Inwieweit wir durch technologischen Fortschritt morgen wirklich weniger Arbeit haben werden, ist unter Experten umstritten. Ich persönlich glaube nicht, dass uns die Arbeit ausgehen wird. Dies aufgrund der Tatsache, dass die aktuell wieder verstärkt geführte Diskussion in Wirklichkeit eine schon sehr alte ist. Die Kombination von Webstühlen und der Dampfmaschine am Ende des 18. Jahrhunderts gilt vielfach als Beginn der Industrialisierung. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekämpften die sogenannten Maschinenstürmer die großen Veränderungen, die technologische Innovationen am Arbeitsmarkt auslösten. Statt zu Hause arbeitenden Weberinnen brauchte man plötzlich Maschinenbediener. Seit damals haben eine Reihe von großen disruptiven Innovationen mit ihrer Verbreitung den Arbeitsmarkt massiv verändert (im 19. Jahrhundert: Erfindung der Dampfmaschine, die Verbreitung der Eisenbahn mit all den damit verbundenen Neuerungen wie Stahl- und Tunnelbau, die völlig veränderten Handelsbeziehungen; im 20. Jahrhundert: neben anderen bahnbrechenden Innovationen die Elektrifizierung, die Petrochemie, den Individualverkehr oder das Internet). Jede dieser Innovationen führte zu ähnlichen Diskussionen wie heute, jede dieser Innovationen zerstörte Millionen von bestehenden Jobs, schuf aber völlig neue Tätigkeitsfelder. Was aber nach jeder disruptiven Innovation eine große Herausforderung war, die oftmals kaum gelang, war die dadurch arbeitslos gewordenen Menschen auf die neu entstandenen Jobs „umzuschulen“.
Was erwarten Experten, wo könnten neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen?
Nahezu alle großen Trends am Arbeitsmarkt, wie zum Beispiel die Digitalisierung, die Globalisierung oder auch die Ökologisierung führen zu steigenden Qualifikationsanforderungen der Unternehmen an ihre Beschäftigten. So werden laut CEDEFOPs Skills Forecast auf europäischer Ebene steigende Beschäftigungsmöglichkeiten für Hochqualifizierte, stagnierende Beschäftigungsmöglichkeiten für mittlere Qualifikationsniveaus und sinkende für Niedrigqualifizierte erwartet.
Zu den konkreten Erwartungen für Österreich sei ein AMS report zitiert: „Für Österreich wird – dem gesamteuropäischen Trend folgend – für gut zwölf Prozent der Beschäftigungsmöglichkeiten ein geringes Qualifikationsniveau genügen. Im Gegensatz zum gesamteuropäischen Trend wird für Österreich jedoch auch im mittleren Qualifikationssegment mit einem positiven Expansionsbedarf gerechnet, und knapp 56 Prozent der Beschäftigungsmöglichkeiten sollen mittlere Qualifikationsanforderungen stellen. Der Anteil der Beschäftigungsmöglichkeiten mit hohen Qualifikationsanforderungen wird in Österreich mit knapp 32 Prozent niedriger ausfallen als im gesamteuropäischen Schnitt. Insgesamt werden rund 1,65 Millionen Jobmöglichkeiten in Österreich erwartet, davon werden knapp 1,49 Millionen auf den Ersatzbedarf entfallen. Mehr als 55.000 Arbeitsplätze mit geringen Qualifikationsanforderungen werden voraussichtlich nicht nachbesetzt, in diesem Qualifikationssegment eröffnen sich dadurch im Zeitraum 2013 bis 2025 per Saldo nur rund 205.000 Beschäftigungsmöglichkeiten, die ausschließlich auf Ersatzbedarf basieren. Im Segment der mittleren und insbesondere der hohen Qualifikationsanforderungen entstehen hingegen auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten.“