Energiepolitik : Warum Oberösterreich klimatechnisch zurückrudert

Christian Rakos
© propellets Austria

Für Christian Rakos, proPellets Austria Geschäftsführer, ist es unbegreiflich. Das Land Oberösterreich – bisheriges Vorzeigebundesland in Sachen Energiewende – soll eine neue Energiestrategie erhalten. Getarnt als Erweiterung der bereits bestehenden Strategie, handelt es sich bei dem neuen Programm "tatsächlich um ein massives Zurückrudern", so Rakos. Die zuvor von Schwarz-Grün definierten und essentiellen Ziele, nämlich bis 2030 den gesamten Strom- sowie Raumwärmebedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken, sollen nun gestrichen werden. Die neue Strategie „Energie-Leitregion OÖ 2050“ soll den Industriestandort stärker berücksichtigt. Das Motto lautet: weg von absoluten Zielen, hin zu relativen. Das heißt, Vorgaben erfolgen prozentuell zur Wirtschaftsleistung, wie der ORF berichtete.

CO2-Reduktion durch Abwanderung von Unternehmen

Wirtschaftslandesrat Michael Strugl betonte, dass für ein Industriebundesland wie Oberösterreich die Energieeffizienz „der Dreh- und Angelpunkt“ sei. Aber die Hälfte der CO2-Reduktion in Europa seit 1990 sei durch Abwanderung zustande gekommen. Damit begründete auch Florian Haslauer, Beratungsunternehmens A.T. Kearney, die Erstellung der „Energie-Leitregion OÖ 2050“. Für Christian Rakos wurde dabei die Situation oberösterreichischer Unternehmen – im Bereich der Bioenergie, Nutzung von Solarenergie sowie Nutzung von Wärmepumpen – ignoriert. Die vorgelegte Klimastrategie hätte negative Auswirkungen auf den heimischen Markt.

Interessen fossiler Energiekonzerne wichtiger als lokale Wirtschaft

„Die Nutzung lokaler Energieressourcen ist gerade in Oberösterreich zu einem echten Wirtschaftsfaktor geworden", so Rakos. "Hier wirtschaften einige der erfolgreichsten Hersteller von Pellet- und Hackschnitzelheizungen." In einem waldreichen Land wie Österreich gäbe es beste Voraussetzungen, um den Wärmebedarf aus heimischer Biomasse zu decken und damit Jobs im ländlichen Raum zu sichern. Dass die Regierung diese erfolgreiche Entwicklung nun stoppen will - "ist schlichtweg unbegreiflich", so Rakos. Grund für diese Annahme dürften wohl die geplanten Änderungen im Förderregime sein. Details gibt es noch nicht, aber die Landesregierung hatte im Vorjahr bereits das Ende einer Förderung von Alternativ-Heizungen eingeläutet. Im schwarz-blauen oö. Regierungspakt ist festgehalten, dass die „Förderung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien“, also Solaranlagen und Wärmepumpen, auslaufen soll - nach derzeitigem Stand im April.

Die Umsetzung von Klimazielen schafft Arbeitsplätze

Gerade das Ziel, bis 2030 Wärme aus 100 Prozent erneuerbarer Energie zu erzeugen, hätte aber "wertvolle wirtschaftliche Impulse gebracht", so Rakos. Bei der Erzeugung von Wärme aus Biomasse liegt die gesamte Wertschöpfungskette – vom Waldbauern über das Sägewerk bis hin zu Pelletproduzenten und den Herstellern von Biomasseheizungen – im eigenen Land. Hinzu kommt, dass Wärme aus erneuerbaren Energieträgern sehr oft wirtschaftlicher ist als Wärme aus fossilen Rohstoffen.

Niedrigere Heizkosten sind eine reale und spürbare finanzielle Entlastung für Haushalte. Der Preis von Holzpellets ist heute fast auf dem selben Niveau wie vor zehn Jahren. Dieser langfristig stabile und günstige Preis von Pellets ist Garant dafür, dass Haushalte auch in Zukunft nicht von etwaigen Kostenexplosionen, ausgelöst durch politische Krisen, betroffen sind.

Bekenntnis zum Klimaschutz

„Abgesehen von den wirtschaftlichen Vorteilen gebietet es auch das Verantwortungsbewusstsein gegenüber unseren Kindern und Enkeln, dass wir den Klimaschutz ernst nehmen und alles daran setzen, einen katastrophalen globalen Temperaturanstieg zu verhindern", so Rakos. "Die ganze Welt hat sich in Paris darauf geeinigt – nur in Oberösterreich ticken die Uhren jetzt scheinbar anders. Hat man sich in Oberösterreich Donald Trump zum Vorbild genommen?“ (OTS, red)

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