingebucht. Vertriebsleiter Klaus Geissler freut’s. In nur acht Monaten haben er und sein Team den ersten Prototypen gebaut und ihn Anfang Juni der Öffentlichkeit präsentiert. „Ging es am Anfang nur darum kleinere Schneckenprofile möglichst effizient zu bearbeiten, haben wir am Ende ein Komplettbearbeitungszentrum geschaffen, das Fräsen wie auch Drehen abdeckt“, so Geissler. Bestandskunden, welche ihre Schneckenproduktion bereits mit dem hauseignen WeinCAD-Programm bedienen, können Programmdaten einfach weiterverwenden. In nur wenigen Minuten bis zu einer Schicht soll es die pick-up 400 vom Rohling bis zum Fertigteil schaffen. „Wobei das immer auf die jeweilige Geometrie ankommt“, bemerkt Geissler. Es gilt: Je komplexer, umso zeitintensiver.
Komplexe Scheckenprofile
Gerade bei Spritzgussschnecken gelten die Entwickler der Kunststoffbranche als äußerst kreativ. Neuartige Geometrien oder dem Einsatz exotischer Werkstoffe sind keine Grenzen gesetzt. „Rund die Hälfte aller Schnecken haben heute eine sogenannte Barrieregeometrie“, erklärt Geissler. „Ein zweiter Schneckengang mit Barrieresteg trennt dabei die Schmelze vom Restgranulat. Eine Kontur, die durch reines Schleifen nicht mehr abbildbar wäre.“ Das Know-how von Weingärtner liegt vor allem im Werkstück-Spannkonzept versteckt. „Dort müssen Vibrationen unbedingt vermieden werden“, erklärt Geissler.
Das Geheimnis von Weingärtner ist gut gehütet
Sogenannte Prismen-Backen-Lünetten, eine Art Halterung für den Schneckenrohling sorgen dafür, dass die Werkstücke stabil gehalten werden. Wie genau es die Traunviertler aber schaffen, die Werkstücke ruhig zu spannen, entlockt man ihnen nicht. Ist es doch ihr großer Pluspunkt gegenüber dem Mitbewerb. Interessantes Detail: Die pick-up 400 ist wandelbar. Je nach Kundenwunsch ist die Maschine als reine Fräsmaschine oder als komplettes Dreh-Fräszentrum mit oder ohne Werkzeugmagazin erhältlich. Ein vollkommen gekapselter Arbeitsraum mit Emulsionsnebelabsaugung und barrierefreiem Zutritt bis zum Werkstück gehören zur Standardausstattung.
Die wichtigsten Daten der pick-up 400 auf einen Blick
Werkstück-Durchmesser: 10-150 mm
Länge (zw. Spitzen) 1-6 Meter
Steuerung: Siemens 840D sl
Arbeitsspindel (C-Achse)
Drehzahl: 100 min-1
Drehmoment: 1.650 Nm
Arbeitsspindel (SP1)
Leistung: 30 kW
Drehzahl: 3.000 min-1
Frässpindel
Nennleistung: 45kW
Drehmoment: 275 Nm
Drehzahl: 14.000 min-1
Werkzeugaufnahme: HSK 100
Wie Weingärtner das größte Dreh- und Fräszentrum seiner Geschichte baute, lesen Sie hier.