Maschinenbau : Starthilfe für Österreichs Maschinenbauer

Maschinenbau
© Maschinenfabrik KBA Mödling

Noch zu Jahresbeginn war so etwas wie Euphorie unter den Maschinenbauern zu merken. Dafür verantwortlich der äußerst starke Dezember 2013. „Vom Produktionswert her war der Dezember der stärkste Monat in der Geschichte des österreichischen Maschinenbaus“, heißt es vom Fachverband für Maschinen und Metallwaren (FMMI). Immerhin ein Wachstum von sieben Prozent legte die Branche hin. Erste Hoffnungen machten sich breit. Die Zeiten der Stagnation und die bisherigen Negativerlebnisse müsste somit 2014 doch toppen können, sollte man meinen. Diese Hoffnungen bekamen aber einen herben Dämpfer und die Erwartungen stagnieren wieder. Auch bei der Factory-Umfrage zu den Top-50-Maschinenbauern wird eines sichtbar: Die Stagnation aus dem „Seuchenjahr“ 2013 scheint nicht abzureißen. „Russland werde seine dynamische Nachfrage der letzten Jahre nicht halten können“, warnt Christian Knill, Obmann des FMMI. Der sogenannte Sotschi-Effekt wird schon jetzt schmerzlich vermisst. Zwar hält die Auslandsnachfrage die Branche nach wie vor auf Kurs und Märkte wie Asien und Mexico bleiben die Top-Favoriten, dennoch kriselt es gerade bei der Inlandsnachfrage. Weiteres Stärkefeld entlarvt. Einen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings. Neue Dynamik in den Auftragsbüchern verspricht die wiedererstarkte Industriegroßmacht USA, auch ein Top-Favorit in der Factory-Exportmarktbefragung. Auch der Innviertler Sondermaschinenbauer Fill hofft von der Reindustrialisierungsoffensive Amerikas profitieren zu können und investiert fleißig. Nicht nur Nemak, auch Volkswagen zählt dort zu seinen Kunden. Aber Andreas Fill hat ein weiters Stärkefeld entlarvt. „Die Metallzerspanung ist auch in Europa einer unserer stärksten Wachstumsbereiche“, so der Geschäftsführer von Fill. 2014 könnte also das Jahr der Zerspanung werden. „Nicht nur“, meint Fill. Denn auch der Gießereibereich nimmt wieder Fahrt auf. Ganz oben auf dem Speiseplan der Innviertel: China. Das deckt sich mit den Nachforschungen des FMMI, denn vor allem die Metallwarenproduzenten sehen sich einer solideren Auftragslage konfrontiert und erwarten Produktionszuwächse. „Dieser Sektor dürfte eine längere Durststrecke nun endlich hinter sich haben“, heißt es vom Verband. Es soll sogar ein Produktionsplus herausschauen.

Die heimischen Maschinenbauhochburgen investieren. Bei vielen stehen 2014 sogar Werksausbauten am Programm. Ein Erfordernis der Zeit. Ganz oben am Programm, stehen laut Factory-Umfrage, immer noch Themen wie Energieeffizienz. Dennoch – neuer Spitzenreiter: der After-Sales-Service. So begleiten die Mitarbeiter von Engel Austria, ihre Maschinen ein Leben lang und das direkt beim Kunden. „Wir beschäftigen mehr als 550 Mitarbeiter weltweit im Kundendienst und dieses Netz bauen wir kontinuierlich aus. Kundennähe ist uns extrem wichtig“, verweist Peter Neumann, CEO bei der Engel Gruppe auf die Servicestrategie. Industrie 4.0, nein danke.

Das Thema Industrie 4.0 ist derzeit wohl nur in Pasching angekommen. Armin Rau, Geschäftsführer von Trumpf Maschinen Austria ist von der „Standortabsicherung Europas“ absolut überzeugt. „Industrie 4.0 ist keine Science Fiction – wir sind mittendrin“, so Rau. Nur wer konsequent diesen Pfad betrete, werde auch noch in Zukunft seinen Umsatz und Ergebnis verbessern können. „Es gilt diesen eingeschlagenen Weg fortzusetzen“, so Rau. Seine Biegezellen sehen und fühlen bereits. Andere reagieren da verhaltener. „Industrie 4.0 berührt uns, trifft aber nicht den Kern unseres Produktionsmodelles“, heißt es vom Vorstandsvorsitzenden der Wintersteiger AG, Reiner Thalacker. Im Programm der Rieder stehen zwar die Themen wie Selbstoptimierung, Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose doch setzen Sie dabei weniger auf Automatisierungstechnik als auf gut ausgebildeten Mitarbeiter. „Wir optimieren durch einfache aber wirkungsvollen Prozesse und Entwicklungsmethoden“, so Thalacker. Nicht zuletzt gab rund die Hälfte der befragten Unternehmen an, Industrie 4.0 gewinne für Sie in den nächsten Jahren nur leicht an Bedeutung oder sei gar kein Thema. Viel wichtiger sind da schon die Variationsmöglichkeiten an ein und derselben Maschine. „Eine Maschine – viele Varianten“ das gewinnt für Österreichs Maschinenbauer in Zukunft enorm an Bedeutung. Das dies im Endeffekt mit Industrie 4.0 einhergeht, ist wahrscheinlich nur wenigen bewusst. Aufklärungsbedarf über das Marketingschlagwort aus Deutschland, also auch unter den Maschinenbauern. Elisabeth Biedermann

