Bitschi Maschinenbau : Vorarlberger Sonderbau: Maschinen nach Maß

Der Techniker, der Närrsche, der alles probiert, wo andere sagen das geht nicht. Das fordert Guido Bitschi am meisten heraus und dort fühlt er sich auch wohl. Der Sondermaschinenbauer sieht sich als Tüftler und Bastler und ist stolz darauf. Mit seiner Fräsmaschine TSB 450 4-Axis war er der Newcomer auf der letztjährigen Intertech. Viele Interessenten tummelten sich auf dem Stand der Vorarlberger. Das ist ein Segment, das wir noch nicht abdecken können, gab eine Standbesucher und seines Zeichens Maschinenverkäufer offen zu. Eine Fräsmaschine unter 100.000 Euro ausgelegt auf die Bedürfnisse des Mittelstands – aber mit einer Präzision einer „Großen“. „Natürlich sind wir nicht so naiv uns mit Hermle oder DMG zu vergleichen, aber die Oberflächen und Geschwindigkeiten, die wir mit unserer Maschine erreichen, sind genauso gut“, so Bitschi. Doch mit der ersten Euphorie war es nach der Messe schnell vorbei. „Es herrschte im wahrsten Sinne tote Hose“, erinnert sich Bitschi noch gut. Ein Dämpfer für den Maschinenbauer aus Leidenschaft. „Aber was man gerne tut, tut man auch weiterhin.“ Seinem Motto treu bleibend, bastelte der Vorarlberger weiter -zumindest privat. Denn Bitschis Hobbies: der Hubschrauber-Modelbau und Amateurfunk. Beide sollten ihm nun den vielleicht größten Auftrag seiner Maschinenbaukarriere besorgen.
Sonderlösung einer Sonderlösung.
„Das müssen Sie sich wie einen riesigen Stammtisch vorstellen, das ist reine Mundpropaganda.“ Bitschi ist Mitglied des Amateurfunkverbandes ÖVSV OE9 Landesverband Vorarlberg. Es war ein Kunde aus Deutschland, der über dieses Netzwerk auf den Sonderbauer aufmerksam wurde. „Er hat erfahren, dass wir an einem Open Source Projekt mit Linux CNC beteiligt sind“, so Bitschi. Das Open Source Projekt verleiht jedem Kunden eine gewisse Offenheit. „Er ist damit völlig herstellerunabhängig“, erklärt der Vorarlberger. Ein Gebiet auf dem die großen Maschinenbauer versagen, da sie natürlich ihre Kunden an sich binden möchten. Geht es um nähere Infos zum Projekt, bleibt aber selbst der Bastler äußerst diskret. Nur so viel verrät Bitschi: „Es geht um eine Maschine zur Herstellung von Kohlefaserplatten.“ Kohlefaserplatten werden für das Tragen von Solarzellen auf den Sonnensegeln von Satelliten gebraucht. Wegen ihrem Gewicht, ihrer Robustheit und ihrer extremen Temperaturbeständigkeit sind sie ideal für die Bedingungen im All. „Das ist eine Sonderlösung einer Sonderlösung einer Sonderlösung“, scherzt der Tüftler. Völliges Neuland ist das nicht. Denn schon durch sein Hobby, das Modellbauen von Hubschraubern, hatte Bitschi mit diesen Kohlefaserplatten zu tun. „Für meine Hubschrauber habe ich die zum Teil selber hergestellt“, erklärt der Bastler. Hier schließt sich also der Kreis.
Stibizen mit Augen und Ohren.
Der Zeitplan des Vorarlbergers ist straff. Während des Interviews mit Factory plant er schon seinen Flug nach Friedrichshafen. „Dort findet eine Amateurfunkmesse statt“, verrät Bitschi. Ideale Stammtischrunde, um neue Aufträge zu generieren? „Wer weiß“, lächelt der Vorarlberger. Nur eines möchte er noch mit auf den Weg geben und dabei zitiert er seinen Vater. „Du, Buab tua du stibizen wie eine Elster, aber nur mit den Augen und Ohren, nicht mit den Fingern!“ Und diese Neugier ist mir als Sondermaschinenbauer geblieben – bis heute. Seit 27 Jahren geht die Bastelei der Vorarlberger schon gut und aus dem Ländle wir auch weiterhin Maschinenbaugeschichte kommen – das steht fest.
Bitschi Maschinenbau gibt es seit 2011, die Firma ist aus Team Electronics entstanden, Anbieter von elektronischen und elektotechnischen Ausrüstungen für den Maschinenbau bestehend seit 1988.
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