Intralogistik : Schwarm mit Charme: Wie Agilox-Roboter die Logistik erobern

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Wenn ein Unternehmen schon zehn Jahre am Markt ist und mehr als 150 intelligente Logistikroboter entwickelt, produziert und verkauft kann man es nicht mehr wirklich als Start-up-Firma bezeichnen. Das weiß Franz Humer, Geschäftsführer von Agilox freilich, aber „wir entwickeln uns ähnlich einem Start-up rasant im Logistikgeschäft weiter“, so der umtriebige Unternehmer, der vor zehn Jahren Agilox mit fünf anderen unternehmerisch Gleichgesinnten im oberösterreichischen Vorchdorf gegründet hat. Daher sei die Bezeichnung Start-up auch heute noch durchaus zutreffend. Erst kürzlich ist die oberösterreichische Beteiligungsgesellschaft bei Agilox mit 30 Prozent eingestiegen und hat frisches Geld eingebracht, damit Humer und seine fünf Partner der ersten Stunde mit den im eigenen Haus entwickelten und produzierten Logistikrobotern regional stärker punkten und Märkte in Amerika und Asien entern können. Selbständig zu werden war für Humer und seine Partner mit dem Wunsch verbunden unternehmerische Verantwortung zu übernehmen und mit guten Ideen alle Herausforderungen positiv zu bewältigen.

100 Millionen Euro wert

Im Jahr 2017 ist schon die Raiffeisen KMU Beteiligungsgesellschaft bei Agilox eingestiegen und gegenwärtig sind externe Investoren mit 44 Prozent und Humer und seine fünf Mitstreiter mit 56 Prozent am Unternehmen beteiligt. Nach nur zehn Jahren am Markt wird Agilox aktuell mit 100 Mio. Euro bewertet. Den hohen Firmenwert erklärt Humer gegenüber factory mit der vorhandenen Technologie, den Patenten, den bisher gelieferten Produkten und mit dem im Unternehmen vorhandenen Know-how, das den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Humer: „Wir werden in diesem Jahr 12 Mio. Euro Umsatz machen und diesen in den nächsten Jahren verdoppeln“. Dazu kommt das von Humer eingeschätzte „enorme Zukunftspotenzial unseres Unternehmens.“

BMW, Lufthansa, VW setzten auf Schwarmintelligenz

Womit Agilox weltweit punktet und nicht unbekannte Kunden wie BMW, Lufthansa, DHL, Volkswagen, Siemens oder China Tabacco beliefert sind Produkte im Bereich der Hochregal- und Fördertechnik mit ganz speziell entwickelter Steuerungstechnik einschließlich raffinierter Integration in vorhandene Warehouse-Strukturen. Im Jahr 2014 brachte Agilox fahrerlose Transportsysteme auf den Markt. Ein Beispiel dafür ist der mobile Agilox-One Logistikroboter. Humer: „Durch seine echte Schwarm-Intelligenz findet eine echte Kommunikation zwischen den Fahrzeugen in allen Logistik-affinen-Bereichen statt und es wird im Gegensatz zu anderen Systemen kein Leitsystem benötigt.“ Der Agilox-One kann Fahraufträge dynamisch verteilen und situationsabhängig umverteilen sowie die Fahrrouten im Lagerhaus dynamisch wählen. Er fährt autonom und frei von irgendwelchen Magnetstreifen im Boden oder Reflektoren an den Wänden.

Investor mit denselben kulturellen Wurzeln

Das Fahrzeug ist mittels Plug & Play einsatzbereit und in kürzester Zeit durch den Kunden in seine Umgebung integrierbar, verspricht Agilox. Um Einsatz kommen die ausschwärmenden Roboter im engen Produktionsumfeld sprich bei der Versorgung und Entsorgung in Nähe der Produktion. Entwickelt wurde der Roboter aus der Erkenntnis, dass fahrerlose Transportfahrzeuge in technischer Hinsicht oft schnell an die Grenzen stoßen. Ein flexibles Fahrzeug zu kreieren, das diese Grenze überwindet und dem Kunden hilft seine individuellen Prozesse mit Hilfe künstlicher Intelligenz zu optimieren war der Anspruch der Vorchdorfer. Der Erfolg gibt ihnen offenbar recht und war ausschlaggebend, dass die oberösterreichische Beteiligungsgesellschaft die Kasse für ein Investment öffnete. Humer: „Da die Zusammenarbeit mit der Raiffeisen KMU Beteiligungs AG seit 2017 partnerschaftlich gut funktioniert haben wir uns entschlossen - trotz zahlreicher Angebote internationaler Investoren - weiterhin auf einen regionalen und verlässlichen Partner zu setzen“ und die oberösterreichische Beteiligungsgesellschaft ins Boot zu holen. Der Vorteil, einen Investor mit gleichem kulturellen Background zu haben sei nicht zu unterschätzen.

Schmackhafte Amortisation

Für den Logistikroboter sprechen gleich mehrere betriebswirtschaftliche Vorteile: Der Agilox-One schließt die Lücke der in den Betrieben fehlenden Staplerfahrer und amortisiert sich firmeneigenen Angaben zufolge je nach Schichtbetrieb etwa in einem halben bis zu zwei Jahren. Niedrige Versicherungsprämien, geringer Strombedarf und der geringe Bedarf an Fahrfläche sind weitere Vorteile. Mit dem Agilox-One ist es aufgrund der intelligenten Routenführung möglich in räumlich sehr beengten Umgebungen zu arbeiten. Der Roboter ist ein Produkt „Made in Oberösterreich“, darauf weist Humer ausdrücklich hin und das sagt er mit spürbarem Stolz. Alles passiert am Firmenstandort in Vorchdorf: Entwicklung, Programmierung und Produktion. Bislang wurden 150 Roboter entwickelt und gebaut und in alle Welt hinaus exportiert. Agilox forciert weitere Innovationen und will im Dezember neue Produkte vorstellen. Welche das sein werden will Humer noch nicht verraten. Nur so viel: „Wir haben neue Produkte und Fahrzeugtypen auf unserer Entwicklungs-Roadmap.“