Auf den nachfolgenden Seiten lesen Sie exklusive Statements von Österreichs Maschinenbauelite. Themen die Sie beschäftigen, Tipps die Sie geben und Ängste, die Sie nicht zur Ruhe kommen lassen. PLUS: Tim Geißler, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, über die Fehler der EZB und die lahmende Kreditvergabe an Maschinen und Anlagenbau.

Fertigungszellen zum Spritzgießen müssen immer mehr Leistung erbringen, effizienter arbeiten und flexibler einsetzbar sein. Damit verändern sich die Anforderungen an uns als Maschinenbauer. Wir begleiten unsere Kunden immer öfter über den gesamten Lebenszyklus der Anlagen, geben ihnen Investitions- und Planungssicherheit und steigern damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Wir beschäftigen mehr als 550 Mitarbeiter weltweit im Kundendienst und dieses Netz bauen wir kontinuierlich aus. Kundennähe ist extrem wichtig, denn auch im After-Sales-Service werden individuelle Lösungen geschnürt, die nicht nur Branchen-Know-how, sondern auch ein regionales Verständnis erfordern. Besonders anspruchsvoll sind die Hochlohnmärkte mit einem hohen Anteil an Automation und Prozessintegration, wie Deutschland, da es hier besonders viele Stellschrauben gibt. Maschinenbediener müssen optimal trainiert, Ersatzteile schnell eingebaut und die Verfügbarkeit des Maschinenparks auf höchstem Niveau garantiert werden. Das Potenzial ist groß, denn die Total Cost of Ownership werden für unsere Kunden immer wichtiger.

2013 war für Fill ein gutes Jahr. Die Erwartungen für 2014 waren Anfang des Jahres hingegen eher bescheiden. Das Angebotsvolumen wuchs massiv an, Entscheidungen wurden aber immer wieder verschoben. Zur Jahresmitte stellt sich die Situation zur Gänze anders da und wir freuen uns über einen überdurchschnittlich hohen Auftragsbestand. Vor allem der chinesische Gießereimarkt hat sich überproportional stark entwickelt.

Im Marktsegment der Bearbeitungsmaschinen konnten wir auch in Europa mit einigen Innovationen punkten. Hier machen sich die Investitionen in Entwicklung, Infrastruktur und Prozessoptimierung vermehrt bezahlt. Das Umfeld sehen wir generell für den Maschinenbau nach wie vor sehr schwierig. Entscheidend für den Erfolg ist die Qualität der gesamten mittlerweile 600 Mitarbeiter starken Mannschaft. Hierin sehen wir auch einen klaren Wettbewerbsvorteil. Neben den Neugründungen der 100 prozentigen Tochtergesellschaften in Mexiko und China für die Stärkung des Vertriebes und Service starten wir am Standort in Gurten im August mit den nächsten Ausbauschritten.

Industrie 4.0 ist keine Science Fiction - wir sind mittendrin. Mit intelligent vernetzten Biegezellen, die sehen und fühlen können, mit Visual Online Support und Apps über die unsere Maschinen bedient und selbstständig über ihren Fertigungszustand informieren können. Diesen eingeschlagenen Weg gilt es fortzusetzen. Industrie 4.0 ist ein Wegweiser in die Zukunft des Maschinenbaus. Industrie 4.0 schafft Mehrwert für uns und unsere Kunden. Nur wenn wir konsequent diesem Weg folgen, werden wir künftig Umsatz und Ergebnis verbessern können. Aufspringen - der Zug läuft!

