Nachgefragt : Sieben größten Fehler bei Energieeffizienzprojekten

Seit 10 Jahren ist Walter Helmberger im Namen der Energieeffizienz bei Österreichs Produktionsbetrieben unterwegs. Zu seinen Spezialitäten zählt es Energieflüsse akribisch zu analysieren und zu optimieren. Auf seine Hilfe vertrauen bereits renommierte Betriebe wie BMW Motoren in Steyr, Fronius, Fischer und Fill. Aus seiner Erfahrung kennt Helmberger die größten Fehler bei Energieeffizienzprojekten. Die sieben größten No-Gos.

Was falsch läuft: Laufzeiten der Maschinen gar nicht oder falsch berücksichtigen

Das rät der Experte: Meist werden Grundlastzeiten völlig zu gering geschätzt und daher kein Wert auf das korrekte Abschalten der Maschinen gelegt. Wer also weiß, dass Maschinen im Zwei-Schichtbetrieben die Hälfte der Zeit nicht produzieren, weiß auch, wo wirklich Energie gespart und Kosten gesenkt werden können.

Was falsch läuft: Wird nur auf den Verbrauch an elektrischer Energie geachtet, fallen bis zu 40 Prozent der Energiekosten unter dem Tisch.

Das rät der Experte: Medienverbräuche der Maschinen analysieren und verstehen wo die Energie wirklich hinläuft. Mit dem Maschinenhersteller gemeinsam Minimaleinstellungen für Druckluft, Kühlwasser und Kühlschierstoff festlegen.

Was falsch läuft: Betrieb kennt die eigenen Leistungskennzahlen der Medienerzeugung und Medienverteilung nicht

Das rät der Experte: Wer nicht weiß, wie viel er für die Erzeugung der wichtigsten Betriebsmedien benötigt, kann keine Verbesserung erzielen. Es muss klar sein, wie viel kWh werden für einen N³ Druckluft aufgewendet? Oder wie viel KWh werden für eine KW Kälteleistung verbraucht und genauso wie viel Energie wird für die Versorgung pro Liter Kühlschmierstoff benötigt? Ohne dieses Wissen kann nicht bewertet werden, welche Kosten für den Betrieb der Maschinen wirklich anfallen und welche von zwei Maschinenvarianten schlussendlich die Energieeffizienteste ist.

Was falsch läuft: Herstellerangaben zum Energieverbrauch nicht hinterfragen

Das rät der Experte: Herstellerangaben zum Energieverbrauch sind oft vage oder ungenau. Bei der Abnahme der Maschine gehören die Energie- und Medienverbräuche mit abgenommen. Viele messen den Energieverbrauch der gelieferten Maschine nicht nach. Demnach haben sie keine Ahnung wie viel Energie die Maschine benötigt und damit gibt es keine Ziele für die Produktion und für den Einkauf bei Ersatzinvestitionen.

Was falsch läuft: Einstellungen der Maschine für den energieeffizientesten Betrieb nicht dokumentieren

Das rät der Experte: Wer Energiekennzahlen nicht dokumentiert oder nach einem Umbau oder Service der Maschine die Kennzahlen nicht kontrolliert, fällt dem Sicherheitsdenken der Betreiber zum Opfer. Hier können bereits realisierte Einsparungen wieder verloren gehen. Deshalb alle energierelevanten Einstellungen immer genauestens dokumentieren ansonsten werden plötzlich wieder Maschinen laufend warm gehalten oder laufen Umwälzpumpen wieder einfach durch.

Was falsch läuft: Mitarbeiter an den Maschinen werden nicht eingeweiht, Energieverbräuche nicht visualisiert.

Das rät der Experte: Energieeffizienz ist ein Mannschaftswettbewerb, ohne Ziele und Visualisierung der Energieverbräuche können die Betreiber der Anlagen nichts zur Energieeffizienz beitragen. Deshalb unbedingt eine Monitoringlösung, die Ist/Soll-Status zeigt, einführen. Teamarbeit ist auch die Beschaffung der energieeffizienten Maschine. Hier ist wichtig, dass es auch klare Ziele für den Einkauf gibt. Ohne Ziele für die Energieeffizienz kauft der Einkauf natürlich die billigste Variante und kippt alles raus, was die Energieeffizienz steigern könnte.

Was falsch läuft: Das Controlling für die Investitionsrechnungen wird mit Schätzwerten bei der Investitionsrechnung versorgt.

Das rät der Experte: Hinterfragen mit welchen Energieverbräuchen im Controlling Investitionen bewertet werden. Die „Total Cost of Ownership“ müssen bei der Investitionsrechnung unbedingt berücksichtigt werden. Die beste Erfassung der Energiekosten bei der Beschaffung der Maschinen bringt nichts, wenn das Controlling bei der Investitionsrechnung nur mit Schätzwerten rechnet und die energieeffiziente Anlagen wegen gering höheren Anschaffungskosten auf der Strecke bleibt.