Energiemanagement : Subventionen für fossile Energieträger weltweit zu hoch
Der aktuelle Renewables 2017 Global Status Report (GSR2017), der von REN21 veröffentlichte umfassende jährliche Bericht zum Status der erneuerbaren Energien, zeigt ein Rekordjahr 2016. Demnach wurden 2016 weltweit zusätzliche erneuerbare Stromkapazitäten in der Höhe von 161 GW installiert. Somit stieg die globale installierte Stromkapazität gegenüber 2015 um 9 % und beträgt nun knapp 2017 Gigawatt (GW), obwohl die Investitionen in neue erneuerbare Energieinstallationen bedauerlicherweise gegenüber 2015 um rund 23 % sanken.
Erneuerbare Energieträger stellen laut GSR2017 auch zunehmend die kostengünstigste Alternative zur Stromerzeugung dar. Der Report berichtet, dass etwa in Dänemark, Ägypten, Indien, Mexiko, Peru und den Vereinten Arabischen Emiraten kürzlich Verträge für erneuerbaren Strom zum Preis von USD 0,05 pro Kilowattstunde oder weniger abgeschlossen wurde. Dieser Preis liegt weiter unter den äquivalenten Kosten für fossile oder nukleare Erzeugungskapazitäten in den jeweiligen Ländern.
„Der aktuelle Renewables 2017 Global Status Report zeigt auf, dass erneuerbare Energien auch die kostengünstigste Option sein können“, sagt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, und weist gleichzeitig auf die Chancen für die österreichische Wirtschaft hin: „Von der Energiewende profitieren Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen: Denn heimische Unternehmen haben das Potenzial mit ihrem Know-how in energierelevanten Technologiebereichen weltweit zu punkten.“ Zudem betont Traupmann erneut die positiven Auswirkungen auf die österreichische Handelsbilanz, die die Umstellung auf heimische erneuerbare Energien zur Folge hätte: „Im Jahr 2016 hat Österreich rund 4 Milliarden Euro für Erdöl und Erdölerzeugnisse ausgegeben. Wenn es gelingen würde Erdöl mittelfristig durch nachhaltige heimische Energieträger zu ersetzen, würde das zu einer ausgeglichen Handelsbilanz und in vielen Jahren sogar zu Überschüssen in Milliardenhöhe führen.“ (Details zu den aktuellen Berechnungen der Österreichischen Energieagentur hier.)
Energieeffizienz als Schlüssel für die Energiewende
Trotz eines weltweiten Wirtschaftswachstums von 3 % und zunehmender Energienachfrage blieben die globalen energiebedingten CO2 Emissionen, verursacht durch fossile Brennstoffe und die Industrie, stabil. Dies kann vor allem auf den Rückgang des Anteils an Kohle im Energiemix, auf den zunehmenden Ausbau erneuerbarer Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz zurückgeführt werden, so der GSR2017. „Effizienz ist der Schlüssel für die Energiewende und die Reduktion der CO2 Emissionen“, unterstreicht auch Peter Traupmann einmal mehr eine der Hauptaussagen des GSR2017 und verweist auf die Ergebnisse der Studie ENERGY2027, die im 40-Jahre Jubiläumsjahr der Österreichischen Energieagentur einen Blick in die Zukunft wirft: „Der bereits in unserem Gründungsjahr 1977 in den Statuten verankerte Schwerpunkt der Energieeffizienz ist so aktuell wie nie zuvor. Das gilt auch für die Zukunft: 80 Prozent der Befragten in unserer Studie ENERGY2027 sind der Meinung, dass Effizienz auch im Jahr 2027 wichtig sein wird.“
Faire Wettbewerbsbedingungen statt Subventionen für fossile Energieträger
Nach wie vor sind laut GSR2017 die Subventionen für fossile Energieträger und Atomstrom weltweit höher als jene für erneuerbare Technologien. Im Jahr 2014 waren Subventionen für fossile Energieträger viermal so hoch wie jene für erneuerbare Energien. „Aufgrund dieser Erkenntnisse kann die häufige Kritik an Fördersystemen für erneuerbare Energien nicht nachvollzogen werden. Es gilt faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Subventionen für fossile Energie schaden der Umwelt und der Gesundheit der Menschen, aber genauso der Wirtschaft und den Budgets der Staaten“, so Traupmann.
Flexibilität durch neuen Technologie und Digitalisierung
Der GSR2017 zeigt weiters auf, dass die Integration hoher Anteile variabler erneuerbarer Energien auch ohne fossile oder nukleare Grundlast gelingen kann. Voraussetzung sei ein ausreichend flexibles Stromsystem. Netzverbindungen, Sektorkopplung und Schlüsseltechnologien, wie beispielsweise Speicher, Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen sowie Informations- und Kommunikationstechnologien, würden diese Flexibilität ermöglichen. Die hohe Bedeutung der Digitalisierung, deren Auswirkungen auf die Branche die Energieagentur in einer aktuellen Studie analysiert hat (Details siehe hier), betont auch Traupmann: „Neun von zehn Experten aus Energieunternehmen gehen von starken Veränderungen durch die Digitalisierung aus. Über 80 % der Vertreter der Energiebranche sehen ein hohes Marktpotenzial, das sich aus der Digitalisierung ergibt. Dabei sind die Bereiche Energieeffizienz und - management von besonderem Interesse.“
Speichertechnologien und neue Tarifmodelle im Kommen
Innovationen und Durchbrüche im Bereich der Speichertechnologien ermöglichen laut GSR2017 zunehmend eine größere Flexibilisierung des Stromsystems. In 2016 wurden rund 0,8 GW an neuen Speicherkapazitäten in Betrieb genommen, damit beträgt die Gesamtkapazität am Ende des Jahres rund 6,4 GW. Einen ähnlichen Trend sieht die Österreichische Energieagentur auch in ihrer aktuellen Studie ENERGY2027 zur Energiezukunft: Knapp drei Viertel (73 %) sind demnach der Meinung, dass in zehn Jahren private Stromspeicher einen wesentlichen Beitrag zur Netzstabilität leisten werden. Auch der sich rasch entwickelnde Markt für neue Geschäftsmodelle wird durch die Studie ENERGY2027 bestätigt. Auch hier glauben drei Viertel daran, dass sich in zehn Jahren Tarifmodelle des Mobilfunkmarktes, wie etwa Flatrate- oder Prepaid-Modelle, etabliert haben werden.
Der Renewables Global Status Report wird von der internationalen Organisation für Erneuerbare Energien REN21 herausgegeben. REN21 ist mit Österreich in mehrfacher Hinsicht verbunden, etwa durch die Österreicherin und Generalsekretärin Christine Lins und die österreichische Botschafterin in der Volksrepublik China Irene Giner-Reichl, President bei REN21.