Es hat sich in den letzten Jahren zu einem Stehsatz entwickelt, dass uns die Exportbilanz das Produktionswachstum rettet. Die heimische Nachfrage stagniert und im Ausland sind es immer mehr die neuen "schwierigen" Märkte wo wir Marktanteile gewinnen. Nachdem in China die Dynamik im letzten Jahr deutlich abgenommen hat konzentrieren die Unternehmen ihre Aktivitäten immer mehr auf andere asiatische Wachstumsmärkte oder Lateinamerika.

Natürlich hilft uns auch das industrielle Comeback der USA, auf der anderen Seite befürchten wir ein Nachlassen der Nachfrage aus Russland, einerseits aufgrund der aktuellen Spannungen, andererseits aufgrund des Wegfalls des "Sotschi-Effekts", der unsere Exportbilanz in den letzten Jahren immens aufpoliert hat. Teilweise haben wir auf den neuen Märkten aber schlechte Karten, wenn wir einen Blick auf unsere Arbeitskostenentwicklung werfen. Dass unsere Maschinenbauer trotzdem Jahr für Jahr Exportrekorde aufstellen, zeigt wie innovativ sie sind und wie gut sie sich im internationalen Konkurrenzkampf behaupten.

Ich bin nicht sehr euphorisch was die kurzfristige Entwicklung unserer Stahl- und Eisen-Branche angeht. Fakt ist es herrscht eine gewaltige Überkapazität und diese wird auch bestehen bleiben. Hierzulande werden in Zukunft wenig neue Investitionen getätigt sondern vermehrt Umbauten und Abgrenzungen. Die Kunst liegt darin mit neuen Lösungsszenarien diesem Umbruch entgegenzutreten. Alpine Metal Tech hat das erkannt. Wir haben uns vom klassischen Maschinenlieferanten zum Gesamtlösungsanbieter entwickelt. Mit einzelnen Maschinenlieferungen können wir nur eingeschränkt unsere Fähigkeiten zu einem umfassenden Kundennutzen einbringen.

Wir liefern Gesamtpakete, sind Lösungsprovider, begleiten unsere Kunden über lokale Einheiten ein Leben lang, liefern vom Ersatzteil bis zum Verbrauchsstoff alles. Damit das funktioniert, braucht es zwei Grundvoraussetzungen: Erstens eine erweiterte Produktpalette und ein Servicenetzwerk, das auf lokalen Geschäftseinheiten aufbaut. USA und Brasilien sind klassische Serviceländer geworden, dort verstärken wir unser Servicenetzwerk gezielt. Auch in Indien punkten wir mit Gesamtpaketen, dort ist auch demnächst ein neuer Standort geplant. Der Markt wird mit schlechten Preisen überhäuft, Projekte müssen oft verschoben werden, die Konkurrenz ist groß. Wer hier nicht auf dezentralen Service und zentrale technische Kompetenz setzt, hat verloren.

ALPINE METAL TECH ist Factory WACHSTUMSCHAMPION 2014 mit einer Umsatzsteigerung von über 72 Prozent.

Bisher hat die historisch einmalige großzügige Geldpolitik der EZB ihr Ziel verfehlt. Trotz massiver Geldschwemme an Banken in der Eurozone befinden sich die relevanten Kennzahlen Geldmenge M3 und Inflation weiter auf dem Rückzug. Die Kreditvergabe an den privaten Sektor (Private und Unternehmer) ist so gering wie noch nie. Während in Deutschland und Österreich zumindest eine "schwarze Null" steht, haben die Problemstaaten im Süden Europas mit Rückgängen im teilweise zweistelligen Prozentbereich zu kämpfen. Genau das, was ein Staat in Zeiten einer Schuldenkrise, hoher Arbeitslosigkeit, schwacher Konjunktur und wenig Investitionen nicht braucht.

Tatsache ist, dass insbesondere Unternehmenskredite noch immer viel zu teuer sind. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Basel III, EZB-Stresstest, regulatorische Anforderungen: Die Kreditvergabe ist alles andere als einfach. Und Geldverdienen geht viel leichter: Solange die EZB Staatsanleihen als Sicherheiten akzeptiert, kauft beispielsweise eine Bank in Spanien spanische Bonds mit einer Rendite von 2,5 Prozent, legt sie zur EZB als Besicherung für Tenderoperationen und refinanziert sich so zu 0,15 Prozent. Ein satter, fast risikoloser Gewinn von 2,35 Prozent.

Nun startet die EZB etwas Neues: Gebunden an die Kreditvergabe an den privaten, nicht finanziellen Sektor, also klassische Investitionskredite, können Banken in Europa nun an sehr günstige 4-Jahres-Gelder kommen. Wer keine Kredite vergibt, muss dieses Geld wieder zurückzahlen. Ob das die lahmende Kreditvergabe wieder anschiebt, bleibt spannend.