Nutzfahrzeuge : Technosert entwickelt smarte Lüftung für Reform-Muli

Reform-Werke
© Elisabeth Biedermann

Praktisch, robust und ohne viel Schnickschnack. Geht es um die Transportfahrzeuge für den Kommunalbereich oder die Landwirtschaft, haben die Kunden der Welser Reform- Werke ganz solide Vorstellungen. Steile Hänge und unwegsames Gelände sind das Spezialgebiet der sogenannten Reform-„Mulis“. So einfach gestrickt, wie der Kunde denkt, sind diese Transportfahrzeuge dann aber doch nicht. Denn im Inneren der Mulis verbirgt sich die technische Superlative. Dabei vereinen sie das Beste aus zwei Welten.

Indem die Welser ein mechanisches mit einem hydrostatischen Getriebe kombinieren, sorgen sie für Rekordergebnisse in Sachen Wirkungsgrad und Komfort. Seit rund drei Wochen läuft über die Fertigungslinien der Welser diese völlig neue Art von Muli. Der Muli T10X HybridShift stellt seine älteren Kollegen in den Schatten. Mit einem völlig neuen Lüftermanagement werden die Arbeitszyklen bei noch besserer Energieeffizienz optimiert. Ein Projekt, bei dem die Mühlviertler technosert electronic kräftig mitmischte.

Neue intelligente Lüfter

Der Muli ist den Einsatz in staubigen und schmutzigen Umgebungen gewohnt. Doch die Welser Fahrzeugspezialisten waren immer wieder mit einem Knackpunkt bei den Lüftersystemen konfrontiert. Jochen Ellmer, Elektronikleiter bei Reform-Werke, erklärt diesen wie folgt: „Ist die Staubbelastung besonders hoch, müssen die Lüfter oft von Hand gereinigt werden. Der Fahrer muss dabei das Fahrzeug verlassen.“ Mit einer speziellen Lüftungsumkehr sollte der Bedienkomfort enorm gesteigert werden. Die Idee: „Der Fahrer drückt auf eine Taste im Cockpit, die Lüfter drehen sich um und blasen den Staub von selbst hinaus“, erklärt Ellmer das Prinzip. Ziel war es, den Lüftern so viel Intelligenz einzuhauchen, dass diese sich fast von selbst warten. „Gibt es Probleme, wie zum Beispiel durch Verklebungen bei Regen, meldet sich das System sofort beim Fahrer“, so Ellmer. Auch der Dauerlauf der Lüftersysteme war den Welsern schon lange ein Dorn im Auge, deshalb sollte der neue Lüfter nur bedarfsorientiert kühlen.

Mühlviertler Hightech-Profis

Einerseits sollte das neue System zuverlässig die Wärme vom Hydrauliköl wegbringen und andererseits so smart sein, dass sich die Lüfterdrehzahl in Abhängigkeit von der Temperatur regeln lässt. Eine Spezialanfertigung, die es so am Markt nicht gab. Das entsprechende Know-how und die Kompetenz dazu fanden die Welser bei der technosert electronic. Mit Auftragserteilung im Dezember letzten Jahres schafften die Mühlviertler Hightechprofis das Unmögliche. Sie entwickelten eine spezielle Steuereinheit, die Ellmers Voraussetzungen erfüllen konnte und nun die Lüfterkonzepte der Mulis erst richtig smart macht.

So smart sind die Mulis

Die technosert war dabei für die gesamte Elektronikkonzeption und das Layout des Steuerungsgehäuses zuständig. Auf Basis des Lastenheftes von Reform entwickelten sie eine Hard- und Software, die die Energieflüsse bzw. die dadurch entstehende Wärme kontrolliert an die Gehäusewand abführt. Als dritten Partner holten sich die Mühlviertler den Leiterplattenspezialisten und langjährigen Partner Häusermann an Bord. Die speziellen Leiterplatten aus dem Waldviertel zeichnen sich besonders durch ihre Fähigkeit, hohe Ströme und Wärme zu managen, aus. Mit massiven Kupferprofi len transportieren sie die aufgenommene Wärme stückweise an die Gehäusefronten. technosert-Geschäftsführer Johannes Gschwandtner sieht sein Unternehmen dabei immer als ein Teil des Auftraggebers. „Wir sind keine Zulieferer, unser Know-how ist Teil unseres Kunden, für dessen Erfolg wir mitverantwortlich sind.“ So konnten die Mühlviertler auch softwaretechnisch eine Brücke zu den Reform-Werk-Mulis schlagen und alle Schnittstellen bewältigen.

Einen grünen Daumen hoch gibt’s für die gewonnene Energieeffi zienz. „Dank der technosert-Lösung passt sich der Lüfter nun an die Bedingungen an“, so Ellmer. „Bedarfsgerecht führt er jene Wärme ab, die er abführen soll, und läuft nicht im Dauerbetrieb.“ Der Erfolg der neuen smarten Muli-Generation kann sich sehen lassen. „Gut 30 Stück sind schon verkauft“, freut sich Ellmer. „Und das, obwohl sie erst Ende letzten Jahres offiziell dem Markt vorgestellt wurden.“ Die besseren Energiewerte dank geregelter Lüfterdrehzahl und das präventive Warnsystem, wenn ein Lüfter steckt, machen den Muli zum Erfolgsknaller. Was den Muli smart macht, soll bald auch den Mounty noch cleverer gestalten. Das technosert/Häusermann-Konzept soll nämlich schon bald auch für weitere Fahrzeugtypen einsatzbereit sein. (eb)