Halbleiter : Warum Infineon-Chefin Herlitschka vor einem Technologieausverkauf warnt
Der Halbleiterkonzern Infineon betreibt in Österreich Forschung und Entwicklung mit neuen Halbleitermaterialien. Im über 38.000 Mitarbeiter zählenden Konzern bilden die Österreicher ein Kompetenzzentrum für neue Halbleitermaterialien. Konkret gehe es um Forschung, Entwicklung und Produktion von Siliziumkarbid- und Galliumnitrid-Halbleitern, hieß es am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz.
Lidar: Radar auf Licht-Basis
Diese bieten die Grundlage für hocheffiziente Systemlösungen. Durch die neuen Werksstoffe werden etwa Wechselrichter für Solaranlagen oder Ladestationen für Elektro-Autos noch effizienter und schneller, erklärte Thomas Reisinger, Vorstand für Operations bei Infineon Austria, vor Journalisten.
Geforscht und entwickelt wird auch zur Lidar-Technologie (Light Detection and Ranging): Dabei geht es um eine Radar-Technologie auf Licht-Basis, die etwa im teil- und voll-automatisierten Fahren eingesetzt wird. Die optische Abstandsmessung und Sensoren arbeiten mit Halbleitern, dadurch sollen die Systeme kompakter, preisgünstiger und robuster werden.
Elektro-Autos puschen den Markt
Überhaupt sind die Veränderungen in der Mobilität in Richtung autonomes Fahren und Elektrofahrzeuge ein großer Hoffnungsmarkt für die Halbleiterproduktion: Während in herkömmlichen Fahrzeugen Halbleiter etwa im Wert von 350 US-Dollar (295 Euro) verbaut sind, ist dieser Wert bei Elektro-Autos in etwa doppelt so hoch mit knapp 700 Dollar. Besonders viele bzw. teure Halbleiter werden in vollautomatischen Autos eingebaut, hier liegen die Schätzungen bei etwa 890 Dollar. Bei Infineon wird im Bereich Sensorik mit Bildsensoren in Graz geforscht, in Linz ist das Zentrum für Radar und Lidar angesiedelt. Auch bei Schnellladestationen, die für den Ausbau der Elektro-Autos gebraucht werden, kommen die von Infineon Österreich entwickelten Chips zum Einsatz, indem sie die Effizienz erhöhen.
Behörde als Hüter europäischer Schlüsselkompetenz
Infineon-Austria-Chefin Sabine Herlitschka brach erneut eine Lanze für eine europäische Industrie- und Standortpolitik. Europa dürfe die Schlüsselkompetenzen nicht verlieren, etwa durch Übernahmen, warnte sie. Nach dem Vorbild der USA, wo es eine Behörde (CFIUS) mit einem "strategischen Blick" auf solche Entwicklungen gebe, regte sie eine solche Institution auch in Europa an.
Das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) ist ein ressortübergreifender Ausschuss der US-Regierung zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten. Es untersucht die Auswirkungen von ausländischen Investitionen in amerikanische Unternehmen. Aus strategischen und sicherheitspolitischen Gründen wollen die USA ausländische Investitionen nicht ausschließlich dem freien Markt überlassen. (APA)