glasstec 2016 : Technologietrends auf der glasstec
Schon einen Tag bevor die glasstec vom 20. bis 23. September ihre Tore öffnet, beginnt unter dem Motto "Function meets Glass" eine zweitägige Konferenz, in der Fachleute aus der Industrie und Forschung darüber informieren, welche Anforderungen heute an Funktionsgläser gestellt werden und welche speziellen Verfahren zur Herstellung und Bearbeitung möglich sind.
Das Thema Glasindustrie 4.0 steht am 21. September auf dem Programm des viertägigen Symposiums, das in Verbindung mit der Sonderschau „glass technology live“ in Halle 11 der Messe Düsseldorf durchgeführt wird. Informiert wird darüber, wie in der Glasindustrie Produktionstechnologien und Prozesse intelligent miteinander vernetzt werden können. Die dafür nötigen Maschinen und Anlagen sind in den Hallen 11 bis 17 zu sehen, wo die internationale Glasmaschinenindustrie ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen vorstellt.
Die schon jetzt auf dem Markt verfügbaren Systeme sammeln während des jeweiligen Produktionsvorgangs alle relevanten Daten und werten sie in Echtzeit aus. Fehler und deren Ursachen können so schnell ausgemacht und beseitigt werden. Es ist möglich, den gesamten Produktionsprozess zu optimieren so eine erhebliche Kostenreduzierung zu erreichen. Daneben können auch Einzellösungen realisiert werden, die sich über kompatible Schnittstellen und Software in bestehende Anlagen einbinden lassen. Die Digitalisierung ist dabei kein Selbstzweck und Glasindustrie 4.0 keine leere Worthülse. Ziel der Branche ist Effizienz ganz gleich, ob es um Energie, Material oder Kosten geht, bei gleichzeitiger Optimierung der Qualität des Endproduktes. Dazu einige Beispiele:
Schneller durch virtuelle Inbetriebnahme
Besucher der glasstec können sich über die Vorteile informieren, die eine virtuelle Inbetriebnahme von Maschinen und Anlagen bietet. Dabei werden alle Funktions-, und damit Steuerungsabläufe, mit einer Software virtuell getestet. Mögliche kritische Situationen, die es beim späteren Produktionsprozess geben könnte, können so analysiert und frühzeitig beseitigt werden. Dadurch reduziert sich nicht nur die Zeit für die Inbetriebnahme, auch die Anlagenverfügbarkeit wird erhöht. Durch die Möglichkeit der Fernwartung und Condition Monitoring kann der reibungslose und effiziente Betrieb der Anlage sichergestellt.
Herstellung läutermittelfreier Spezialgläser
Das Läutern in der voll elektrischen Schmelzanlage erfolgt mit einem Platinsystem und kommt vollständig ohne Läutermittel aus. Der Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichem Arsen oder Antimon wird so vermieden. Da in der Wanne niedrigere Temperaturen gefahren werden können, sinkt nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch der Verschleiß an Feuerfestmaterial. Und das wirkt sich positiv auf die Lebensdauer der Wanne aus. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass sich läutermittelfreies Glas besser verarbeiten lässt.
Laserbiegeverfahren für Dünngläser spart Energie
Der Markt für Dünn-, insbesondere für Displaygläser wächst kräftig und mit ihm auch die Anforderungen an die Maschinenhersteller. Auf der Messe wird ein neues Laserbiegeverfahren vorgestellt, mit dem es möglich ist, Display- und andere Dünngläser ohne die sonst erforderlichen Nacharbeiten zu biegen. In nur einem Arbeitsgang kann so beispielsweise ein gebogenes Display für ein Smartphone hergestellt werden. Das beschleunigt den Produktionsprozess, verringert den Energieverbrauch und hilft die Kosten zu senken.
Hohe Genauigkeit mit Laserschneidprozess für Dünnglas
Wie das Laserbiegen biete auch das Laserschneiden von Glas gegenüber konventionellen Verfahren erhebliche Vorteile. Beschädigungen, die beim Ritz- und Brechvorgang auftreten, müssen nicht mehr zeit - und kostenaufwendig beseitigt werden. Außerdem ist die Konturengenauigkeit wesentlich besser und die Biegebruchfestigkeit wird erheblich erhöht. Ein neuer Laserschneideprozess, der auf der glasstec vorgestellt wird, macht es möglich, 50 Mikrometer bis 10 Millimeter dickes Glas und andere transparente oder spröde Materialien schnell und fugenlos gerade oder auch kurvig zu trennen.
Reinigen ultradünner Gläser ohne Bildung von Metallionen
Ebenfalls gezeigt wird eine Waschmaschine, die für Glasdicken von 0,3 bis 2 Millimetern geeignet ist und insbesondere für den Einsatz in einer Reinraumumgebung konzipiert wurde. Die Maschine ist modular aufgebaut und kann den unterschiedlichen Anforderungen entsprechend konfiguriert werden. Durch die Kunststoffeinhausung wird die Bildung von Metallionen, die sich negativ auf das Waschergebnis und damit die Beschichtung auswirken, unterbunden. Auch Emissionen von Dämpfen aus dem Reinigungsprozess, die die Beschichtung ebenfalls beeinträchtigen können, werden vermieden.
Beschichtungsanlagen für größere Formate
Einen verhältnismäßig breiten Raum auf der glasstec werden Maschinen und Anlagen für die Herstellung von Funktions- beziehungsweise Smartgläsern einnehmen. Sie spenden - je nach Bedarf - entweder Schatten oder lassen Licht und Wärme herein, verdunkeln oder erhellen sich auf Knopfdruck oder sie erwärmen das Heiz- oder Brauchwasser und tragen so zur Energieeinsparung bei. Es werden neue Beschichtungsanlagen vorgestellt, die nicht nur schneller und kostengünstiger arbeiten.
Auf ihnen ist es auch möglich größere Formate zu verarbeiten. Die Unternehmen kommen damit einem Trend zu immer größeren Funktionsgläsern nach. Vorgestellt wird auch ein Verfahren, mit dem es möglich ist, aus einer Kombination dünner und dickerer Scheiben Funktionsgläser herzustellen. Dass spart Rohstoffe, Gewicht und damit auch Kosten.