Der FACTORY-Kommentar : War das wieder mal ein politischer Schnellschuss?

War das wiedermal ein politischer Schnellschuss? Mit Jahreswechsel trat das Energieeffizienzgesetz in Kraft. Freilich kam der erste Aufschrei von Seite der Energieversorger. Sie müssen bis Jahresende 0,6 Prozent ihrer Vorjahresleistung bei ihren Endkunden einsparen. „Sie verlangen ja auch nicht von einem Wirt, seine Kunden auf Diät zu schicken“, hieß es von einem erzürnten Energieversorger. Das Gegenargument: Wer, wenn nicht die Stromlieferanten selber, könne besser zum Sparen animieren?

Die Suche nach dem Hüter der Energie.

Der zweite Aufschrei kam von der Industrie selber. Bis November müssen sie nämlich ein Energieaudit durchführen lassen. Offiziell heißt das so viel wie „ein systematisches Verfahren zur Erlangung ausreichender Informationen über das bestehende Energieverbrauchsprofil eines Betriebsablaufs.“ Damit diese Audits als Energieeffizienzmaßnahme laut Gesetz anerkannt werden, müssen sie von qualifizierten Auditoren durchgeführt werden. Und genau hier liegt der Hund begraben. Denn das Ganze ist ein Spiel ohne Schiedsrichter. Was fehlt, ist nach wie vor die vom Bund versprochene Monitoringstelle. Eine Anlaufstelle, die diese Maßnahmen sammelt und überprüft. Der ersten Anwärterin, der Österreichischen Energieagentur, wurde vom Bundesverwaltungsgericht der Riegel vorgeschoben. Grund: Das nicht lupenreine Vergabeverfahren gegenüber dem Mitbewerb. Das Resultat: Österreich hat mit 2015 zwar ein mehr oder weniger funktionierendes Gesetz, aber niemanden, der das Ganze überprüft. "Achtung" mit drei Ausrufezeichen heißt es derzeit auf der offiziellen Monitoringseite (www.monitoringstelle.at). Die Einrichtung der Energieeffizienzmonitoringstelle gemäß Energieeffizienzgesetz 2014 wird derzeit durch das BMWFW vorbereitet. Also doch ein Schnellschuss par excellence?

Faule Eier unter den Energieberatern.

Fazit der Unternehmen: „Na ja, dann mach ma halt mal.“ Natürlich ist das Thema Energieeffizienz schon längst in den Fertigungen angekommen. Doch die Unsicherheit darüber, ob die getätigten Maßnahmen auch für das Audit sinnvoll sind und an wen das gemeldet werden soll, lässt Betriebe mit ihren grünen Investitionen zögern. Zu Recht – ist doch der politische Rattenschwanz noch viel länger. In puncto Energieauditoren gibt es nämlich die nächsten Reibereien. Zurzeit herrscht eine echte Goldgräberstimmung am Markt. Kürzlich erreichte sogar der Fachverband für Ingenieurbüros eine Registrierung als Energieauditor, wenn gewisse minimale Anforderungen vorliegen. Das schlägt Wellen der Kritik, vor allem von Seite der eingefleischten Energieberater. Rieben Sie sich Anfang des Jahres noch kräftig die Hände, ist das mit der Gesetztesauflockerung nun vorbei. Jeder der schon mal in der Nähe einer Steckdose stand, bemüht sich nun um ein Stück vom großen Zertifizierungskuchen. So – meinen Insider – ist auch die offizielle Liste von zertifizierten Energieauditoren des Bundesministeriums mit faulen Eiern bestückt. Das Gesetz, so wie es ist, war sicher nicht die geschickteste Lösung, aber einzig sinnvolle. Haben doch noch viele Betriebe gar keinen Willen zur Verbesserung, sondern nur zum Kostensparen.

Das Energiesparspiel steckt also mitten in der ersten Halbzeit. Noch ohne Schiedsrichter. Spannend wird es, wenn dieser dann endlich aufs Feld tritt und damit die Monitoringstelle offiziell zu arbeiten beginnt. Dass das noch für Zoff unter den Beteiligten sorgen wird, garantiere ich.