Dematic : Service mit Tradition und Zukunft

Kommissionierung
© Dematic

Der Spezialist für Trinkwasser-, Sanitär- und Heizungsinstallation sowie Kälte- und Industrieanlagen Nussbaum hat zusammen mit Logistikprofi Dematic Ende August eine neue Logistikanlage in Betrieb genommen. Der Grund: Das Schweizer Traditionsunternehmen stieß aufgrund des starken Wachstums mit dem 2004 erbauten Lager und den überwiegend manuell organisierten Prozessen bald an seine Kapazitätsgrenzen. Täglich werden hier bis zu 800 Aufträge aus einem Sortiment von über 5.000 Artikeln schweizweit verschickt.

Nussbaum wollte unbedingt die bestehenden Lager weiter nutzen und allenfalls durch eine Bauerweiterung ein neues modernes Lager mit mehr Platz, mehr Automatisierung sowie schnelleren Prozessen realisieren. Ausschlaggebend für die Wahl von Dematic war neben der Einhaltung der vorgegebenen Restriktionen die Gesamtlösung, die auch die nächsten Wachstumsschritte bereits berücksichtigt. Die heutige Anlage integriert das bestehende HRL mit rund 4.000 Stellplätzen, das jetzt als Lager für Paletten mit schweren beziehungsweise aufgrund der Größe nicht behälterfähigen Artikeln dient. Alle anderen Artikel werden entweder bereits in der Produktion oder im Wareneingang in Behälter gepackt, im System vereinnahmt und anschließend in das neue automatische Kleinteilelager (AKL) oder ins Multishuttle eingelagert. Dafür ist neben dem HRL ein fast baugleicher Zwillingscubus entstanden, der zum einen das 4-gassige AKL im Erdgeschoss als auch das ebenfalls 4-gassige Multishuttle im Untergeschoss aufnimmt.

600 Doppelspiele pro Gasse.

Das AKL mit Platz für rund 42.600 Behälter bei doppeltiefer Lagerung dient als Nachschublager für das Multishuttle. Die MiniLoad-Regalbediengeräte erreichen bis 100 Doppelspiele pro Gasse und Stunde. Über einen Lift gelangen die Behälter vom Erdgeschoss ins Multishuttle-Lager, das auf 12 Ebenen bei doppeltiefer Lagerung 13.400 Behälter aufnehmen kann. Nussbaum hat sich bewusst für die neue Multishuttle-Generation mit den leichteren Shuttlefahrzeugen entschieden, die Geschwindigkeiten bis 4 m/s erreichen. Dadurch sind auf dieser Anlage bis 600 Doppelspiele pro Gasse und Stunde möglich.

Aus dem Multishuttle werden die vier über Fördertechnik angebundenen Kommissionierarbeitsplätze mit Artikelbehältern und auch mit Leerbehältern, versorgt. An einem Arbeitsplatz können bis zehn Aufträge gleichzeitig kommissioniert werden. Dazu ist oberhalb der Kundenauftragsbehälter ein Pick-by-Light System installiert. Über einen Bildschirm wird dem Kommissionierer ein Foto der bestellten Ware angezeigt, während die Anzeige über den Kundenauftragsbehältern informiert, in welchen Behälter und in welcher Stückzahl die Ware gelegt werden muss. Bei der Gestaltung der Arbeitsplätze spielte das Thema Ergonomie für die Mitarbeiter eine große Rolle. In Spitze können über alle vier Stationen 960 Artikelbehälter sequenziert in der Stunde abgearbeitet werden. An auftragsstarken Tagen werden bei Nussbaum so rund 7.500 Positionen kommissioniert.

Auch an Selbstabholer wurde gedacht.

Eine Besonderheit ist der über die Fördertechnik angebundene Thekenarbeitsplatz für Selbstabholer. Kommt von hier ein Auftrag rein, muss die Anlage diesen sofort bearbeiten. Dazu werden alle auf der Anlage befindlichen Behälter mit Hilfe der Freifahrfunktion auf Pufferplätze gefahren, damit die von der Theke angeforderten Artikelbehälter direkt aus dem Multishuttle zum Thekenarbeitsplatz transportiert werden können. Dort entnimmt ein Mitarbeiter die benötigte Menge und schiebt den Behälter wieder ab.

Parallel zu der Erweiterung im Lager hat Nussbaum das alte Lagerverwaltungs- und Steuerungssystem abgelöst und Dematic mit der Einführung von SAP Extended Warehouse Management (EWM) beauftragt. Das System ist Bestandteil von SAP Supply Chain Management (SAP SCM) und unterstützt die komplexen und hochautomatisierten Prozesse in modernen Lagern. Zudem konnte Dematic durch die Direktanbindung der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) der neuen Anlage mit Hilfe der SubDriver-Lösung auf zusätzliche Middleware verzichten. Der SubDriver ist eine wartungsfreie SPS-Baugruppe, die im Schaltschrank installiert, die RFC-Daten aus dem SAP-System in TCP/IP-Daten für die Kommunikation mit Speicherprogrammierbaren Steuerungen umwandelt.

In einem Folgeprojekt will Nussbaum zudem 2014 die Produktion per Fördertechnik anbinden, um die Produktionslinie direkt mit Behältern versorgen und die fertigen Produkte direkt ins AKL oder Multishuttle einlagern zu können. Dann geht die erfolgreiche Zusammenarbeit beider Unternehmen in die nächste Runde.