Digitalisierung : Spitz digitalisiert mit Siemens Werk in Attnang-Puchheim

Spitz Siemens Digitalisierung Attnang-Puchheim
© www.wernerharrer.com / Christian Holzinger

Um seine Produktion zukunftsfit zu machen, hat Spitz in einem umfassenden Digitalisierungsprojekt gemeinsam mit Siemens die Herstellung von Fruchtsäften und Co. In Attnang-Puchheim optimiert. Das soll die Basis für weiteres Wachstum sein und den Standort Österreich langfristig absichern. Spitz kann künftig neue Produkte schneller auf den Markt bringen, was ein wichtiger strategischer Wettbewerbsvorteil ist. Der digitale Datenaustausch ermöglich eine Flexibilisierung und zeitliche Optimierung der Herstellung. Das führt dazu, dass Lebensmittel schneller und mit weniger Ressourcenaufwand hergestellt werden können. „Mit Siemens haben wir einen erfahrenen und verlässlichen Partner gefunden, der uns bei der Umsetzung unserer Strategien optimal unterstützt. Siemens konnte sehr flexibel und rasch auf die unterschiedlichen Anforderungen unseres inhomogenen Produktportfolios eingehen und uns moderne und langfristige Lösungen anbieten, die sich kontinuierlich verbessern und ausbauen lassen“, so Walter Scherb jun., CEO der Spitz-Gruppe.

Produktwechsel per Knopfdruck

1,3 Millionen Produkte auf rund 2.000 Paletten verlassen täglich das Lebensmittelwerk von Spitz. Die Herausforderungen für das Unternehmen liegen in der großen Vielfalt und kleinen Chargenzahl von Produkten, die auf 30 Fertigungslinien und 35 Abfüll- und Verpackungsanlagen hergestellt werden. Um effizient und wettbewerbsfähig zu produzieren, muss die Fertigung hohe Qualitätsstandards erfüllen und gleichzeitig sehr flexibel sein. Eine Herausforderung, die die Digitalisierungsexperten von Siemens gemeinsam mit Spitz gelöst haben. Praktisch per Knopfdruck wird auf einer Fertigungslinie von einem aufs andere Produkt gewechselt. Jeder Produktwechsel muss optimiert sein, damit möglichst wenig Schwund und keine Verzögerungen entstehen. Zwar sind bestimmte Rüstzeiten an Maschinen zu berücksichtigen, doch die eigentliche Prozesssteuerung, das Abrufen der für das jeweilige Produkt nötigen Rohstoffe in vorgegebenen Mengen sowie die erforderlichen Materialien für die abschließende Verpackung erfolgen vollautomatisch. Auftragsdaten werden auf direktem Weg mit dem laufenden Prozess verknüpft, zeitgleich Produktions- und Verbrauchsdaten ins übergeordnete System geliefert. „Ein derartiger Datenaustausch erfolgte früher oft auf Papier“, berichtet Werner Schöfberger, Leiter des Bereichs Prozessautomatisierung bei Siemens in CEE, „verbunden mit hoher Zeitverzögerung und Fehleranfälligkeit.“ Mittels Digitalisierung wird dieser Prozess automatisiert und funktioniert auf allen Anlagen gleich. Das hat wiederum den Vorteil, dass die Daten aller Produktionsbereiche vollständig, konsistent und letztlich vergleichbar sind. Schöfberger: „Ein wesentliches Feature jedes Digitalisierungsprojekts ist, dass man korrekte und konsistente Daten erhält.“

Schnellere Produktentwicklung und weniger Ressourcenverbrauch

Automatisierung, Digitalisierung und Industrie 4.0 haben für Spitz einen hohen Stellenwert und stehen im Zentrum der Weiterentwicklung des Unternehmens. Mittels Digitalisierung sollen neue Produkte noch schneller hergestellt und auf den Markt gebracht werden. Die knapp bemessene Time-to-market ist ein wichtiger strategischer Wettbewerbsvorteil. Spitz erhält künftig ganz genaue Daten und Analysen über die Produktion in Attnang-Puchheim. Sämtliche Silo-Füllstände werden im neuen Produktionssystem manuell chargenbezogen erfasst, daneben aber auch Art und Qualität der Rohstoffe – ein wichtiger Faktor in der Lebensmittelproduktion. Nach Entnahme eines bestimmten Rohstoffs aus dem Silo bzw. von der Palette wird die Menge und der weitere Weg in den einzelnen Produktionslinien genau dokumentiert.

Schlaues Rezeptmanagement

Basierend auf dem im Herbst 2018 abgeschlossenen Digitalisierungsprojekt, könnten künftig sämtliche Silo-Füllstände automatisiert erfasst werden. In einem weiteren Schritt wird es möglich sein, die einzelnen Rezepturen abhängig von den Eigenschaften der Rohstoffe anzupassen. Bei der Zuführung zum Verarbeitungsprozess wird beispielsweise der Zuckergehalt eines bestimmten Rohstoffs gemessen. Abhängig vom Ergebnis der Messung wird automatisch die Rezeptur neu berechnet und wenn erforderlich abgeändert, um ein Endprodukt zu erhalten, das in Geschmack, Textur und Aussehen immer gleich bleibt. Die Basisdaten der Rohstoffe beeinflussen also direkt das Rezept. Willkommener Nebeneffekt: Eine Rohstoffverwechslung ist ausgeschlossen. „Das System verifiziert, ob der zugeführte Rohstoff auch wirklich zum Auftrag gehört“, erläutert Schöfberger. Tritt ein Fehler auf, schlägt das System umgehend Alarm.