€cosys : Steirer Start-up macht automatisiertes Stromsparen möglich
Unnötiger Stromverbrauch war Albert Jocham schon immer ein Dorn im Auge. Die Idee für seine Erfindung, kam dem Steirer nach Feierabend. Beim Verlassen des Werks seines ehemaligen Arbeitgebers, der Holz-her Maschinenbau GmbH, fiel Jocham auf, dass - obwohl niemand mehr in der Firma war, Licht, Heizungen Druckluftkompressoren unter Volllast weiterarbeiteten. „Völlig unnötig und eine totale Verschwendung“, erinnert er sich noch gut zurück. Holz-her ist da aber kein Einzelfall. Sind Produktionsstätten zwischenzeitlich nicht voll ausgelastet, läuft meistens trotzdem alles weiter. Ein unnötiger Stromverbrauch, dem der Energiesparer aus Leidenschaft den Kampf angesagt hat. Mit €cosys, einer automatisierten Energiesparlösung, rückt er den ungeliebten Stromfressern zu Leibe.
Schluss mit unnötigem Stromverbrauch.
€cosys steht für €nergy-control-system und wurde speziell für kleine und mittlere Betriebe entwickelt. „Das Grundgerät besteht aus einem Schaltkasten, in dessen Front ein Industrie-PC mit Touchscreen eingebaut ist“, erklärt Jocham. „Sensoren sammeln gebäudeinterne und externe Einflüsse.“ Diese Informationen werden dann von einem modularen Steuerungssystem verarbeitet. Eine einfache und schnell konfigurierbare Visualisierung ermöglicht die Kommunikation mit EIB-, CAN-, M-Bus, als auch mit SPS-Steuerungen, wie sie in älteren Gebäuden häufig vorkommen. Werden in einem Betrieb mehrere Anlagen installiert, kommunizieren diese untereinander über Ethernet. €cosys kann dabei von jedem Bediengerät aus gesteuert werden. Das System erkennt Stromverbraucher, die nicht mehr benötigt werden und nimmt diese automatisch außer Betrieb. Gnadenlos senkt es deren Verbrauch oder bringt sie in den Stand-by-Modus. Um auch Nicht-Technikern ein Gespür für das Thema Energiesparen zu geben, entwickelte der Steirer „Atmosphere“. Eine Art Steuerkonsole, die im spritzigen Design automatisch die Einsparungen von Energie, Kosten und Emissionen berechnet und anzeigt.
Einfach war die Entwicklung des €cosys-Systems nicht, das gibt der Steirer heute offen zu. Vor allem das Ganze aus dem Pilotstatus zu holen, erwies sich als Herausforderung. „Als ich mich 2010 mit €cosys selbstständig machte, wäre mir das wohl ohne die Unterstützung des Gründungszentrums Science Park Graz nicht gelungen“, resümiert er.
45.000 Euro gespart.
Pilotkunde Holz-her spart sich seither jährlich um die 45.000 Euro an elektrischer Energie. Ein Wert, der prompt den nächsten Kandidaten anlockte. OMCO-GMA stellt Formen für die Glasindustrie her und war sofort von €cosys überzeugt. Erster Schritt war ein Steuerungssystem zur effizienten Nutzung der Glühöfen. Seit 2012 regeln zwei Geräte den Stromverbrauch des Formenherstellers. Die Steirer sparen sich damit bis zu 15 Prozent ihrer Energiekosten. Laut Jocham sollen sich die Anfangsinvestitionen noch heuer amortisieren.
Dass Albert Jocham die Umwelt teuer ist, beweist der Bauer aus Leidenschaft jeden Tag. Aber dem Tüftler schwebt schon die nächste Idee vor: „Ein komplettes Redesign von €cosys“, verrät er. Demnächst sollen nämlich alle neuen Geräte aus nachhaltigen Rohstoffen gebaut werden. „Damit kann das System auch umweltfreundlich recycelt werden“, so Jocham. Zwei weitere Projekte sind gerade in Verhandlung. Geht es aber um seine Kunden bleibt der Steirer sehr diskret, nur soviel verrät er: „Smart Grid Projekte sind sehr verlockend für uns.“