Siemens AG : Was macht ein Zug auf einem Boot?

Siemens hat im Fährhafen Sassnitz auf der Insel Rügen den ersten von 38 Regionaltriebzügen vom Typ Desiro RUS nach Russland verschifft. Die Eisenbahnfähre "Petersburg“ bringt den fünfteiligen Zug jetzt über die Ostsee in den russischen Seehafen Ust Luga. Der Desiro RUS verbraucht etwa 30 Prozent weniger Energie als die aktuell in Russland eingesetzten Regionalzüge. Damit gehört das Fahrzeug zum Siemens-Umweltportfolio, mit dem das Unternehmen im Geschäftsjahr 2011 einen Umsatz von rund 30 Milliarden Euro erzielte.
Standort Graz.
In den Städten Kasan und Sotschi werden ab 2013 die ersten Passagiere mit dem Desiro RUS unterwegs sein. Im Februar 2014 sollen die Züge dann die Sportler und Zuschauer der Olympischen Winterspiele in Sotschi schnell und sicher zu den Sportstätten in den Bergen bringen.
Die Fahrwerke für die russischen Regionalzüge werden am Siemens-Standort in Graz gefertigt.
Erfolgreichster Bahntechnik-Anbieter.
"Mit der Verschiffung des ersten Desiro RUS haben wir einen weiteren wichtigen Meilenstein bei diesem Auftrag erreicht“, sagte Hans-Jörg Grundmann, CEO der Siemens-Division Rail Systems. "Bis 2013 werden wir weitere 37 komplette Züge dieses Typs ausliefern. Zusätzliche 16 Fahrzeuge fertigen wir ab 2013 mit steigender Lokalisierung der Arbeiten auch in Jekaterinburg, wo wir gerade rund 200 Millionen Euro in den Aufbau der Fabrik investieren. Das stärkt unsere Position als erfolgreichster nicht-russischer Anbieter von Bahntechnik im Land.“
40 Jahre Instandhaltung.
Neben der Produktion übernimmt Siemens für eine Dauer von 40 Jahren auch die Instandhaltung dieser Fahrzeuge für die RZD. Insgesamt sind die Aufträge über Herstellung und Wartung fast 1,1 Milliarden Euro wert.
Warum Tranport per Boot.
Ein Transport über die Straße oder die Schiene bis nach Russland wäre aufgrund der Ausmaße des Zuges und seiner russischen Spurweite von 1.520 Millimetern nicht möglich gewesen. Die Wagen sind bis zu 60 Tonnen schwer, 26 Meter lang, dreieinhalb Meter breit und fast fünf Meter hoch – und damit je einen halben Meter breiter und höher als beispielsweise der Schwesterzug des Desiro RUS, der in Deutschland unterwegs ist. Auf dem Weg zum Krefelder Rheinhafen mussten die Schwertransporter eine Straßenbahnoberleitung unterqueren, die dafür – nach Betriebsende gegen Mitternacht – vom Stromnetz getrennt und angehoben wurde.