Nachgefragt : Warum Niob geopolitisch schwierig ist

Niob
© Wikipedia

Herr Maassen, steckt die Bergbaubranche in der Krise? Kann Niob davon profitieren?

Gunther Maassen: Nein, eigentlich nicht. Nur weil aktuell weltweit weniger Metall gebraucht wird, muss der Bergbau in keiner Krise stecken. Zudem arbeiten neue Minen wesentlich effizienter als alte und sind dadurch vergleichsweise besser aufgestellt. Ein Umrüsten ist mit größeren Kosten verbunden und lohnt in vielen Fällen nicht. Bei einer seit einigen Jahren fast konstanten Jahresproduktion von rund fast 60.000 t ist Niob ein klassisches Nischenprodukt. Niob ist auch ein Nebenmetall. Das heißt, es gibt weltweit keine einzige Niob-Mine. Man holt zum Beispiel Tantal aus dem Boden und Niob ist einfach mit dabei. Nur wegen Niob gräbt niemand in der Erde.

In welchen Teilen der Erde wird Niob im Wesentlichen abgebaut?

Maassen: Brasilien, Kanada, Afrika und Asien. Jedoch zu größten Teilen in Brasilien.

Wie ist die Situation hinsichtlich Bedarf und Versorgungslage?

Maassen: Niob ist ein Standard bei den Nebenmetallen bzw. selteneren Rohstoffen. Niob ist aber kein strategisch knapper, sondern vielmehr ein geopolitisch kritischer Rohstoff. Das heißt, man muss vielmehr die Frage nach der Verfügbarkeit stellen. Wie offen sind die Länder, wo es gefördert wird?

Drohen denn Beschränkungen im Handel oder Verstaatlichungen?

Maassen: Eventuell. Der Blick richtet sich weniger darauf, wo die Reserven im Boden vorhanden sind, sondern in welcher Hand sie sich befinden. So sind regionale Konzentrationen wie bei Niob nie für einen freien Handel besonders zuträglich. Darüber hinaus gibt es große Konzentrationen bei den Anbietern: drei Minengesellschaften, die in drei Regionen schwerpunktmäßig tätig sind. Wenn nun die Versorgungslage als kritisch beurteilt wird und sich auch noch wenig unter der Erde befindet, kann es gut sein, dass die eine oder andere Produktentwicklung mit großen Volumina an Niob eher nicht umgesetzt wird. Daher wird es auf absehbarer Zeit keine große Nachfrage an Niob geben.

Welche Ersatzmöglichkeiten gibt es für Niob?

Maassen: Hauptsächlich durch Tantal, da die Eigenschaften in der Regel viel besser sind. So ist Tantal resistenter gegenüber Gasen und Säuren und verfügt über eine höhere Dichte als Niob. Darum werden in Handys schon länger keine Niob-Kondensatoren mehr verbaut, da Niob relativ schwer ist. Faustformel lautet: Niob punktet, wenn Platz und Gewicht keine Rollen spielen. Es scheint, dass Niob immer ein bisschen als ‚kleiner Bruder‘ im Schatten des performanteren Werkstoffs Tantal steht. Damit ist Niob der Underdog, das „Billigmaterial“ für viele Anwendungen, das durch besseres ersetzt werden kann, wenn man mehr dafür bezahlen will.

Um wie viel ist Niob billiger als Tantal?

Maassen: Im Vergleich zu Tantal fallen hier die Förderungen größer aus. Das heißt, oftmals ist Niob um den Faktor 10 billiger. Da es aber bald neue Anwendungen für Niob geben wird, könnte sich das ändern.

Vielen Dank für das Gespräch!Das Gespräch führte Otto Geißler